DAZ aktuell

„Ein Beispiel für den Erfolg ständischer Lobbypolitik“

BKK-Dachverband zum geplanten Rx-Versandverbot

bro/ral | Die GroKo hat sich das Rx-Versandverbot auf ihre To-Do-Liste geschrieben – die Krankenkassen sind darüber „not amused“. Franz Knieps, Chef des BKK-Dachverbandes, äußerte seinen Unmut unlängst in einem verbandseigenen Magazin. Für ihn ist das geplante Rx-Versandverbot „ein Beispiel für den Erfolg ständischer Lobbypolitik“, der sich mit der generellen E-Health-Strategie der Bundesregierung nicht vereinbaren lasse.

Knieps hat sich in einem Meinungsbeitrag im gesundheitspolitischen „Magazin für Politik, Recht und Gesundheit im Unternehmen“ des BKK-Dachverbandes zum Koalitionsvertrag von Union und SPD geäußert. Darin thematisiert er unter anderem, dass sich die Große Koalition für ein Rx-Versandverbot einsetzen will. Zur ­Erinnerung: Knieps wurde 2003 zum Leiter der Abteilung Gesundheitsversorgung, Gesetzliche Krankenversicherung, Pflegeversicherung im Bundesgesundheitsministerium be­rufen. Unter der damaligen Ministerin Ulla Schmidt (SPD) war er damit mitverantwortlich, dass der Arzneimittelversandhandel im Januar 2004 erlaubt wurde.

Die Zukunft der Vor-Ort-Apotheken sichern?

Die Unionsfraktion hat vor Kurzem im Bundestag klargestellt, dass sie mit dem Verbot auch die Zukunft der Vor-Ort-Apotheken sichern und diese vor unfairer Konkurrenz schützen wolle. Knieps sieht das anders. Wörtlich schreibt er: „Ob das angestrebte Verbot des Arzneimittelversandhandels wirklich dem Ziel einer flächendeckenden Versorgung vor Ort dienen wird, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden.“ Dass von einem „Verbot des Arzneimittelversandhandels“ nie die Rede war, sondern nur von einem Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln, verschweigt Knieps den Lesern seines Magazins allerdings.

Knieps ist der Meinung, dass sich Union und SPD zu sehr von der Apothekerlobby haben beeinflussen lassen. Er schreibt: „Vielmehr scheint dies ein Beispiel für den Erfolg ständischer Lobbypolitik zu sein, der sich mit der generellen E-Health-Strategie der Bundesregierung nicht vereinbaren lässt.“ Der Verbandschef weist auf die recht vage Formulierung im Koalitionsvertrag hin und erklärt: „Hoffnung macht lediglich die konkrete Formulierung, dass man sich für ein entsprechendes Verbot ‚einsetzen’ wolle. Da sind die Vorbehalte bereits im Wortlaut eingebaut.“

Verbot passt nicht zu Digitalisierung

Schon der AOK-Bundesverband und der GKV-Spitzenverband hatten verärgert auf das Rx-Versandverbot im Koalitionsvertrag reagiert. Beide Verbände hatten angemerkt, dass das Verbot aus ihrer Sicht dem Trend der Digitalisierung widerspreche. So hatte der GKV-Spitzenverband mitgeteilt: „Digitalisierung fördern zu wollen und zugleich den Versandhandel zu verbieten – wie soll das gehen? Diese gegensätzlichen Pläne im Koalitionsvertrag passen nicht zusammen. Seit Jahren ergänzen Online-Apotheken die traditionellen Apotheken bei der Medikamentenversorgung der Menschen.“

Und aus dem AOK-Bundesverband hieß es: „Dass sich Union und SPD auf ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verständigt haben, passt nicht in die Zeit. Im Koalitionsvertrag wird prominent für eine ‚Offensive für Bildung, Forschung und Digitalisierung‘ geworben und die Digitalisierung als ‚große Chance für unser Land und seine Menschen‘ beschrieben.“ |

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