Arzneimittel und Therapie

Omega-3-Fettsäuren weiter auf dem Prüfstand

Cochrane Review liefert umfassende Analyse der Datenlage

Bereits seit Jahrzehnten ist die mögliche protektive Wirkung von Omega-3-Fettsäuren und Fischölkapseln in Bezug auf kardiovaskuläre Erkrankungen Gegenstand der Diskussion. In einem aktuellen Cochrane Review wird die unübersichtliche Studienlage zusammengefasst.

Zwar ist es richtig, dass verschiedene kardiologische Fachgesellschaften den Verzehr von Nahrungsmitteln mit hohem Omega-3-Fettsäureanteil (v. a. Fisch) zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen empfehlen, die gesundheitlichen Vorteile des Fischverzehrs im Rahmen einer mediterranen Ernährung sind aber nicht nur auf die Omega-3-Fettsäuren, sondern auch auf weitere Inhaltsstoffe wie Iod, Selen und Protein sowie vor allem auf einen entsprechend geringeren Fleischkonsum zurück­zuführen. Differenziert werden muss außerdem zwischen pflanzlichen und tierischen Omega-3-Fettsäuren.

Lesetipp

Zur Zeit wirft die EMA einen kritischen Blick auf die Datenlage von Omega-3-Fett­säure-Gabe nach Herzinfarkt. Mehr dazu und ein Pro und Kontra zum Stellenwert von Omega-3-Fettsäuren mit Prof. Dr. Clemens von Schacky und Prof. Dr. Martin Smollich finden Sie in DAZ 2018, Nr. 25, S. 19 ff.

Wie sich die potenziellen kardioprotektiven Effekte von Omega-3-Fett­säuren in der Gesamtschau darstellen, war Gegenstand eines umfassenden Reviews der Cochrane Collaboration. 79 Studien mit insgesamt über 112.000 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien der Metaanalyse. Primäre Endpunkte der Analyse waren Gesamtmortalität, kardiovaskuläre Ereignisse oder Todesfälle, Fälle von koronarer Herzkrankheit (KHK), KHK-bedingte Todesfälle, Schlaganfälle und Arrhythmien; als sekundäre Endpunkte wurden u. a. Herzinsuffizienz, Myokardinfarkte und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) definiert. Eine erhöhte Einnahme der tierischen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) hat nach den Ergebnissen der Metaanalyse keine oder nur geringe Auswirkungen auf die Gesamtmortalität, die kardiovaskuläre und koronare Sterblichkeit, kardiovaskuläre Ereignisse, Schlaganfälle oder Herzrhythmusstörungen. Dies deckt sich mit den Ergebnissen anderer qualitativ hochwertiger systematischer Übersichtsarbeiten (z. B. Aung et al. 2018, siehe DAZ 2018, Nr. 10, S. 28). Etwas günstiger sieht die Studienlage für alpha-Linolensäure (ALA) aus: Zwar hat auch die vermehrte ALA-Aufnahme, etwa über Walnüsse oder angereicherte Margarine, wahrscheinlich keinen Einfluss auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit und die Gesamtmortalität, sie reduziert jedoch vermutlich das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse und Arrhythmien sowie die koronare Mortalität. Unklar sind die Auswirkungen auf die Inzidenz von Schlaganfällen. |

Quelle

Abdelhamid AD et al: Omega-3 fatty acids for the primary and secondary prevention

of cardiovascular disease. Cochrane Database Syst Rev. 2018;7:CD003177

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

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