Die Seite 3

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Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Bei der Vertreterversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein im letzten Jahr fiel ein Satz, der bis heute nachhallt: „Personalmangel wird der Sargnagel der Apotheken sein“.

In dieser Aussage eines Delegierten steckt deshalb so viel Dramatik, weil sie suggeriert, die Apotheken im Land ­wären bereits dem Tod geweiht und man würde nur noch darauf warten, sie endgültig zu begraben. Eine verstörende ­Metapher, die wahrscheinlich nicht von allen Kolleginnen und Kollegen so drastisch gesehen wird.

Der Mangel an Bewerbern auf Approbierten-, PTA- und PKA-Stellen in öffentlichen Apotheken wird sehr unterschiedlich wahrgenommen. Dabei wäre es zu einfach, lediglich zwischen ländlichen und städtischen Lagen zu unterscheiden. Einerseits gibt es Landapotheken, die sich über ihre Personalsituation nicht beklagen können. Vielleicht deshalb, weil große Arbeitgeber anderer Branchen in der Nähe dafür sorgen, dass Familien ihren Lebensmittelpunkt dorthin verlegen und ein Elternteil dann in der Apotheke arbeitet. Andererseits muss es bei Apotheken in Großstädten oder in der Nähe von Universitäten personell nicht unbedingt einwandfrei laufen – je nach Konkurrenzsituation oder betrieblichen Anforderungen.

Beim Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt sich indes eine Entwicklung, die einem durchaus Sorgenfalten auf die Stirn treiben kann. Zwar ist die Zahl der Apotheker in den letzten zehn Jahren um etwa 7660 angestiegen, doch die Tücke liegt bekanntlich im Detail: Der Zuwachs im Bereich Wissenschaft, Industrie und Verwaltung beträgt mehr als 50 Prozent und in Krankenhausapotheken 35 Prozent. Die öffentlichen Apotheken kommen hingegen nur auf sieben Prozent. Außerdem beobachtet man, dass immer weniger nicht-pharmazeutisches Personal ausgebildet und eingestellt wird.

Es gibt sie also tatsächlich, die Abwanderung von hochqualifizierten Mitarbeitern aus der Apotheke hin zu anderen Arbeitgebern. Die Gründe dafür mögen vielfältig und sehr persönlich sein: Mangelndes Interesse? Bessere Bezahlung und Aufstiegschancen in anderen Betrieben? Zudem herrscht derzeit eine Gemengelage zwischen fehlenden Zugeständnissen der Politik, die öffentlichen Apotheken für die Zukunft zu rüsten, und den uneindeutigen Signalen aus der Standesvertretung, ob und wie das gelingen kann.

Hinzu kommen die Unternehmer und Lobbyisten, die das Prinzip der inhabergeführten, unabhängigen Apotheke nicht nur infrage stellen, sondern immer wieder torpedieren. Aktuell tritt die Parfümeriekette Douglas mit einem neuen Store-Konzept in Erscheinung, für das sie gezielt Apotheker und PTAs sucht. Stellenanzeigen sind auf Websites von Apothekerkammern zu finden, in der standeseigenen PZ und auch in der DAZ. Auf Nachfrage betont Douglas, man suche Beratungspersonal für medizinische Hautpflege und Nahrungsergänzungsmittel. Wie groß die Schnittmenge zu Apotheken beim neuen Konzept letztendlich sein wird, lässt Douglas offen. Die DAZ wird diesen Vorstoß auf den Apothekenmarkt weiterhin aufmerksam beobachten.

Ablehnen dürfen wir diese Inserate übrigens nicht. 2007 urteilte das Landgericht Stuttgart, der Deutsche Apotheker Verlag sei kartellrechtlich dazu verpflichtet, Stellenanzeigen in der DAZ abzudrucken. Damals versuchte DocMorris Personal für Verkaufsstellen in Deutschland anzuheuern. Aus der Not machte der Verlag eine Tugend: Die Einnahmen aus den Stellenanzeigen wanderten aufgerundet in einen Solidaritätsfonds für eine Apothekerin, die in rechtlicher Auseinandersetzung mit DocMorris stand – bekanntlich mit Happy End. Das EuGH-Urteil von 2009 bestätigte, dass es hierzulande keine Fremdbesitz-Apotheken geben darf (s. S. 13).

Armin Edalat

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