Arzneimittel und Therapie

Eingeschränkt beschränkt

Erhöhter Cannabis-Konsum mindert kognitive Leistung nur vorübergehend

Wie wirkt sich Cannabis auf die geistige Leistungsfähigkeit von Jugendlichen und jungen Erwach­senen aus? Das sollte in einer aktuellen Übersichtsarbeit herausgefunden werden. Das Fazit: Negative Beeinträchtigungen sind durch hochfrequentes Konsumieren zu erwarten, jedoch kein Absolutum.
Foto: Luis Carlos Jiménez – stock.adobe.com

Eine Autorengruppe aus den USA erarbeitete zu dieser Fragestellung eine Metaanalyse, in der die Ergebnisse von 69 Querschnittsstudien ausgewertet wurden. Ziel war es, zu bewerten, wie stark die Hirnleistung bei jungen Erwachsenen von der Droge beeinträchtigt wird. Betrachtet wurden Daten von insgesamt 2152 regelmäßigen Konsumenten mit einem durchschnittlichen Alter von 20,6 Jahren, denen die Daten einer Kon­trollgruppe von 6575 Personen (durchschnittlich 20,8 Jahre alt) mit minimalem Konsum gegenüberstanden. Als multivariate Messgrößen wurden u. a. Lernfähigkeit, Gedächtnisleistung, Schnelligkeit der Informationsverarbeitung und Aufmerksamkeit einbezogen, wobei geringfügige, signifikante Verschlechterungen bei den Cannabis-Konsumenten zu verzeichnen waren. Motorik, Sprache und räumliche Wahrnehmung schienen zwar ebenfalls beeinträchtigt, der Effekt war jedoch nicht signifikant. Zusätzlich erwies sich der Abstand zwischen dem Konsum und der Durchführung der kognitiven Tests in den Beobachtungsstudien als entscheidend: Bei einem längeren Verzicht auf Cannabis von mehr als 72 Stunden war die kognitive Beeinträchtigung geringer als bei kürzerer Abstinenz – das Defizit war zudem statistisch nicht signifikant. Dieser Faktor scheint bedeutender zu sein als das Alter der Konsumenten: Dieses hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis.

Die Analyse legt nahe, dass andauernder Cannabis-Konsum das zerebrale Leistungsvermögen verringert. Inwieweit das Ausmaß der Beeinträchtigung klinisch von Belang ist, bleibt jedoch unklar. So können zusätzliche Faktoren, wie genetische Voraussetzungen, sozioökonomisches Umfeld und Gebrauch anderer Substanzen Einfluss auf die individuelle Auswirkung des Konsums haben. Auch ist fraglich, ob die Ergebnisse auf den Einsatz von Cannabis zu medizinischen Zwecken übertragbar sind. |

Quelle

Scott JC et al. Association of Cannabis With Cognitive Functioning in Adolescents and Young Adults: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Psychiatry 2018; doi:10.1001/jamapsychiatry.2018.0335

Apothekerin Ariane Gerlach

Das könnte Sie auch interessieren

THC und CBD auf dem Prüfstand

Fahrtauglichkeit nach Cannabis-Konsum

Risiken im Jugendalter werden häufig unterschätzt

Cannabiskonsum mit Folgen

Drogenkonsum ist mit erhöhtem Risiko assoziiert

Vorhofflimmern durch Cannabis, Cocain und Co.

Bundesgesundheitsministerium

Cannabis: Nutzen und Risiken

Mütter unter antikonvulsiver Therapie

Stillen erlaubt

Involviert sind vor allem ältere und männliche Fahrer

Mehr Verletzte im Straßenverkehr nach Cannabis-Legalisierung

Gefahr von Ketoazidosen bei Patienten mit Typ-1-Diabetes

Cannabis bringt Blutzucker auf Abwege

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.