Aus der Hochschule

Tübinger Pharmaziestudenten in Malawi

Gemeinsame studentische Forschungsprojekte zur Arzneimitteltherapie in Afrika

Im Rahmen des Kurses „Pharmacy in Global Health“ an der Universität Tübingen durften fünf Tübinger Pharmaziestudenten an einem Austausch mit dem Pharmacy Department des College of Medicine der University of Malawi in Blantyre teilnehmen.
Foto: J. Mponda
Die Teilnehmer des Workshops zu traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln in Malawi, unter Beteiligung von Tübinger ­Pharmaziestudierenden.

Drei von uns besuchten zunächst einen fünftägigen Workshop zu traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln in Malawi. Anschließend begleiteten und unterstützten wir malawische Pharmaziestudierende vier Wochen lang bei der Datensammlung zu ihrer ­Bachelorarbeit. Jeder von uns arbeitete mit einer anderen Gruppe malawischer Studenten, an unterschiedlichen Themen, zusammen.

Eine Gruppe besuchte 24 Health Centres (vergleichbar mit einer ambulanten Praxis), um den Bestand von Malaria-Medikamenten und Antihypertensiva zu dokumentieren und daraus Verfügbarkeit und Verbrauch abzuleiten. Eine andere Gruppe führte eine Befragung der Bevölkerung der Stadt Blantyre zur Selbstmedikation mit Malaria-Medikamenten durch. ­Asthmapatienten im Queen Elizabeth Central Hospital in Blantyre und im Kamuzu Central Hospital in der Hauptstadt Lilongwe wurden von der dritten Gruppe zu ihrem Wissen über die Erkrankung und deren Therapie befragt. Die vierte Gruppe analysierte im Queen Elizabeth Central Hospital und im Kamuzu Central Hospital Patientenakten auf Medikationsfehler in der Insulintherapie von Diabetikern. Meine eigene Gruppe analysierte ­Patientenakten im Queen Elizabeth Central Hospital. Unser Ziel war es, den Einsatz von Ceftriaxon und Meropenem zu dokumentieren und dabei festzustellen, ob der Einsatz den nationalen Therapierichtlinien entsprach.

Bei unseren Projekten fiel auf, dass die Malawis oft gute Kenntnisse über diverse Krankheiten und ihre Therapie besitzen, doch sind nicht immer überall ausreichend Medikamente ­vorhanden. Teilweise existieren auch viele Vorurteile gegenüber den Therapien. Antibiotika werden oft als Mittel der 1. Wahl eingesetzt, obwohl die Diagnose noch nicht durch Labortests gesichert ist. Zudem besteht ein Mangel an Fachpersonal wie Ärzten und Krankenschwestern, um eine gute ­medizinische Betreuung im Krankenhaus zu gewährleisten.

Die staatliche Gesundheitsversorgung in Malawi ist für die Bewohner kostenlos. Da die Gesundheitsversorgung aber aus knappen Steuergeldern finanziert wird, reicht oft das jährliche Budget der Krankenhäuser nicht aus, um die Medikamentenversorgung kontinuierlich aufrechtzuerhalten.

Während unseres Aufenthalts durften wir auch an den Wochenenden das Land bereisen und die Kulturen erfahren. In Malawi leben verschiedene ethnische Gruppen. In einem Museum in Mua Mission durften wir die Traditionen der drei größten Gruppen (Chewa, Ngoni und Yao) etwas genauer kennenlernen. Die traditionelle Medizin spielt noch eine große Rolle.

Außerdem besuchten wir den bekannten, wunderschönen Malawi-See, das hochgelegene Zomba-Plateau mit ­seinen seltenen (Arznei-)Pflanzen, und wir machten gemeinsam mit den malawischen Studenten einen Ausflug zum Mulanje-Massiv. Dieser Ausflug war ein Highlight für die Malawis, von denen viele über extrem wenig Geld verfügen und sich daher Reisen nicht einmal im eigenen Land leisten können.

Uns alle hat der Aufenthalt in Malawi verändert. Wir durften die warme und herzliche Art der Malawis erfahren, haben Freunde gefunden, haben einige Probleme dieses Landes gesehen und auch ein Stück weit uns selbst besser kennengelernt.

Ich möchte ganz herzlich dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) danken, der unseren Aufenthalt, im Rahmen einer von Prof. Lutz Heide beantragten Hochschulkooperation, finanziert hat.

Mit einem Satz von einer Britin, die seit neun Jahren in Malawi lebt, möchte ich abschließen: „Auch wenn es viele Probleme in diesem Land gibt und nicht immer alles so läuft wie geplant, am Ende sind die Leute hier glücklicher als in Europa.“ Und genau das durften wir erfahren und für unser Leben mitnehmen. |

Wanda Siewert, Pharmazeutisches Institut, Universität Tübingen

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