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Wirtschaftsseminar des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern

ROSTOCK (tmb) | Beim Wirtschafts­seminar des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 17. Oktober in Rostock blickte der Verbandsvorsitzende Axel Pudimat auf den Deutschen Apothekertag zurück. Die Treuhand Hannover präsentierte die neuesten Ergebnisse der Apotheken im Land: höhere Umsätze, aber stagnierende Gewinne. Anschließend informierten sich die Seminarteilnehmer über Möglichkeiten der Digitalisierung.
Foto: DAZ/tmb
Axel Pudimat, Vorsitzender des AV Mecklenburg-Vorpommern, beklagte die fehlende Honorierung der Teilnotdienste in Mecklenburg-Vorpommern.

Pudimat bekräftigte, es sei das erklärte Ziel der ABDA, das Apothekenhonorar aufgrund der Wertentwicklung zu dynamisieren und besondere Leistungen zusätzlich vergütet zu bekommen. Wenn die ABDA bei gut gemeinten Anträgen zur Honoraranpassung zur Vorsicht mahne, klinge das merkwürdig, liege aber an den gesetzlichen Vorgaben. Denn „das Honorarthema ist komplex und gefährlich, weil auch eine Absenkung möglich ist“, warnte Pudimat. Die ABDA-Arbeitsgruppe zur Honorierung habe viele Möglichkeiten durchdacht und wieder verworfen. „Die allerbeste Lösung, die für alle perfekt ist, wird es nicht geben“, folgerte Pudimat.

Kein Geld für Teilnotdienste

Außerdem erinnerte Pudimat an die in Mecklenburg-Vorpommern häufig durchgeführten Teilnotdienste. Im Interesse des Gesamtprojekts seien diese bei der Einführung des Notdienstfonds nicht berücksichtigt worden. „Jetzt haben wir die ziemlich ungerechte Lösung, dass die teildienstleistenden Apotheken von der Notdiensthonorierung ausgeschlossen sind“, beklagte Pudimat. Doch die dafür zuständige Apothekerkammer wolle das Problem nicht anfassen. Er glaube nicht an eine einfache Lösung, „aber einfach nichts zu tun und diesen ungerechten Zustand zu belassen, das ist auch keine Lösung“, erklärte Pudimat.

Mehr Umsatz – stagnierender Gewinn

Christoph Langer und Guido Michels von der Treuhand Hannover stellten die neuesten betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der Apotheken vor. Die Werte für 2018 wurden linear aus den Daten des ersten Halbjahres hochgerechnet. Daraufhin erwartet die Treuhand Hannover für Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr einen Durchschnittsumsatz von 2,596 Millionen Euro (nach 2,497 Millionen Euro im Vorjahr und 2,404 Millionen Euro im Jahr 2016). Doch der Rohgewinn sei in zwei Jahren nur um 16.000 Euro gestiegen. Der Anteil des Rohgewinns am Umsatz sei von 23,1 Prozent im Jahr 2016 auf 22,0 Prozent gesunken. Das Betriebsergebnis sei nach der Hochrechnung von 168.000 Euro im Jahr 2016 um nur 3000 Euro auf 171.000 Euro gestiegen. Doch dabei sei die Tarifanpassung von 2018 noch nicht voll berücksichtigt worden. Demnach kann der Betrag ­geringer ausfallen.

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Christoph Langer (links) und Guido Michels von der Treuhand Hannover präsentierten die neuesten betriebswirtschaftlichen Daten der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern.

Umsatzsteigerungen von 2 bis 3 Prozent entstehen nach Einschätzung von Michels durch demografische Effekte und steigende Packungspreise praktisch automatisch. Bisher kompensiere dies auch die Abwanderungen in den Versand. Auch nach dem EuGH-Urteil habe der Versand von OTC-Arzneimitteln weit stärker als der Rx-Versand zugelegt. Doch steigende Apotheken­umsätze führen nicht zu höheren Gewinnen, wie die jüngsten Daten zeigen. Neben dem steigenden Wareneinsatz macht Michels dafür insbeson­dere die Verknappung des Personals und die daraufhin steigenden Personalkosten verantwortlich.

Sonderfall Mecklenburg-­Vorpommern

Bundesweit werde das wirtschaftliche Bild der Apotheken wesentlich durch die Schließungen geprägt. Von etwa 500 bis 600 Apotheken, die in Deutschland jährlich zum Verkauf ­angeboten werden, sei nur etwa die Hälfte vermittelbar, berichtete Michels. Langer entgegnete, dass die in Mecklenburg-Vorpommern angebotenen Apotheken weiterhin verkäuflich seien. Denn sie seien verhältnismäßig ertragsstark und der Umsatzdurchschnitt liege über dem Vergleichswert auf Bundesebene. Doch insbesondere im ländlichen Raum würden Kaufinteressenten vermehrt auf die Personalstruktur achten. Personalwechsel würden üblicherweise zu höheren ­Gehältern führen. Dies könne die Personalkosten mittelfristig erhöhen.

