Arzneimittel und Therapie

Wenn Männer zu früh kommen

Desensibilisierungsspray für die bedarfsorientierte lokale Therapie der Ejaculatio praecox

Jeder fünfte Mann erlebt beim Geschlechtsverkehr einen vorzeitigen Samenerguss. Häufig eine erhebliche Belastung für ihn und seine Partnerin. Mit der Kombination von Lidocain plus Prilocain (Fortacin®) ist seit wenigen Monaten ein Dosieraerosol zur Behandlung von primärer vorzeitiger Ejakulation bei erwachsenen Männern im Handel.

Im Normalfall verweilt der Penis beim Geschlechtsverkehr im Mittel 5,4 Minuten in der Scheide. Bei einer Ejaculatio praecox (EP) liegt die Verweil­dauer (intravaginal ejaculatory latency time, IELT) unter einer Minute; gleichzeitig ist der Mann nicht in der Lage, die Ejakulation zu verzögern. Von einer erfüllten Sexualität kann dann meist keine Rede sein – weder für den Mann noch für seine Partnerin. Der vorzeitige Samenerguss ist die häufigste Sexualstörung beim erwachsenen Mann und zwar unabhängig vom Alter. Aus Schamgefühl wird jedoch selten ein Arzt zu Rate gezogen.

Nach Ausschluss sekundärer Ursachen wie etwa einer Hyperthyreose empfiehlt sich eine multimodale Therapie. Als nicht medikamentöse Maßnahmen kommen beispielsweise Psychoedukation oder auch eine modifizierte Stopp-Start-Technik in Betracht. Medikamentös stand bislang eine orale Option zur Verfügung (Dapoxetin, Priligy®). Wer keine Tabletten einnehmen wollte, hatte keine klinisch geprüfte Alternative. Mit der Zulassung des verschreibungspflichtigen Desensibilisierungsspray Fortacin®, einer Kombination der Lokalanästhetika Lidocain 150 mg/ml und Prilocain 50 mg/ml, kann nun auch lokal behandelt werden.

Foto: Recordati Pharma GmbH

Einfach auf die Eichel sprühen

Das neue Dosieraerosol zur bedarfsorientierten Anwendung wird mindestens fünf Minuten vor dem Geschlechts­verkehr auf den Bereich der Eichel gesprüht. Eine Dosis besteht dabei aus drei Sprühstößen. Innerhalb von 24 Stunden sind maximal drei Anwendungen möglich, mit einem Mindestabstand von vier Stunden. Die Lokalanästhetika reduzieren die Penissensitivität und erhöhen dadurch die Latenzzeit bis zur Ejakulation, ohne das Gefühl beim Orgasmus negativ zu beeinflussen. Die Wirkung ist rasch und anhaltend, denn Lidocain wirkt binnen weniger Minuten bei mittlerer Wirkdauer. Der Effekt von Prilocain setzt dagegen langsamer ein, hält aber länger an. Die Spontanität beim Sex bleibt so erhalten. Da die beiden Lokalanästhetika in eutektischer Mischung flüssig vorliegen, sind außer dem Treibgas keine weiteren Hilfsstoffe erforderlich.

Hinweise für die Beratung

  • Vor der ersten Anwendung muss die Sprühdose kurz geschüttelt und der Pumpmechanismus durch dreimaliges Sprühen in die Luft aktiviert werden. Vor jeder weiteren Dosis muss ebenfalls wieder kurz geschüttelt und einmal in die Luft gesprüht werden. Eine Dosis besteht aus drei Sprühstößen.
  • Die Sprühdose sollte bei der Applikation möglichst weit weg vom Gesicht gehalten werden, um einen unbeabsichtigten Kontakt mit den Augen sowie Ohren, Nase und Mund zu vermeiden.
  • Die Schutzfunktion von Kondomen aus Polyurethan kann nicht garantiert werden.
  • Die Zeugungsfähigkeit kann durch das Spray beeinträchtigt werden. Bei Kinderwunsch sollte der Penis fünf Minuten nach der Anwendung, jedoch vor dem Geschlechtsverkehr, so gründlich wie möglich gewaschen werden.

Von 0,6 auf 3,2 Minuten

Die klinische Wirksamkeit des Desensibilisierungssprays wurde bei Männern mit Ejaculatio praecox in zwei multizentrischen, randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studien über 12 Wochen gezeigt (n = 256 und n = 300). Die durchschnittliche IELT erhöhte sich unter den Lokalanästhetika von 0,6 auf 3,2 Minuten (Placebo: 0,6 auf 0,9). Das bedeutet eine 3,3-fache Verzögerung der Ejakulation gegenüber Placebo und eine 5,5-fache Verzögerung gegenüber dem Ausgangswert. Zudem verbesserte sich die Kontrolle über die Ejakulation, und der Leidensdruck nahm deutlich ab. 9,6% der Männer und 6,0% der Frauen berichteten über Nebenwirkungen, die meist als leicht oder moderat eingestuft wurden. Genitale Hypoästhesien (verminderte Druck- und Berührungsempfindlichkeit) und erektile Dysfunktion standen mit 4,5% und 4,4% bei den Männern im Vordergrund. Bei den Partnerinnen waren es vulvovaginales Brennen (3,9%) und genitale Hypoästhesien (1,0%). |

Quelle

Produktlaunch Fortacin®: Ejaculatio praecox – weit verbreitet und doch ein Tabuthema, München, 24. April 2018 (Veranstalter: Recordati Pharma)

Fachinformation Fortacin®. Stand Oktober 2017.

Carson C, Wyllie M. Improved ejaculatory latency, control and sexual satisfaction when PSD502 is applied topically in men with premature ejaculation: results of a phase III, double-blind, placebo-controlled study. J Sex Med 2010;7(9):3179-89

Dinsmore W, Wyllie MG. PSD502 improves ejaculatory latency, control and sexual satisfaction when applied topically 5 min before intercourse in men with premature ejaculation: results of a phase III, multicentre, double-blind, placebo-controlled study. BJU Int 2009;103(7):940-949

Apothekerin Dr. Beate Fessler

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