DAZ aktuell

Patienten wollen high tech und high touch

Diskussionsrunde zur Funktion von Arzt und Apotheker bei der BAH-Mitgliederversammlung

cel/ral | Die Digitalisierung setzt Ärzte und Apotheker mächtig unter Druck. Denn: Der Patient verändert sich dadurch. Meist ist er schon vor dem Besuch in der Praxis oder der Apotheke (vermeintlich) gut informiert. Dies neue heilberufliche Herausforderungen war Thema einer Diskussionsrunde bei der BAH-Mitgliederversammlung.

Sich über Gesundheitsthemen zu informieren, ist für Patienten dank des Internets denkbar einfach geworden. Doch um die dort gefundenen Informationen einordnen zu können, dafür benötigt der Patient heilberufliche Unterstützung. Hier ist der Apotheker gefragt: als Lotse im Gesundheitswesen. Darüber waren sich die BAH-Diskutanten einig: Stefan Fink (Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes und OTC-Beauftragter der ABDA), Dr. Ivo Grebe (Internist und Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Internisten), Carsten Timmering (Apotheker, Dr. Loges GmbH), Dr. med. Traugott Ullrich (Dr. Willmar Schwabe GmbH) und Professor Gerhard Riegl (Wirtschaftswissenschaftler mit den Forschungsschwerpunkten Gesundheitsmanagement und Marketing im Gesundheitssektor).

Foto: Svea Pietschmann
Lotsenfunktion Darüber waren sich die Diskutanten einig: Patienten können sich online informieren. Zur Einordnung der Infos braucht es aber Arzt und Apotheker.

„Ich habe das Gefühl, je mehr der Patient seine Gesundheitsinformation selbst in die Hand nimmt, umso wichtiger werden Lotsen, die ihm helfen, die richtige Entscheidung zu treffen – und das sind eindeutig der Apotheker und Arzt vor Ort“, erklärte Dr. Traugott Ullrich. Für diese Lotsenfunktion bedürfe es allerdings kommunikativer Kompetenzen – und an diesen hapere es noch. Der Meinung war auch Professor Gerhard Riegl: „Sie müssen aufrüsten beim Kennenlernen der Patienten“. Es gehe nicht nur um Aufklärung, sondern um eine neuartige Kommunikation. Die Basics dafür sind laut Riegl „Fragen und zuhören“. Nur wer zuhöre, bekomme Daten über seine Patienten. Daten, die Apple oder Amazon bereits längst sammelten.

Den Wert dieses Sammelns hielt Ullrich allerdings für begrenzt: „Amazon hat gute Algorithmen, aber Amazon ist nicht empathisch, der Patient will aber beides, high tech und high touch“, erklärte der Mediziner. Unterstützung erhielt er durch Dr. Ivo Grebe. Er ist überzeugt, dass auch in 30 Jahren Patienten noch eine heilberufliche Orientierung brauchen. „Wir müssen Transparenz, Vertrauen und kommunikative Kompetenz leben, den Patient ernst nehmen, dann gelingt es uns auch, ihn an uns zu binden“, betonte Grebe. Und Apotheker Stefan Fink erklärte: „Das Vertrauen der Patienten erfahren wir nur im Gespräch“. Medikationsanalysen seien gesellschaftliche Leistungen, die jemand machen müsse – „und die Apotheke bietet sich da an“. Nach Ansicht Finks löst eine Digitalisierung dieses Problem nicht, denn auch in der digitalen Welt müsse sich schließlich jemand um diese Daten kümmern. |

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