Arzneimittel und Therapie

Manipulierter HPV-Impfstoff

Gardasil®-Fälschung an Etikett und Spritzenkolben erkennbar

jb/cst | Was steckt in der Spritze: Neunfach-Impfstoff gegen humane Papillomaviren (HPV) oder Pneu­mokokken-Impfstoff? Nachdem letzte Woche aus einer Apotheke eine Fälschung der HPV-Vakzine Gardasil® 9 gemeldet wurde, sollten Apotheker wachsam sein. Nach der­zeitigem Kenntnisstand handelt es sich bei der bestätigten Produktmanipulation aber um einen Einzelfall.

Am 29. Oktober wurde die Firma MSD Sharp & Dohme GmbH durch eine Apotheke über Unstimmigkeiten bei einer Gardasil®-9-Spritze informiert.

Beanstandet wurde die Spritze selbst. Sie sei mit zwei unvollständigen, übereinandergeklebten Etiketten gekennzeichnet gewesen, heißt es im Informationsschreiben des Herstellers. Das obere Etikett sei das größere Deck­etikett von Gardasil® 9 gewesen – ohne Angaben zur Charge. Darunter habe sich ein Grundetikett von Pneumovax® 23 mit der Chargenbezeichnung R008570 befunden – um 90° verdreht aufgeklebt. Weitere Abweichungen gab es offensichtlich beim Spritzenkolben: Der sei lila gewesen wie bei Pneumovax® 23 und nicht dunkelbraun wie bei Gardasil® 9 (s. Abbildung).

Fotos: MSD Sharp & Dohme GmbH
Der Spritzenkolben ist bei Gardasil® 9 dunkelbraun, bei Pneumovax® 23 lila.

Die Blisterverpackung schien intakt. Die beanstandete Spritze befand sich in einer Gardasil®-9-Umverpackung mit der Chargennummer R014446.

Das Beanstandungsmuster sei vorsätzlich außerhalb des Verfügungsbereichs von MSD manipuliert worden. Das bestätigten Analysenergebnisse. Weitere Fälle sind bislang nicht bekannt geworden, so Hersteller MSD. Unklar bleibt, wie die gefälschte Spritze in die Apotheke gelangt sein könnte. Hierzu konnte MSD keine näheren Angaben machen.

Bestände prüfen

Apotheken sollen belieferte Institutionen angemessen informieren und Gardasil®-9-Packungen mit der Charge R014446 überprüfen. Darum bittet die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). MSD hat dazu Kriterien angegeben, anhand derer eine Originalverpackung identifiziert werden kann (s. Kasten). Besteht ein Fälschungsverdacht, sollen die jeweiligen Packungen in Quarantäne genommen werden. Außerdem ist umgehend die zustän­dige Behörde sowie die AMK zu informieren. |

„Echtes“ Gardasil® 9 erkennen

Auf der Spritze müssen vier Etiketten angebracht sein:

  • Weißes Grundetikett (verbleibt auf der Spritze) mit Angaben zu Produktname, Dosierung, Charge/EXP, Barcode
  • Kleineres transparentes Etikett mit Angaben zu Produktname, Charge/EXP (mit Perforation)
  • ❸ Kleineres weißes Etikett mit Angaben zu Produktname, Charge/EXP (mit Perforation)
  • Großes weißes Decketikett mit Angaben zu Produktname, Dosierung und Zulassungsinhaber (mit Perforation)

Der Etikettentext muss parallel zum Spritzenkörper ausgerichtet sein.Der Spritzenkolben ist dunkelbraun.

Foto: MSD Sharp & Dohme GmbH

Quelle

Gardasil® 9, Injektionssuspension in einer Fertigspritze: Einzelfall einer bestätigten Fälschung. Information des Herstellers. AMK-Meldung 46/18 vom 12. November 2018. www.abda.de

Schriftliche Auskunft der Firma MSD Sharp & Dohme GmbH vom 15. November 2018

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