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Beratung

Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er auch erkranken

Aktuelle Hinweise für Fernreisende

Lassafieber in Nigeria, Krätze in Saudi-Arabien und Diphtherie in Amerika – die Liste der derzeit aktuellen Infektionskrankheiten, die bei Reisen ins Ausland auftreten können, ist lang. Ein kurzer Überblick fasst einige letztmonatige Meldungen zur Reisemedizin zusammen.

Cholera in Somalia

Der anhaltende Cholera-Ausbruch in Somalia begann bereits im Dezember 2017, und bis Mitte März dieses Jahres wurden mehr als 1600 Cholera-Fälle gemeldet, teilweise mit tödlichem Verlauf. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Reisenden die Impfung gegen Cholera bei Aufenthalten in Infektionsgebieten und dies vor allem bei mangelhaften Hygienebedingungen, bei aktuellen Ausbrüchen, bei Naturkatastrophen oder bei einem Aufenthalt in Flüchtlingslagern.

Präventive Maßnahmen: In Deutschland gibt es einen zugelassenen oralen Cholera-Impfstoff (Dukoral®) mit abgetöteten Cholera-Erregern. Die Grundimmunisierung gegen Cholera besteht bei Erwachsenen und Kindern ab sechs Jahren aus zwei Impfstoffdosen, die im Abstand von mindestens einer bis maximal sechs Wochen verabreicht werden.

Diphtherie in Amerika

Im ersten Quartal 2018 wurden in Brasilien, Kolumbien, Haiti und Venezuela Diphtherie-Ausbrüche gemeldet – die meisten Fälle traten in Venezuela und Haiti auf. Das größte Risiko besteht für nicht geimpfte Kinder. Nationale und internationale Organisationen (z. B. Pan American Health Organi­zation, WHO) verstärken daher ihre Bemühungen, Impfprogramme zu etablieren. Obwohl das Risiko für Fernreisen nicht hoch eingeschätzt wird, sollten Besucher dieser Länder einen gültigen Impfschutz aufweisen.

Präventive Maßnahmen: Personen mit fehlender oder unvollständiger Grundimmunisierung sollten geimpft werden. Dies gilt auch, wenn Grundimmunisierung oder die letzte Auffrischimpfung länger als zehn Jahre zurückliegen. Erwachsene sollen die nächste fällige Diphtherie-Impfung einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung erhalten, bei entsprechender Indikation als Tdap-IPV-Kombinationsimpfung. Ungeimpfte oder Personen mit fehlendem Impfnachweis sollten zwei Impfungen im Abstand von vier bis acht Wochen und eine dritte Impfung sechs bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung erhalten. Eine Reise in ein Infek­tionsgebiet sollte frühestens nach der zweiten Impfung angetreten werden.

Geimpft auf die Pilgerreise nach Mekka

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat neue Impfratschläge für Pilger herausgegeben, die nach Mekka reisen. Die neuesten Ratschläge erscheinen kurz vor dem Ramadan, der dieses Jahr vom 16. Mai bis 14. Juni stattfindet. Es wird allen Mekka-Pilgern empfohlen, sich gegen Poliomyelitis, Grippe, Hepatitis A und B, Masern, Diphtherie und Tetanus impfen zu lassen. Obligatorisch sind ferner eine Impfung gegen Meningitis mit dem vierwertigen (ACYW-)Impfstoff sowie die Impfung gegen Gelbfieber, falls der Pilger aus einem endemischen Land einreist. Laut ECDC sollten Pilger aufgrund des aktuellen Ausbruchs des Middle-East-Respiratory-Syndrome-Coronavirus(MERS-CoV) darauf achten, engen Kontakt mit Tieren, insbesondere mit Kamelen, zu vermeiden, wenn sie Bauernhöfe, Märkte etc. besuchen.

Gelbfieber in Brasilien

Seit Dezember letzten Jahres sind Gelbfieber-Erkrankungen in Brasilien erneut vermehrt aufgetreten. Es handelt sich dabei um den größten Gelbfieber-Ausbruch der letzten 30 Jahre. Aufgrund zahlreicher Erkrankungs- und Todesfälle haben die Behörden die Bevölkerung zur Impfung aufgefordert. Zuvor waren in der Region zahlreiche Affen an der Infektion verendet.

Präventive Maßnahmen: Derzeit wird bei Reisen in Gelbfieber-Endemiegebiete eine Impfung gegen Gelbfieber empfohlen. Einige Ziel- und Transitländer schreiben die Impfung obligat vor. Es ist eine einmalige Impfung in einer von den Gesundheitsbehörden zugelassenen Gelbfieber-Impfstelle. Das Internationale Zertifikat für eine Gelbfieber-Impfung ist lebenslang gültig.

