Aus der Hochschule

Von Lehr-, Prüf- und Examens-OSCEs

Die DPhG-Fachgruppe Klinische Pharmazie hat zum Erfahrungsaustausch geladen

BERLIN (du) | „OSCEs“ – Objective Structured Clinical Examinations – haben in der angelsächsischen Ausbildung von Pharmazie- und Medizinstudierenden einen hohen Stellenwert. Es handelt sich dabei um ein Prüfverfahren, das inzwischen auch verstärkt an deutschen Hochschulen vor allem in der Medizin, aber auch in der Pharmazie genutzt wird. An der FU Berlin haben sich nun auf Einladung der Fachgruppe Klinische Pharmazie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) Vertreter von neun pharmazeutischen Hochschulstandorten getroffen, um sich über das Verfahren zu informieren und auszutauschen.

Im Fach Klinische Pharmazie liegt neben der Vermittlung von Grundlagen der Fokus auf der Patientenorientierung. Problemorientiertes Lernen anhand von Patientenfällen und eine entsprechende praxisorientierte OSCE-Prüfung, in der der Prüfling seine Kompetenzen in Gesprächsführung und handlungsorientiertem Wissen unter Beweis stellt, werden inzwischen auch in Deutschland an einigen pharmazeutischen Hochschulen praktiziert. Bei einer OSCE-Prüfung durchläuft der zu Prüfende mehrere Sta­tionen, in denen er in Rollenspielen (Patient – Apotheker, Arzt – Apotheker) unterschiedliche Aufgaben in wenigen Minuten lösen muss und dabei von einem Prüfer anhand einer Checkliste bewertet wird.

Fotos: DAZ/du
OSCEs für die Klinische Pharmazie. Darüber referierten und diskutierten u. a. (1. Reihe v. l.) Prof. Dr. Thomas Lehr, Saarbrücken, Dr. Karen Luetsch, Brisbane, Prof. Dr. Charlotte Kloft, Berlin, Marina Weißenborn (3. Reihe,3. von rechts), Heidelberg, Dr. Bettina Stollhof, Mainz (1. Reihe rechts). Prof. Dr. Ulrich Jaehde (rechtes Bild) berichtete über die Erfahrungen der Universität Bonn.

Obligatorisch in Mainz

An der Universität Mainz zählen OSCE-Prüfungen inzwischen zum obligatorischen Leistungsnachweis, wie Dr. Bettina Stollhof, Lehrbeauftragte der Universität Mainz, ausführte. Ebenfalls eingesetzt werden OSCEs im Rahmen der Ausbildung in klinischer Pharmazie an der Universität Heidelberg. Hier ist die Teilnahme freiwillig, so Marina Weißenborn von der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie des Universitätsklinikums Heidelberg. Es erfolgt auch keine Benotung.

Die Universität Bonn konnte in der Zeit von 2008 bis 2013 mithilfe von Geldern aus der Studiengebühr freiwillige OSCE-Prüfungen anbieten, über die Prof. Dr. Ulrich Jaehde berichtete. Da diese besondere Prüfungsform sehr personalintensiv ist und zudem hohe Anforderungen an Organisation und Durchführung stellt, ruht das Projekt nach Wegfall der Studiengebühren.

Fester Bestandteil in Australien

In Australien sind hingegen OSCE-Prüfungen fester Bestandteil des Pharmaziestudiums. Sie dienen darüber hinaus dem Kompetenznachweis in der Praxis tätiger Apotheker. Und so konnte Dr. Karen Luetsch, School of Pharmacy, University of Queensland, Brisbane/Australien, für eine beson­dere Herausforderung im Rahmen von OSCEs sensibilisieren: die objektive Kompetenz-Bewertung des zu Prüfenden. Vor diesem Hintergrund werden an der University of Queensland als Patienten nur besonders geschulte Schauspieler eingesetzt, die auch nach der Beratung durch mehrere Studierende bzw. Apotheker weitestgehend unbeeinflusst agieren bzw. reagieren. Darüber hinaus müssen für die Bewertung Checklisten entwickelt und auch die Bewerter entsprechend geschult werden.

Am Ende der Veranstaltung bestand Konsens, dass sich OSCEs sicher sinnvoll in Lehre und Prüfung während des Pharmaziestudiums im Fach Klinische Pharmazie nutzen lassen, aber dieses Tool auch eine Option für andere Fächer innerhalb des Fächerkanons der Pharmazie sein könnte. Studierende sollten frühzeitig und damit schon im Grundstudium mit diesem Verfahren vertraut gemacht werden – Stichwort „Lehr-OSCEs“. Obligatorische „Prüf-OSCEs“ am Ende des achten Semesters erscheinen wünschenswert, wobei sich hier die Frage stellt, wie bei Nichtbestehen verfahren werden soll. Denn eine zeitnahe Wiederholung noch im gleichen Semester erscheint angesichts des hohen Aufwandes, den die Durchführung eines solchen Prüfparcours erfordert, unrealistisch. Die Option, obligatorische OSCE-Prüfungen in einem früheren Semester durchzuführen, wurden kritisch gesehen, da keinesfalls auf pharmakologisches Wissen verzichtet werden kann. Darüber hinaus ist zu hinterfragen, ob und in welchem Umfang dieses Verfahren an kleineren Standorten umgesetzt werden kann. Und nicht zuletzt muss der Nutzen sichergestellt werden, was wiederum eine kontinuierliche Evaluation erfordert.

Nicht nur im Studium

Neben dem Einsatz von OSCEs im Studium sieht man ein großes Potenzial dieser praxisnahen Prüfmethode im Praktischen Jahr und im dritten Staatsexamen („Examens-OSCE“). Prof. Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer Arzneimittel der ABDA, regte zudem an, den Einsatz von OSCEs auch im Rahmen der Weiterbildung zu nutzen, so zum Beispiel bei der soeben von der Bundesapothekerkammer (BAK) verabschiedeten Weiterbildung „Medikationsmanagement im Krankenhaus“. Diese Bereichsweiterbildung für Apotheker in Krankenhäusern und klinikversorgenden Apotheken soll für die Tätigkeit als Stationsapotheker qualifizieren. Auch im Rahmen weiterer AMTS-Projekte wie Athina sowie im Pseudo-Customer-Bereich könnten OSCEs eine Option sein.

Die DPhG-Fachgruppe Klinische Pharmazie prüft nun den Aufbau eines Online-Netzwerks, in dem Erfahrungen ausgetauscht und Materialen zur Verfügung gestellt werden können. Darüber hinaus wurde der Wunsch geäußert, in weiteren Treffen nicht nur mit Vertretern der Hochschulen, sondern auch mit Vertretern der Landesapothekerkammern den Erfahrungsaustausch fortzusetzen. |

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