Aus der Hochschule

Was Suchtstoffanalytik, die 99 und die BUV gemeinsam haben

Akademische Feier für Prof. Dr. Karl-Artur Kovar

TÜBINGEN (diz) | Um es gleich vorwegzunehmen: Die Suchtstoffanalytik, die 99 und die BUV gehören zum Lebenswerk von Karl-Artur Kovar, emeritierter Professor für Pharmazeutische Chemie und Pharmazeutische Analytik an der Universität Tübingen. Anlässlich seines 80. Geburtstags schenkte ihm die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg als Dank und Anerkennung für seine Verdienste um die Ausbildung von Apothekerinnen und Apothekern ein abwechslungsreiches wissenschaftliches Symposium, umrahmt von den Tübinger Salonikern.
Foto: DAZ/diz
Prof. Dr. Karl-Artur Kovar: „Alter ist kein Verdienst, man muss nur die nötige Geduld aufbringen.“

Rund 130 Kolleginnen und Kollegen aus Wissenschaft und Praxis, Doktorandinnen und Doktoranden sowie Freunde Karl-Artur Kovars waren am 20. Juli 2018 der Einladung ins Tübinger Hörsaalzentrum gefolgt. Kovar ließ es sich nicht nehmen, mit Bonmots und launigen Anmerkungen selbst durch das Symposium zu führen: „Alter ist kein Verdienst“, relativierte er seinen 80. Geburtstag, den er am 24. Juni feierte (s. Laudatio in DAZ 2018, Nr. 25, S. 89), „man muss nur die nötige Geduld aufbringen.“ Kovar, in Essen geboren, wuchs in Wien auf und kam erst in den Siebzigerjahren nach Baden-Württemberg. Er bezeichnete sich daher als „naturalisierter Schwabe mit österreichischem Migrationshintergrund“. Und weil für einen Schwaben die Zahl 99 mehr bedeute als die 100, habe er „nur“ 99 Doktoranden betreut – „die Zahl 100 habe ich für mein Lebensalter aufgespart“, fügte er schmunzelnd hinzu.

Der Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, Dr. Günther Hanke, wies auf Arbeitsschwerpunkte und Verdienste Kovars hin, insbesondere auf seine Arbeit in der Analytik von Rausch- und Suchtmitteln: Bereits 1973 habe er sich mit Nachweismethoden von Haschisch im Apothekenlabor befasst. Kovar prägte viele Jahre die Ausbildung der Apothekerinnen und Apotheker, was Hanke besonders herausstellte. Erst vor Kurzem, nach 42 Jahren, habe er sich aus der wissenschaftlichen Leitung der Begleitenden Unterrichtsveranstaltungen (BUV) zurückgezogen. Für seine Verdienste erhielt Kovar zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Verdienstmedaille der LAK Baden-Württemberg und die Lesmüller-Medaille der Bundesapothekerkammer.

Professor Laufer war sogar einmal neidisch ...

In seiner Eigenschaft als Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) stellte Prof. Dr. Stefan Laufer die Aktivitäten Kovars für die DPhG heraus, beispielsweise den Vorsitz der Fachgruppe Arzneimittelkontrolle/Pharmazeutische Analytik (1993 – 1997). Eindrucksvoll seien auch weitere Mitgliedschaften von Kovar, so Laufer, zum Beispiel die Mitgliedschaft im wissenschaftlichen Kuratorium der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (1980). Kovar war zudem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (1994 – 1998) und Mitglied der Drogen- und Suchtkommission im Bundesgesundheitsministerium. Anekdotisch fügte Laufer hinzu, dass er einmal neidisch auf Kovar gewesen sei: „Als Kovar in einer Vorlesung die Synthese von Ekstasy besprochen hat, saßen die Studierenden sogar auf den Treppen des Hörsaals.“

Über 250 Publikationen

Grüße überbrachte auch Prof. Dr. Wolfgang Rosenstiel, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Tübingen, der die Verdienste Kovars im Dekanat würdigte: Kovar war insgesamt dreimal zum Prodekan und zweimal zum Dekan gewählt worden.

Prof. Dr. Peter Ruth, geschäftsführender Institutsdirektor i. V., hob Kovars Tätigkeit im Tübinger Institut heraus, wo er von 1978 bis 2004 als Professor für Pharmazeutische Chemie und Pharmazeutische Analytik tätig war. Über 250 Publikationen habe Kovar veröffentlicht. Wie Ruth betonte, habe sich Kovar schon sehr früh mit den Effekten von Ketamin befasst, das derzeit als Antidepressivum Schlagzeilen macht.

Prof. Dr. Eberhard Schaich, Universitätsdirektor i. R., stellte Kovars Engagement in der Suchtstoffanalytik heraus. Und die Glückwünsche der Doktoranden überbrachte Dr. Christine Gerhäußer, die den Zusammenhalt in Kovars Arbeitskreis lobte: „Wir haben viel fürs Leben gelernt und viel gefeiert.“

Die Themen des kurzweiligen wissenschaftlichen Symposiums deckten ein breites Spektrum ab: die Modellpsychose in der Psychiatrie (Hermle), neue Trends in der pharmazeutischen Analytik (Lämmerhofer) und die Jesu­iten und ihre Pharmazie (Oberholzer und Brendle). Den unterhaltsamen Abschluss bot Prof. Maurer, Homburg, der anhand vieler Beispiele Hexensalben und Liebestränke in Kunst, Literatur und Oper vorstellte und zeigte: Es muss sich wohl um Hyoscyamin und Scopolamin gehandelt haben. |

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