Arzneimittel und Therapie

Hitliste der Nebenwirkungen

Auf das Nervensystem wirkende Arzneimittel bieten am häufigsten Anlass für Verdachtsmeldungen

Die steigende Zahl der Spontanberichte an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) trägt zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei. Art und Inhalt der Meldungen von Ärzten und Patienten weisen dabei deut­liche Unterschiede auf.

Jährlich erhält das BfArM über 15.000 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen. In einer deskriptiven Analyse wurden die von 1976 bis 2016 eingegangenen Spontanberichte ausgewertet. Die Studie zeigte, dass der Hauptteil der Patientenberichte, welche rund 10% der primären Meldequellen ausmachten, subjektive und unspezifische Allgemeinsymptome wie Übelkeit und Kopfschmerzen beinhalteten. Außerdem spielten Symptome, die die Lebensqualität be­einträchtigten, eine große Rolle (z. B. Gewichtszunahme). Am häufigsten wurden von den Patienten mögliche Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Interferonen, Antithrombotika und selektiven Immunsuppressiva gemeldet. Bei den Ärzten, die mit rund 65% den Löwenanteil der Meldungen stellten, kommen dagegen auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen zum Tragen, die nur durch medizinisches Fachpersonal oder Laborbefunde festgestellt werden können (z. B. Lungenembolien und Veränderungen im Blutbild). Die Liste der Arztmeldungen führten Diazepine, Fluorchinolone und Heparine an. Betrachtet man die Arzneimittelgruppen auf übergeordneter Ebene, konnten Arzneimittel zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems mit 23,1% der Meldungen insgesamt deutlich als verdächtigste Gruppe festgelegt werden. Auf einzelne Untergruppen bezogen spielten Antithrombotika, systemische Antibiotika und dämpfend wirkende Psychopharmaka eine große Rolle (s. Tabelle). 

Tab. Die fünf häufigsten als verdächtig gemeldeten Arzneimittelgruppen
Rang
verdächtigte therapeutische Untergruppe
Anteil am Datensatz [N = 345.662] in % (Zahl der Spontanberichte)
Anteil an den häufigsten berichteten Nebenwirkungen in % (Zahl der Spontanberichte)
1
antithrombotische Mittel (Heparine, Faktor-Xa-Inhibitoren/direkte Thrombin-­Inhibitoren)
8,4% (29.185)
  • 7,1% Thrombozytopenie (2074)
  • 5,9% Gastrointestinalblutung (1722)
  • 4,9% Blutung (1430)
2
Antibiotika zur systemischen Anwendung (Chinolone, andere Beta-Laktam-Antibiotika)
8,4% (29.014)
  • 6,5% Durchfall (1885)
  • 6,2% Ausschlag (1803)
  • 6,0% Pruritus (1741)
3
dämpfend wirkende Psychopharmaka (Antipsychotika)
7,9% (27.363)
  • 4,0% Arzneimittel­abhängigkeit (1098)
  • 3,7% Leukopenie (1025)
  • 3,5% Fieber (947)
4
Psychoanaleptika (Antidepressiva)
6,0% (20.828)
  • 5,4% Nausea (1125)
  • 4,7% Schwindelgefühl (975)
  • 3,1% Kopfschmerz (640)
5
antineoplastische Mittel (z. B. Proteinkinase-Inhibitoren, Antimetabolite)
6,0% (20.793)
  • 6,2% Dyspnoe (1284)
  • 5,4% Fieber (1125)
  • 5,2% Thrombozytopenie (1087)

Quelle

Dubrall D et al. Häufige Nebenwirkungen und als ursächlich verdächtigte Arzneimittelgruppen. Dtsch Ärztebl Int 2018;115(23):393-400

Apothekerin Anne Truhn

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