DAZ aktuell

Auch deutsche Behörde inspizierte Zhejiang Huahai

Hamburger Inspektoren entdeckten nichts Auffälliges bei Valsartan

Stuttgart (dm) | Die Spurensuche in der Valsartan-Krise hält an. Mittlerweile ist bekannt, dass die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA schon 2017 auf eine unbekannte Verunreinigung beim chinesischen Valsartan-Hersteller Zhejiang Huahai aufmerksam wurde. Aber auch eine deutsche Behörde war in den vergangenen Jahren regelmäßig bei Zhejiang Huahai und führte Inspektionen durch. DAZ.online hat nachgehakt, was es mit diesen Inspektionen auf sich hatte.

Die Behörden arbeiten derzeit einiges auf – dennoch wirft der Fall des mit den wahrscheinlich krebserregenden Nitrosamine NDMA und NDEA verunreinigten Valsartans noch immer neue Fragen auf. Unklar ist weiterhin, warum die Verunreinigungen nicht früher entdeckt wurden.

Kürzlich hatte die FDA zwei Formulare ins Internet gestellt, in denen zwei Inspektionen durch die US-Behörde aus den Jahren 2016 und 2017 bei Zhejiang Huahai dokumentiert werden. Um welche Wirkstoffe es bei der FDA-Inspektion 2017 ging, ist nicht bekannt. Dennoch erinnern die im Dokument beschriebenen Mängel an den Fall Valsartan: Von nicht erklärbaren und unbekannten Verunreinigungen war dort die Rede, die als Ausschläge im Chromatogramm bei der Qualitätskontrolle auffielen. Zhejiang Huahai nannte sie „ghost peaks“.

Aber waren neben der FDA auch europäische Behörden vor Ort in China? Ja, sogar eine deutsche, wie sich der europäischen EudraGMDP-Datenbank entnehmen lässt: die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz aus Hamburg. Zuletzt inspizierte diese am 6. April 2017 Zhejiang Huahai. Um Sartane ging es dabei allerdings nicht.

Doch es findet sich auch ein Eintrag zu einer Inspektion der Hamburger Aufsicht aus dem Jahr 2015 – und damals standen durchaus auch Sartane im Fokus: Candesartan, Irbesartan und Telmisartan. Die Inspektion dauerte vier Tage an und erfolgte durch zwei GMP-Inspektoren nach den Vorgaben des Good Manufacturing Practice Leitfadens der EU. Zudem gab es eine weitere Inspektion mit dem Enddatum vom 27. September 2012. Die damals inspizierten Arzneimittel waren Candesartan, Donepezil, Irbesartan, Telmisartan, Voriconazol und auch Valsartan. Größere Mängel wurden bei dieser Inspektion offenbar nicht festgestellt, denn die Hamburger Behördenmitarbeiter stellten ein GMP-Zertifikat aus, das bis zum 27. September 2015 galt. Ob damals eventuell kleinere Mängel festgestellt und wie diese gegebenenfalls behoben wurden, blieb bislang unbeantwortet.

NDEA in Losartan ­gefunden

Seit Kurzem ist bekannt, dass neben NDMA auch eine Verunreinigung mit N-Nitrosodiethylamin (NDEA) in Valsartan nachweisbar ist. EMA und FDA haben daraufhin NDEA in ihr Risikobewertungsverfahren mit aufgenommen. Wie das BfArM vergangenen Freitag mitteilte, hat die unabhängige amtliche Arzneimitteluntersuchungsstelle (Official Medicines Control Laboratory (OMCL)), die die Analysen durchführt, nun in einem losartanhaltigen Fertigarzneimittel NDEA in geringen Mengen gefunden. Das verwendete Losartan wurde von der indischen Firma Hetero Labs hergestellt. Die betroffenen Arzneimittel seien vom pharmazeutischen Unternehmer in Quarantäne genommen worden und werden somit nicht mehr in den Markt ausgeliefert, erklärte das BfArM. Die FDA hatte zuvor schon NDMA im Valsartan von Hetero Labs gefunden. Die entsprechenden Produkte wurden in den USA zurück­gerufen.

Fest steht aber: Zumindest einmal hat die Hamburger Behörde die Valsartan-Herstellung bei Zhejiang Huahai gesehen. Auffällig ist dabei das Datum. Denn just im Jahr 2012 sollen die Änderungen im Syntheseweg eingeführt worden sein, von denen angenommen wird, dass sie zur Bildung von NDMA als Nebenprodukt geführt haben.

Hätten also verdächtige Ausschläge im Chromatogramm wie bei der FDA 2017 bei einem unbekannten Wirkstoff auch 2012 schon bei einer GMP-Inspektion durch die deutsche Behörde auffallen können? Nein, sagt die Behörde und verweist darauf, dass die laut Zhejiang Huahai im Juni 2018 gefundenen ­NDMA-Werte im Fall Valsartan zu ­gering waren, um eine Berichts- oder Identifizierungspflicht auszulösen.

Auf die generelle Frage nach Verunreinigungen antwortet die Behörde: „Der Syntheseweg und damit die zu spezifizierenden Verunreinigungen sind ­bereits durch die zuständigen Zulassungsbehörden genehmigt. Eine erneute inhaltliche Prüfung soll und kann im Rahmen einer GMP-Inspektion nicht stattfinden.“

Die letzte europäische Inspektion bei Zhejiang Huahai fand übrigens im März 2018 statt – durch die italienische Arzneimittelbehörde. Hier ging es erneut nicht um Sartane. Schwerwiegende Mängel sind laut EudraGMDP-Datenbank nicht erkennbar geworden. Die Hamburger Behörde erklärt aber: „Dass in der Liste keine Mängel aufgeführt sind, kann auch bedeuten, dass entdeckte Mängel bereits im Rahmen eines festgelegten Verfahrens durch die Firma unter Vorlage von Nachweisen beseitigt wurden.“ |

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