Prisma

Leben unter dem Meeresboden

„Tiefe Biosphäre“ entsorgt organischen Müll der Ozeane

cae | Die Ozeane gelten als Ursprung des Lebens. Von dort hat es nicht nur das Land erobert, sondern ist auch in die untermeerische Erdkruste eingedrungen.

In einem Liter Meerwasser ist etwa ein Gramm gelöstes organisches Material enthalten, was 700 Milliarden Tonnen in allen Weltmeeren entspricht. Es stammt, sofern es nicht von Flüssen ins Meer eingetragen wurde, von Ausscheidungen der Meeresorganismen sowie von ihren Überresten nach deren Absterben, und in ihm ist etwa 200-mal so viel Kohlenstoff gebunden wie in allen Meereslebewesen zusammen. Ein Großteil des Materials reichert sich auf dem Meeresboden und seinen Sedimenten an, was derzeit in der Sargassosee, einem über 4000 m tiefen Becken des Atlantischen Ozeans, erforscht wird. Durch die Radiocarbonmethode ist das Material auf ein durchschnittliches Alter von 4000 bis 6000 Jahre datiert worden, d. h. dass das Material nur sehr langsam von Lebewesen verwertet und umgesetzt wird. Doch das Material gelangt auch in die Erdkruste, die unter der Sargassosee aus vulkanischem Tuffgestein besteht. Dieses beherbergt eine überraschend umfangreiche Mikroflora. Zusammen mit amerikanischen Kollegen haben deutsche Meeresforscher aus bis zu 330 m tiefen Bohrlöchern Proben aus dem Tuffgestein genommen und diese mikrobiologisch sowie geochemisch untersucht. Das organische Material ist dort im Schnitt 3200 Jahre alt, sodass der Umsatz schneller erfolgt als auf dem Meeresboden. Die Mikroben, die an das extreme Habitat angepasst sind, kommen auch mit dem dortigen Nahrungsangebot relativ gut zurecht. Sie tragen schätzungsweise fünf Prozent zum Abbau des organischen Materials in den Weltmeeren bei. |

Quelle

Shah Walter SR et al. Microbial decomposition of marine dissolved organic matter in cool oceanic crust. Nature Geoscience; Epub 23.4.2018

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