Vorbereiten auf die Digitalisierung

Ein Schwerpunktthema des Seminars war die Digitalisierung. Im Unterschied zur umfangreichen digitalen Technik innerhalb der Apotheken sei die Kommunikation mit den Patienten noch nicht sehr digitalisiert, erklärte Pudimat. Doch gerade diese Komunikation sei gemeint, wenn heute von Digitalisierung die Rede ist.

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Jan Wagner, Wort&Bild Verlag, stimmte die Apotheker auf die Digitalisierung ein.

Jan Wagner, Wort&Bild Verlag, betonte den rasanten Zuwachs des Internethandels in allen Branchen und wies auf die Verknüpfung zwischen Internet und stationärem Handel hin. Den meisten Käufen in Apotheken vor Ort läge eine digitale Recherche zugrunde. Mit der Einführung des E-Rezepts dürfte dies alles für die Apotheken entscheidend werden. Darauf würden sich Internetapotheken und auch Amazon derzeit vorbereiten. Die Reaktionen der Kunden würden vom erlernten Verhalten, von der Einfachheit der Abläufe und vom Vertrauen in den Anbieter abhängen, aber eher weniger vom Preis, erwartet Wagner. Vor diesem Hintergrund habe der Wort&Bild Verlag eine gemeinsame Plattform für alle Apotheken vorgeschlagen, doch Wagner ließ offen, welche Leistungen dort geboten werden sollen. Das Ziel sei „ein Marktplatz für alle“. Dabei ­solle im Interesse der Apotheken und der Kunden die Individualität der Apotheken aufrechterhalten werden. Das regionale Online-Shopping könne eine Domäne der Apotheken sein, denn dort könnten sie Vertrauen und Kompetenz vermitteln und regionale Botendienste bieten. Der Verlag wolle die Plattform nicht selbst anbieten, aber Gespräche mit möglichen Partnern führen. Für das Einhalten der „Spielregeln“ auf einem gemeinsamen digitalen Marktplatz sollten neutrale Institutionen wie Kammern oder Verbände zuständig sein, empfahl Wagner.

Digitales Marketing

Im Gegensatz zu Wagner sieht Diethard Grundl, Marketinggesellschaft Deutscher Apotheker, den Preis als wichtiges Wettbewerbskriterium bei Online-Käufen. Hinzu kämen die Verfügbarkeit der Waren, die Bequemlichkeit und die Bewertungen. Apotheker sollten beachten, dass die weitaus meisten Menschen vor Käufen sowohl online als auch offline recherchieren. Grundl bot Anregungen, wie auch kleine Apotheken digitale Instrumente für ihr Marketing nutzen könnten. Insbesondere wies er auf Google Ads hin, das in einem genau bestimmbaren ­Gebiet zu recht geringen Preisen ­Werbung platziert, wenn bestimmte Suchbegriffe bei Google eingegeben werden. So könnten Apotheken auf spezielle Angebote oder Aktionen hinweisen. Grundl betonte, die Apotheken müssten die „customer journey“ konsequent durchhalten. Mit dem Klick auf die Werbung müsse der Kunde genau die Seite mit dem betreffenden An­gebot erreichen. Außerdem betonte Grundl den großen Anteil von Videos am Datentransfer im Internet. Da die User Videos erwarten, sollten Apotheken diese auch auf ihren Internetseiten bieten. Diese sollten jedoch jeweils nicht länger als eine Minute sein.

Neue Retax-Varianten

Verbandsgeschäftsführer Carsten Pelzer informierte abschließend über die neuesten Entwicklungen zu Retaxationen. Demnach würden nun auch Entlassrezepte überprüft. Die IKK Nord retaxiere diese zunehmend wegen Formfehlern und interpretiere die Regeln dabei oft widersprüchlich. Außerdem werde weiter sehr auf das fehlende „A“ bei BtM-Rezepten geachtet. Die Höchstmenge werde auch geprüft, wenn sie sich auf mehrere Rezepte in einer Apotheke innerhalb eines Monats verteile. Es solle „lieber ein A zu viel“ auf dem Rezept stehen, riet Pelzer. Als neuen Trend nannte Pelzer Retaxationen wegen fehlender Gebrauchsanweisungen bei Rezepturen. |

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