Prisma

Kein Durchkommen

Neuer Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke

us | Forscher der Tierärztlichen Hochschule Hannover berichten von der Entdeckung eines bisher unbekannten Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke. Ihre Beobachtungen könnten neue Möglichkeiten zur Behandlung von Hirntumoren eröffnen.
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Die Blut-Hirn-Schranke kann Fluch und Segen zugleich sein. Einerseits hindert sie zahllose Fremdstoffe am Übertritt vom Blut ins Gehirn. Das betrifft andererseits natürlich auch Arzneistoffe, die so davon abgehalten werden, ihr Ziel zu erreichen. Bisher waren zwei Mechanismen bekannt, die zu dieser Funktion beitragen. Zum einen die Endothelzellen der Blutgefäße, die über sogenannte tight junctions so fest miteinander verbunden sind, dass es kein Durchkommen für Xenobiotika auf die Hirnseite gibt. Zum anderen werden Moleküle, denen doch ein Eintritt in die Endothelzellen gelingt, durch Transportproteine aktiv wieder hinausbefördert. Nun entdeckte ein Team um die Professoren Wolfgang Löscher und Hassan Naim, dass Fremdstoffe in den Endothelzellen auch in Vesikel verpackt und aus der Zelle ausgeschleust werden. Außen an der Zelle sammeln sich diese Vesikel, werden durch neutrophile Granulozyten erkannt und entfernt. Die Wissenschaftler verwendeten in ihren Experimenten das Zytostatikum Doxorubicin. Ihre Ergebnisse könnten genutzt werden, um neue Möglichkeiten zur Umgehung der Blut-Hirn-Schranke zu finden, etwa zur Behandlung von Hirntumoren.  |

Quelle

Noack A et al. Mechanism of drug extrusion by brain endothelial cells via lysosomal drug trapping and disposal by neutrophils. PNAS 2018, 115:E9590-E9599, doi:10.1073/pnas.1719642115

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