Aus den Ländern

Apotheken als „sicherer, vertrauens­würdiger Hafen“

Mitgliederversammlung des AV Mecklenburg-Vorpommern

ROSTOCK (tmb) | Bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 11. April in Rostock dominierten Themen mit bundesweiter Bedeutung. Der Verbandsvorsitzende Axel Pudimat begründete das Schweigen der ABDA zum Honorargutachten, warnte vor Panik beim Datenschutz und weckte große Erwartungen in die Folgewirkungen des securPharm-Systems.

Die Lage der Apotheken beschrieb Pudimat mit einem Gegensatz. Einerseits seien etliche Entwicklungen mit Sorge zu betrachten. Andererseits gehe es den Apotheken wirtschaftlich relativ gut. Dieser Erfolg sei allerdings sehr ungleich verteilt, was angesichts der flächendeckenden Gemeinwohlpflichten manchmal ungerecht erscheine. Die Kernfunktion der Apotheken, „die verlässliche flächendeckende Versorgung mit preisgeregelten Medikamenten“, werde breit akzeptiert, und doch könne es Angriffe auf das System geben.

Versand und Honorar

Als Probleme nannte Pudimat die Preise beim grenzüberschreitenden Versand und das Honorargutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Zum Rx-Versandverbot erklärte Pudimat, die Apotheker sollten die Gefährdung der Gleichpreisigkeit betonen. „Dass sich dieses Problem nur durch eine Einschränkung des Versandhandels lösen lässt, ist eher ein Kollateralschaden“, so Pudimat.

Zum Honorargutachten erklärte Pudimat, viele hätten bei einem so massiven Angriff auf die wirtschaftlichen Grundlagen erwartet, dass die ABDA sich sehr aktiv dagegen wehre. Doch jede Diskussion in der Systematik des Gutachtens hätte den Apotheken nur geschadet. Darum habe es von der ABDA keine offizielle Auseinandersetzung mit den Argumenten gegeben. Er trage diese Taktik der ABDA mit, erklärte Pudimat, räumte aber ein, dass der Verband sich mehr und schnellere Informationen gewünscht habe und dies auch zu Missstimmungen bei den Mitgliedern geführt habe. Darauf ging auch Ralf Denda, Referent des ABDA-Hauptgeschäftsführers, in einem Vortrag zur Strategie der ABDA ein (siehe AZ 2018, Nr. 16, S. 1).

Daneben sieht Pudimat die Apotheken jetzt „auf dem langen Weg, pharmazeutische Dienstleistungen in der Praxis zu etablieren“. Für die Honorierung seien klare gesetzliche Voraussetzungen nötig. Dies werde aber vom GKV-Spitzenverband blockiert, weil man dort fürchte, dass alles, was die Krankenkassen bezahlen, teurer wird und ein Anspruch darauf entsteht.

Keine Panik zum Datenschutz

Zum Datenschutz mahnte Pudimat die Apotheker, keine übertriebene Panik zu entwickeln. Die oft zitierten hohen Strafen seien „für den bewussten gewinnbringenden Einsatz von personenbezogenen Daten ohne Zustimmung und ohne Gesetzesgrundlage vorgesehen“. Tückisch könnte es nur werden, wenn Anwälte Abmahnungen wegen formaler Mängel zum Geld­erwerb nutzen. Für diejenigen, die schon bisher verantwortungsvoll mit Daten umgehen, bedeuten die neuen Regeln letztlich einen zusätzlichen Aufwand und mehr Dokumentation bei zweifelhaftem oder fehlendem Nutzen. Entsprechend bewertete Pudimat das „Interne Kontroll-System“, das die Finanzämter bei der Kassennachschau erwarten würden.

Hohe Erwartung in securPharm

Positives erwartet Pudimat dagegen vom securPharm-System. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass in etwa fünf Jahren die Patienten beginnen werden, die Nase zu rümpfen, wenn sie ein Medikament ausgehändigt bekommen, das nicht offiziell authentifiziert ist“, erklärte Pudimat. Denn die Zeiten von Internetkriminalität und Fälschungen haben gerade erst begonnen, und die Apotheken müssen „ein sicherer, vertrauenswürdiger Hafen“ dagegen sein. Dann werden Sonder­regelungen für die Apotheken gegenüber anderen Vertriebskanälen eher akzeptiert. SecurPharm werde etwas kosten, aber die Investition werde sich lohnen, erwartet Pudimat und ergänzte: „Es wird Zeiten geben, in denen diese Authentifizierung eine der tragenden Säulen des Arznei­mittelvertriebs sein wird.“

Die Vorgehensweise des securPharm-Verfahrens stellten Verbandsgeschäftsführer Carsten Pelzer sowie Kai Oppermann und Josef Nöbauer von den Firmen Pharmatechnik und Awinta dar. Oppermann und Nöbauer berichteten übereinstimmend aus der laufenden Pilotphase mit 400 Apotheken: „Es funktioniert jetzt schon.“ Die Softwarehäuser seien schon bereit. Der Zeitplan sieht vor, dass bis zum Jahresende 2018 alle Apotheken an das System angeschlossen sind. |

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