Arzneimittel und Therapie

Calcium plus Vitamin D3 fördert Dickdarmpolypen

Risiko durch Supplementierung erhöht

Eine US-amerikanische Forschergruppe hat in einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie festgestellt, dass die Einnahme von Calcium allein sowie in Kombination mit Vitamin D3 langfristig das Risiko, bestimmte Vorstufen eines kolorektalen Karzinoms zu entwickeln, erhöhen kann.

Calcium und Vitamin D3 werden häufig, insbesondere bei der Gefahr einer Osteoporose, verordnet. So empfehlen die Leitlinien des Dachverbandes Osteologie (DVO) für Risikogruppen eine tägliche Zufuhr von mindestens 1000 mg Calcium und Supplementierung mit 800 – 1000 Einheiten Vitamin D3. Auch werden antineoplastische Effekte einer Supplementierung diskutiert. In einer groß angelegten Studie mit 2813 Teilnehmern wurde daher untersucht, ob eine Calcium/­Vitamin-D3-Supplementierung das Risiko der Entstehung gezackter (serratierter) Polypen und vor allem der sessilen serratierten Adenome/Polypen (SSA/P) vermindern kann. Insbesondere die SSA/P sind als Vorläuferläsionen des kolorektalen Karzinoms bekannt. Studienteilnehmer, denen in den vorhergehenden vier Monaten kolorektale Adenome entfernt worden waren, erhielten täglich entweder 1200 mg Calcium, 1000 IU Vitamin D3, beides oder keines der beiden. Die Behandlung wurde für drei oder fünf Jahren fortgeführt. Nach Abschluss der Behandlung und einer Kontrollkoloskopie wurden die Patienten weiterhin beobachtet.

Langfristige Risikoerhöhung statt Schutz

Überraschenderweise wurde statt des zuvor hypothetisch angenommenen protektiven Effekts ein durch Calcium bzw. Calcium/Vitamin-D3-Supplementierung erhöhtes Risiko für SSA/Ps gefunden. Dieses zeigte sich jedoch erst drei bis fünf Jahre nach Beendigung der Therapie. Bei alleiniger Vitamin-D3-Supplementierung war das Risiko nicht erhöht. Im Gegensatz zu gezackten Polypen traten andere Adenome bei Patienten mit Calcium-Supplementierung nicht häufiger auf. In früheren Studien wurden sogar Hinweise auf einen protektiven Effekt einer Supplementierung in Bezug auf die klassischen Formen der drüsenbildenden Tumore ge­funden.

Frauen und Raucher besonders betroffen

Untergruppenanalysen zeigten, dass Frauen und Raucher besonders gefährdet sind, gezackte Polypen zu entwickeln. Sollten sich diese Daten bestätigen lassen, könnte das einen Einfluss auf aktuelle Behandlungsstrategien haben. Bei gezackten Polypen in der Vorgeschichte sollte nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung unter Umständen auf eine Calcium-Supplementierung verzichtet werden. |

Quelle

Leitlinie des Dachverbands der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e.V. (DVO) zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern. 2017; AWMF-Register-Nr.:183/001

Crockett SD et al. Calcium and vitamin D supplementation and increased risk of serrated polyps:results from a randomised clinical trial. Gut 2018;doi:10.1136/gutjnl-2017-315242[Epub ahead of print]

Apothekerin Dr. Daniela Leopoldt

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