Arzneimittel und Therapie

Testosteron für Männer mit COPD

Hinweise auf eine geringere Hospitalisierungsrate

Bei Männern mit chronisch obstruk­tiver Bronchitis lässt sich häufig ein Testosteron-Mangel nachweisen. Biologische Untersuchungen und erste klinisch-pharmakologische Studien legen nahe, dass sie von einer Testosteron-Substitution profitieren könnten – sei es durch eine direkte Wirkung auf die Atemmuskulatur, sei es durch eine verbesserte Grundkonstitution. Zwei datenbankgestützte Kohortenstudien unterstützen diese Hypothese.

In der ersten Kohortenstudie wurden 450 Männer im Alter von 40 bis 63 Jahren eingeschlossen, in der zweiten 253 Männer, die alle älter als 66 Jahre waren. Verglichen wurde jeweils primär die Zahl der COPD-bedingten Krankenhauseinweisungen in den 12 Monaten vor und nach der Therapie mit Testosteron. In einem zweiten Schritt wurde mittels eines speziellen Modells diese Pre-post-Analyse für behandelte und unbehandelte COPD-Patienten erweitert.

Im Vergleich zum Pre-post-Effekt der nicht-behandelten Patienten zeigte sich für beide Altersgruppen ein Vorteil durch die Testosteron-Behandlung: Für die Männer mittleren Alters ergab sich unter Testosteron eine um 4,2% geringere Hospitalisierungsrate im Vergleich zur Nichtanwendung (p = 0,03), für die Männer über 66 Jahre ein Rückgang von 9,1% (p = 0,04) – was allerdings wohl der sehr hohen Hospitalisierungsrate in der unbehandelten Gruppe geschuldet ist.

Limitationen sind unter anderem die kleinen Gruppengrößen und fehlende Daten bzgl. möglicher Störfaktoren (z. B. Nutzung nicht rezeptpflichtiger Arzneimittel oder Alkoholkonsum). Das Ergebnis ist eine gute Grundlage, um mittels weiterer Studien zu klären, welche Männer mit COPD von einer Testosteron-Behandlung tatsächlich profitieren. |

Quelle

Baillargeon J et al.: Testosterone replacement therapy and hospitalization rates in men with COPD. Chron Resp Des 2018. DOI:10.1177/1479972318793004

Apothekerin Dr. Maren Flügel

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