Arzneimittel und Therapie

Sorafenib macht T-Zellen aggressiver

AML-Patienten profitieren von innovativer Kombinationstherapie

Patienten mit einer aggressiven Form der akuten myeloischen Leukämie haben eine schlechte Prognose. Doch durch die Kombination von Sorafenib mit einer T-Zell-Übertragung scheint es nun möglich, die Tumorerkrankung in den Griff zu bekommen.

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist die häufigste Form der Leukämie bei Erwachsenen. Bei einem Teil der Patienten liegt eine interne Tandemduplikation im FMS-like Tyrosine Kinase (FLT) 3-Gen vor. Erleiden AML-Patienten mit dieser Mutation nach einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation ein Rezidiv, liegt ihre Überlebensrate nach einem Jahr unter 20%. Nun wurde eine neue, sehr wirksame Therapiestrategie entdeckt [1]. Ursprünglich wurde Sorafenib bei diesen Patienten palliativ eingesetzt, überraschenderweise konnte die Tumorerkrankung durch Kombination einer allogenen Immunzelltransplantation mit Sorafenib zum Teil jedoch komplett zurückgedrängt werden.

Bekannt ist, dass Sorafenib die Proliferation bestimmter Tumorzellen vermindert und die Tumorangiogenese hemmt. Bei Leukämiezellen wirkt Sorafenib allerdings auf anderem Wege: In Laborversuchen wurde gezeigt, dass Sorafenib in Leukämiezellen die Produktion des Zytokins Interleukin-15 (IL-15) erhöht [2]. Dadurch werden die allogenen CD8+-T-Zellen zytotoxischer und leben zudem länger. Somit können Tumorzellen besser erkannt und zerstört werden.

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Orale Therapie mit Sorafenib

Sorafenib ist ein Multikinasehemmer, der die Tyrosinkinaserezeptoren Vascular Endothelial Growth Factor Receptor (VEGFR) 1 – 3, Platelet-derived Growth Factor Receptor (PDGFR) und die Tyrosinkinase KIT (c-Kit) sowie Rapidly Accelerated Fibrosarcoma (Raf)-Kinasen und die FMS-like Tyrosine Kinase (FLT)-3 blockiert. Sorafenib wird oral eingenommen und ist als Nexavar® für die Behandlung von Leber-, Nieren- und Schilddrüsenkarzinomen zugelassen, nicht jedoch für die AML-Therapie.

Orale Therapieansätze in der Onkologie stellen im Apothekenalltag eine besondere Herausforderung dar. Beratungswissen zu diesem Thema finden Sie in der DAZ 2017, Nr. 3, S. 40 im Rahmen unserer Serie „Der Krebspatient in der Apotheke“.

Diese Laborergebnisse wurden durch eine Datenanalyse von 409 Patienten aus 39 Studienzentren weltweit klinisch bestätigt [1]. Die AML-Patienten wurden alle wegen ihres Rezidivs mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt. Dabei besaßen Patienten, die Sorafenib zusätzlich zu einer T-Zell-Übertragung erhielten, die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit. |

Quelle

[1] Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg vom 13. Februar 2018. www.uniklinik-freiburg.de/nc/presse/pressemitteilungen/detailansicht/presse/1456/

[2] Mathew NR et al. Sorafenib promotes graft-versus-leukemia activity in mice and humans through IL-15 production in FLT3-ITD-mutant leukemia cells. Nat Med 2018;24(3):282-291

Dr. Miriam Neuenfeldt

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