Die Seite 3

Tränende Augen

Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Auch wenn in manchen Regionen Deutschlands das Osterwetter nicht an blühende Bäume und Gräser hat denken lassen, der Frühling ist inzwischen da und treibt zunehmend Heuschnupfen-geplagte Menschen in die Apotheken. Die einen haben Erfahrung und wissen genau, was ihnen hilft. Die anderen sind noch auf der Suche – und wieder andere sind nicht zuletzt durch die jüngste Bewertung von Heuschnupfenmitteln durch Stiftung Warentest hochgradig verunsichert. Dort hat man sich vom Nebenwirkungspotenzial leiten lassen und Cromoglicin-haltige Präparate auf Platz 1 gesetzt, auch wenn deren Wirkung oft genug zu wünschen übrig lässt. Vollends verunsichert wird der Patient sein, der mit Glucocorticoid-haltigen Medikamenten die Allergiesaison bislang gut überstanden hat. Ihm wird empfohlen, „Nasensprays mit Cortison“ maximal vier Wochen anzuwenden, obwohl bekannt ist, dass es durchaus mehrere Wochen bis zum vollständigen Wirkungseintritt dauern kann. Und er wird vor „örtlichen Schädigungen“ bei Daueranwendung in der Nase gewarnt. Das klingt bedrohlich, das will man sich nicht wirklich antun! Doch was ist die Alternative? Tränende und juckende Augen, Niesattacken, laufende Nase, Reizhusten – einfach aushalten? Den Aufenthalt im Freien meiden, auf soziale Kontakte und damit auf sehr viel Lebensqualität aus lauter Angst zum Beispiel vor einer Schädigung der Nasenschleimhaut verzichten?

Das muss nicht sein! Wohl dem, der in der Apotheke seines Vertrauens über die tatsächlichen Risiken, nicht nur der Medikation, sondern auch die der allergischen Erkrankung aufgeklärt wird. Wohl dem, dem in einem intensiven Beratungsgespräch auch Wege aufgezeigt werden, mit potenziellen Nebenwirkungen umzugehen. Denn wem ist geholfen, wenn er sich beispielsweise durch ständiges Reiben juckender Augen eine massive Bindehautentzündung einhandelt? Auch das sind lokale Schädigungen, die vor lauter Cortison-Angst schnell einmal aus dem Fokus geraten können.

Bei all diesen Überlegungen muss man zudem noch an diejenigen denken, die nicht nur unter Heuschnupfen, sondern zusätzlich unter allergischem Asthma leiden! Schätzungen zufolge kann das gut und gerne jeder Dritte sein. Wird der Heuschnupfen dieser Patienten konsequent mit nasalen Glucocorticoiden behandelt, soll sich auch deren Asthmasymptomatik bessern (s. Seite 22). Also eine Win-Win-Situation.

Und auch wenn man sich über Arzneimittelbewertungen wie von Stiftung Warentest trefflich aufregen kann, sie einem auch jenseits der Heuschnupfensaison regelmäßig Tränen in die Augen treiben – sie geben gerade den Apotheken vor Ort die Gelegenheit, mit den Patienten ins Gespräch zu kommen, Kompetenz zu zeigen und Lösungen zu erarbeiten. So gesehen auch eine Win-Win-Situation.


Doris Uhl


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