Arzneimittel und Therapie

Weniger Rückumstellungen

Generika des Originalherstellers werden besser akzeptiert

Die Umstellung von Originalpräparaten zu generischen Arzneimitteln sorgt im Apothekenalltag regelmäßig für Diskussionsstoff. Ob der Wechsel eher glückt, wenn das Generikum vom Originalhersteller kommt, war Gegenstand einer aktuellen Untersuchung.

Nach Ablauf des Patentschutzes wird den meisten Patienten aus Kostengründen ein Generikum verordnet. Doch viele Patienten sind angesichts des veränderten Aussehens verun­sichert, zunehmend geraten auch abweichende Hilfsstoffe in den Fokus. In diesem Zusammenhang spielt der sogenannte Nocebo-Effekt eine Rolle: Patienten legen gegenüber dem neuen, unbekannten Präparat unter Umständen eine negative Erwartungshaltung an den Tag, die in einer erhöhten Sensibilität im Hinblick auf unerwünschte Ereignisse und einer – subjektiv empfundenen oder tatsächlichen – unzureichenden Wirksamkeit resultiert, sodass der Patient eventuell erneut die Verschreibung des hochpreisigen Originalpräparats einfordert. Das bekannte Design von Umverpackung und Arzneimittel sowie das Wissen um die identische Zusammensetzung machen dieses Phänomen weniger wahrscheinlich.

Foto: Thomas Reimer – stock.adobe.com

Im Rahmen einer US-amerikanischen Kohortenstudie wurden jeweils etwa 100.000 Patienten berücksichtigt, die im Anschluss an ein Originalpräparat entweder ein Generikum des Originalherstellers erhielten, welches in Aussehen und Zusammensetzung inklusive der Hilfsstoffe exakt dem Originalpräparat entspricht, oder ein anderes Generikum, bei dem lediglich die Bioäquivalenz nachgewiesen ist. Die Patienten wurden nach dem Wechsel auf das Generikum ein Jahr lang im Hinblick auf eine Rückum­stellung zum Originalpräparat beobachtet. Bei den untersuchten Arzneimitteln handelte es sich um Alendronat-Tabletten, Amlodipin-Tabletten, Amlodipin-Benazepril-Kapseln, Escitalopram-Tabletten, Calcitonin-Nasenspray, Glipizid-Retardtabletten, Quinapril-Tabletten und Sertralin-Tabletten. Obwohl die Switchback-Raten sich bei den einzelnen Arzneimitteln stark unterschieden, war die Wahrscheinlichkeit einer Rückumstellung bei Patienten, die ein Generikum des Originalherstellers erhielten, insgesamt deutlich geringer (Hazard-Ratio 0,72 bzw. 0,75 in einer Replikationsstudie). Die individuellen Gründe für eine Rückumstellung – Patientenwunsch, Nocebo-Effekt, klinischer Outcome – wurden in dieser rein auf Verordnungsdaten basierenden Studie allerdings nicht erfasst. |

Quelle

Desai R et al. Differences in rates of switchbacks after switching from branded to authorized generic and branded to generic drug products: cohort study. BMJ 2018;361:k1180

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

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