Rückkehr der Masern

Der Anstieg an Masern-Erkrankungen in Europa scheint ungebremst zu verlaufen. So wurden seit Beginn des Jahres in England und Wales rund 700 Erkrankungen gemeldet, besonders betroffen ist die Stadt Birmingham. Ein Zusammenhang mit den Ausbrüchen in anderen europäischen Ländern wird vermutet. So wurden in Serbien seit Anfang Oktober 2017 landesweit ca. 4540 Erkrankungen gemeldet. In Portugal wurden seit Anfang März über 100 Infektionen bestätigt, bisher sind ausschließlich Erwachsene erkrankt. Von außereuropäischen Ländern sind derzeit besonders die Philippinen betroffen, bis Ende März wurden landesweit ca. 4170 Verdachtsfälle gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben sich die Fallzahlen mehr als verdoppelt.

Präventive Maßnahmen: Impfung gemäß STIKO-Empfehlungen

Geimpft zur Fußball-WM nach Moskau

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Für die Einreise nach Russland bestehen keine Pflichtimpfungen. Das Auswärtige Amt empfiehlt, den Impfstatus der von der STIKO empfohlenen Impfungen zu überprüfen und gegebenenfalls fehlende Impfungen zu ergänzen. Dazu gehören für Erwachsene die Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, gegebenenfalls auch gegen Polio, Mumps, Masern, Röteln, Influenza und Pneumokokken. Ferner werden Impfungen gegen Hepatitis A, bei Langzeitaufenthalt oder bei besonderer Expo­sition auch gegen Hepatitis B, gegen Tollwut (das Tollwutrisiko durch streunende Hunde erstreckt sich bis in die Städte) sowie gegen FSME empfohlen. Der in Deutschland erhältliche FSME-Impfstoff schützt auch vor der in der Russischen Föderation endemischen Virusvariante.

Cave HIV/AIDS: Es besteht ein hohes Ansteckungsrisiko, die Verwendung von Kondomen wird dringend empfohlen.

Denguefieber in Peru

Ein vermehrtes Auftreten des Denguefiebers wird aus zahlreichen Ländern gemeldet, so aus Neukaledonien, Paraguay und insbesondere aus Peru. Hier sind bis Mitte März knapp 4000 Menschen erkrankt, was einer Verdoppelung der Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In Thailand wurden seit Anfang des Jahres ca. 4180 Infektionen gemeldet. Besonders betroffen sind die Regionen um Bangkok und der Süden des Landes. Im letzten Jahr wurden mehr als 50.030 Erkrankungen und 59 Todesfälle gemeldet. Es waren die höchsten Fallzahlen seit 20 Jahren. Ein Infektionsrisiko besteht ganzjährig, die Hauptübertragungszeit sind die Monate Juli und August. Die Behörden befürchten eine weitere Zunahme der Infektionen im Anschluss an die Regenzeit.

Präventive Maßnahmen: Schutz vor den tagaktiven Überträgermücken beachten.

Lassafieber in Nigeria

Die Zahl der am gefährlichen Lassafieber erkrankten Menschen in Nigeria ist innerhalb kurzer Zeit gestiegen, so wurden seit Januar 2018 insgesamt 1849 Lassafieber-Fälle (darunter 413 bestätigte) aus 20 Staaten gemeldet. Seit Beginn dieses Ausbruchs wurden 114 Todesfälle registriert (Stand 20. April 2018). Lassa zählt wie Ebola und Denguefieber zu den hämorrhagischen Fiebern. Es wird vor allem durch Nahrungsmittel und Haushaltsgegenstände übertragen, die mit Urin und Kot von Ratten verseucht sind. Die Viruserkrankung ist bei Kontakt mit den Ausscheidungen infizierter Personen hochansteckend.

Präventive Maßnahmen: Da keine Impfmöglichkeit besteht, ist der Kontakt mit Nagetieren (z. B. in ein­fachen Unterkünften) zu vermeiden.

Krätze in Saudi-Arabien und Spanien

Aus Saudi-Arabien wurde ein Ausbruch der Krätze gemeldet; betroffen sind bislang über 1000 Personen, häufig Schulkinder. Bereits im Januar wurden in Spanien (Region Katalonien) 59 Erkrankungen erfasst. Typisch sind Ausbrüche in Kindergärten, Schulen, Gefängnissen oder Kliniken, da Krätze-Milben bei engem Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen werden.

Präventive Maßnahmen: Engen Hautkontakt meiden. |

Literatur

Informationen des Auswärtigen Amtes, www.auswaertiges-amt.de

Informationen des Centrum für Reisemedizin, www.crm.de

Privates Tropeninstitut Dr. Gontard GbR, www.tropeninstitut.de

Disease Outbreak News (DONs), Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), www.who.int/csr/don/en/

Weekly bulletins on outbreaks and other emergencies: Outbreaks and Emergencies Bulletin, Woche 16, 14. - 20. April 2018, Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), http://www.afro.who.int/health-topics/disease-outbreaks/outbreaks-and-other-emergencies-updates

PAHO/WHO Media Center: news, features, ­multimedia. www.paho.org/hq/index.php?option=com_content&view=article&id=964&Itemid=958&lang=en

Communicable Disease Threats Report (CDTR). Woche 15, 8. - 14. April 2018, European Centre for Disease Prevention and Control, https://ecdc.europa.eu/sites/portal/files/documents/Communicable-disease-threats-­report-14-apr-2018.pdf

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut – 2017/2018. Epidemiologisches Bulletin 2017;34:333-356, www.rki.de

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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