Arzneimittel und Therapie

Schlagen DPP-4-Inhibitoren auf den Darm?

Zusammenhang mit entzündlichen Darmerkrankungen möglich

DPP-4-Inhibitoren (Gliptine) wurden 2007 zur Behandlung des Typ-2-Diabetes eingeführt und werden seither zunehmend verordnet. Doch sie scheinen häufiger als andere Antidiabetika zu entzündlichen Darmerkrankungen zu führen.

Bei der oralen Aufnahme von Kohlenhydraten wird im Darm das Inkretinhormon Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) freigesetzt, welches die Insulinsekretion steigert. Dieses wird rasch durch die Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP-4) abgebaut. DPP-4-Inhibitoren verzögern den Abbau des GLP-1 und senken so den Glucose-Spiegel. Das Enzym DPP-4 wurde aber auch auf Zellen gefunden, welche bei der Immunantwort eine Rolle spielen. Außerdem wurden bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen vergleichsweise niedrige DPP-4-Spiegel festgestellt. Eine populationsbasierte Kohortenstudie analysierte nun, wie häufig entzünd­liche Darmerkrankungen unter Nicht-Insulin-Antidiabetika sind. Bei Beobachtung von 552.413 Patientenjahren traten insgesamt 208 Fälle auf. Hierbei war eine Therapie mit DPP-4-Inhibitoren mit einem um 75% höheren Risiko assoziiert. Eine Assoziation fand sich allerdings nur für Colitis ulcerosa, nicht jedoch für Morbus Crohn. Insgesamt handelte es sich um seltene Ereignisse. So lag die Zahl der Patienten, die rechnerisch vier Jahre lang behandelt werden müssten, um ein unerwünschtes Ereignis zu beobachten, bei 1177 Personen. Zudem waren die Patienten, welche DPP-4-Inhibitoren erhielten, älter und kränker als die Kontrollen. Um einen möglichen Zusammenhang zu bestätigen, sind daher weitere Studien notwendig. Klagen Patienten unter DPP-4-Inhibitoren über Bauchschmerzen im linken Unterbauch und heftige, zum Teil blutig-schleimige Durchfälle, sollte man dennoch hellhörig werden. |

Quelle

Abrahami D et al. Dipeptidyl peptidase-4 inhibitors and incidence of inflammatory bowel disease among patients with type 2 diabetes: population based cohort study. BMJ 2018;360:k872

Apothekerin Dr. Karin Schmiedel

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