Arzneimittel und Therapie

Gesünder altern

Omega-3-Fettsäuren könnten helfen

Der Nutzen von Omega-3-Fettsäuren wird immer wieder kontrovers diskutiert (s. auch DAZ 2018, Nr. 36, S. 23). Nun erhalten Befürworter einer Supplementation Rückenwind durch eine aktuelle Studie: Höhere Spiegel an Omega-3-Fettsäuren waren mit einem geringeren Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen im Alter assoziiert.

Weltweit leben die Menschen immer länger. Zwischen 2015 und 2050 wird sich der Anteil der über 60-Jährigen von 12 auf 22% verdoppeln. Diese rasche (Über-)Alterung der Bevölkerung geht mit einer erhöhten Prävalenz für chronische Erkrankungen einher. Der Fokus liegt nun auf einem „gesunden Altern” (Healthy Ageing) – nicht das hohe Alter allein zählt, sondern dieses ohne chronische Erkrankungen und ohne kognitive und physische Einschränkungen erleben zu dürfen.

Ein Ansatz, auf dem viele Hoffnungen ruhen, ist die Einnahme ungesättigter Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, Meeresfrüchten und Gemüse. In den meisten bisher durchgeführten Studien wurde die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren jedoch nur anhand von Fragebögen zu Essgewohnheiten ermittelt, nur wenige Studien arbeiteten tatsächlich mit Biomarkern. Und wenn, wurden die Omega-3-Fettsäure-Spiegel nur einmal zu Studienbeginn erhoben. Nun wurde erstmals eine Studie durchgeführt, bei der der Zusammenhang zwischen im Blut zirkulierenden Omega-3-Fettsäuren und einem gesunden Alterungsprozess bei älteren Menschen anhand mehrerer Messwerte über einen längeren Beobachtungszeitraum untersucht wurde.

In die prospektive Kohortenstudie wurden 2622 gesunde Erwachsene aus den USA mit einem Durchschnittsalter von 74 Jahren eingeschlossen, die über einen Zeitraum von 22 Jahren begleitet wurden. Die Plasmaspiegel der Omega-3-Fettsäuren wurden zu Beginn der Studie sowie nach sechs und dreizehn Jahren gemessen. Dabei wurden der Gesamtgehalt an ungesättigten Fettsäuren sowie der Anteil der einzelnen ungesättigten Fettsäuren ermittelt, nämlich α-Linolensäure aus Pflanzen sowie Eicosapentaensäure, Docosapentaensäure und Docosahexaensäure aus Fisch und Meeresfrüchten.

Foto: Ljupco Smokovski – stock.adobe.com

Hohe Plasmaspiegel vorteilhaft

Als primärer Zielparameter wurde ein „gesundes Altern” definiert, d. h. das Überleben ohne chronische Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs, Lungenerkrankungen und schwere chronische Nierenerkrankungen), keine kognitive und physische Einschränkung, oder in einem Alter von > 65 Jahren zu versterben, ohne eine dieser Beeinträchtigungen aufzuweisen.

Bei 89% der Probanden wurde ein „ungesundes Altern” festgestellt, bei 11% ein „gesundes Altern”. Hohe Plasmaspiegel von Gesamt-Omega-3-Fettsäuren gingen mit einem 18% niedrigeren Risiko für „ungesundes Altern” einher. Hohe Eicosapentaensäure- und Docosapentaensäure-Spiegel waren mit einem 15 bzw. 16% niedrigerem Risiko verbunden. Für Docosahexaensäure und α-Linolensäure konnte kein Einfluss auf ein „gesundes Altern” festgestellt werden.

Die sogenannte Cardiovascular Health Study lässt allerdings einige Fragen offen, wie: Ist der Einfluss der α-Linolen­säure wirklich so gering? Wie stark werden die Plasmaspiegel von der Ernährung bestimmt? Welchen Einfluss haben metabolische Effekte? Zudem lassen epidemiologische Daten wie diese lediglich auf Assoziationen und nicht auf einen Kausal­zusammenhang schließen. Dennoch liefert die Studie Hinweise auf posi­tive Effekte von Omega-3-Fettsäuren auf ein gesundes Altern. Und vielleicht hatte Konfuzius recht, als er sagte: Gib einem Mann einen Fisch, und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen, und du ernährst ihn für sein Leben. |

Quelle

Lai HT et al. Serial circulating omega 3 polyunsaturated fatty acids and healthy ageing among older adults in the Cardiovascular Health Study: prospective cohort study. BMJ 2018;363:k:4067

Zhu Y et al. Omega 3 polyunsaturated fatty acids and healthy ageing. BMJ 2018;363:k:4263

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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