Arzneimittel und Therapie

Vitamin-D-Mangel oder Hautkrebs?

Die schwierige Frage nach der „richtigen“ UV-Dosis

Eltern haben es in der sonnigen Jahreszeit nicht leicht: Soll man die Kinder möglichst dick mit Sonnenschutz eincremen, um die schädigende Wirkung der UV-Strahlung zu minimieren – oder lässt man doch ein wenig Sonne an die Haut, um die Vitamin-D-Synthese anzukurbeln? Den Ergebnissen einer kleinen Studie mit Urlaubskindern zufolge ist guter Schutz ratsam.

Die Inzidenz für Hautkrebserkrankungen nimmt weltweit zu, wobei der hauptsächlich für diese Entwicklung verantwortliche Umweltfaktor die UV-Strahlung ist. Eine in dieser Beziehung besonders vulnerable Phase ist die Kindheit: Die Anzahl der als Kind erlittenen Sonnenbrände korreliert direkt mit dem Risiko, im Erwachsenenalter ein malignes Melanom („Schwarzer Hautkrebs“) zu entwickeln. Dennoch ist eine moderate Sonnenlichtexposition bei meist nicht ausreichender alimentärer Vitamin-D-Zufuhr essenziell für die körpereigene Synthese von Vitamin D und damit – gerade in der Kindheit – die gesunde Entwicklung der Knochen.

Der Spektralbereich des Sonnenlichts, der die Eigensynthese von Vitamin D in der Haut hauptsächlich initiiert, ist auch verantwortlich für die Entwicklung von UV-Erythemen („Sonnenbrand“) und epidermalen DNA-Schäden. So kommt es z. B. zu UV-induzierten Dimerisierungen benachbarter Pyrimidin-Basen, wobei stabile Cyclobutan-­Pyrimidin-Dimere (CPD) entstehen. Hierdurch ist die DNA-Replikation gestört, was bei Versagen der Reparaturmechanismen unter Umständen zu Hautkrebs führen kann. Bei der Frage nach der „richtigen“ UV-Dosis, die einerseits eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung der Kinder sicherstellt, andererseits das Hautkrebsrisiko gering hält, stehen Wissenschaftler, Ärzte und Eltern vor einem schwer zu lösenden Dilemma.

Foto: Sunny studio – stock.adobe.com

Vitamin-D-Spiegel erhöht, DNA-Schäden vervielfacht

In einer kürzlich publizierten Studie wurden 32 polnische Kinder zwischen acht und zehn Jahren für zwölf Tage in ein Sommerferienlager an der Ostsee geschickt. Vor und nach den Ferien wurden Blut- und Urinproben genommen, um 25-(OH)-D3 und CPD zu bestimmen. Darüber hinaus trugen die Kinder ein UV-Dosimeter am Hand­gelenk und machten mithilfe eines Fragebogens täglich Angaben zur Verwendung von Sonnenschutzmitteln, die ihnen von den Eltern mitgegeben worden waren, und dem Auftreten von Sonnenbrand. Während die durchschnittliche 25-(OH)-D3-Serumkonzentration nur moderat anstieg (von 64,7 auf 79,3 nmol/L), erhöhten sich die im Urin gemessenen CPD-Werte im Mittel um mehr als das Zwölffache. Einer verbesserten Vitamin-D-Versorgung stand also – vor allem bei Kindern mit dem Hauttyp I oder II – trotz einer relativ geringen täglichen UV-Dosis eine massive DNA-Schädigung gegenüber.

Trotz des interessanten Studiensettings und der alltagsnahen Bedingungen müssen einige Punkte kritisch betrachtet werden: So ist die Fallzahl mit 32 Probanden, die verschiedene Hauttypen aufwiesen und sich unterschiedlich intensiv gegen die UV-Strahlung schützten, recht gering. Außerdem wurden lediglich Surrogatparameter bestimmt, deren Bedeutung unklar ist; über die optimale Höhe des 25-(OH)-D3-Spiegels herrscht beispielsweise Uneinigkeit. Harte Endpunkte fehlen, bedingt auch durch die kurze Beobachtungsdauer. Daten zum Sonnenschutz und Sonnenbrand wurden lediglich über Fragebögen erhoben und nicht unabhängig quantifiziert (z. B. die Menge des täglich applizierten Sonnenschutzmittels). Dennoch bekräftigen die beobachteten DNA-Schäden die Notwendigkeit eines konsequenten Sonnenschutzes vor allem in der Kindheit. |

Quelle

Narbutt J et al. Children sustain high levels of skin DNA photodamage, with a modest increase of serum 25(OH)D3, after a summer holiday in Northern Europe. Br J Dermatol 2018; doi: 10.1111/bjd.16668

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

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