Prisma

Älter als gedacht

Die Pest gibt es schon seit der Bronzezeit

us | In der Menschheitsgeschichte kam es zu mindestens drei großen Pest-Pandemien: Die Justinianische Pest suchte Europa ab dem Jahr 541 heim. Im Mittelalter wütete der Schwarze Tod ab 1347 erneut. Im 19. Jahrhundert kam es zu einem Ausbruch in Asien, der Millionen Tote forderte. Da­zwischen traten immer wieder lokal begrenzte Epidemien auf. Nach neueren Erkenntnissen plagt der Erreger die Menschheit jedoch schon länger als bisher angenommen.

Die Pest, verursacht durch das Bakterium Yersinia pestis, tritt auch heute noch gelegentlich auf – beispielsweise auf Madagaskar. Es existieren verschiedene Erscheinungsformen der Krankheit. Man unterscheidet zwischen der Beulen- und Lungen-Pest, Pest-Sepsis und der harmlosen abortiven Pest. Übertragen wird der Erreger vor allem durch den Biss blutsaugender Parasiten (z. B. Flöhe). Diese leben in der Regel auf Nagetieren wie Ratten. Da auch Ratten an der Pest sterben, sind die Flöhe anschließend gezwungen, neue Wirte zu suchen, beispielsweise Menschen. Um Flöhe besiedeln zu können, waren evolutionäre Anpassungen des Bakteriums nötig. Die ältesten analysierten Ge­nome von Yersinia pestis wiesen diese Mutationen noch nicht auf. Daher wurde bisher angenommen, dass die Übertragung von Flöhen auf Menschen seit etwa 2900 Jahren möglich ist. Bei der Sequenzierung des Genoms zweier bronzezeitlicher Skelette, die im heutigen Russland gefunden wurden, konnte auch der Pest-Erreger identifiziert werden. Er wies bereits die notwendigen chromosomalen Unterschiede auf. Das Alter der Skelette wurde auf etwa 3800 Jahre datiert. Somit fand die Übertragung der Pest durch Flöhe auf den Menschen bereits mindestens 900 Jahre früher statt als bisher angenommen. Früher waren die Menschen der Pest hilflos ausgeliefert. Zwischen Ansteckung und Tod vergingen im Durchschnitt acht Tage. Heute kann die Krankheit mit Antibiotika behandelt werden. Außerdem sind bereits Impfstoffe gegen Pest auf dem Markt. |

Quelle

Spyrou MA et al. Analysis of 3800-year-old Yersinia pestis genomes suggests Bronze Age origin for bubonic plague. Nature communications 2018;9:2234

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