Arzneimittel und Therapie

Gabapentin überzeugt bei neuro­pathischem Schmerz

Cochrane Review unterstreicht die Evidenz

Neuropathischer Schmerz ist nicht leicht zu behandeln, und viele Patienten erfahren keine ausreichende Linderung ihrer Beschwerden. Neben physikalischen und kognitiven Interventionen kommen auch „unkonventionelle Analgetika“ wie Antiepileptika zum Einsatz. Wie eine aktuelle Metaanalyse zeigt, kann Gabapentin Post-Zoster-Neu­ralgie und schmerzhafte diabetische Neuropathie deutlich reduzieren.
Foto: Schlierner – stock.adobe.com
Dem neuropathischen Schmerz liegt eine Läsion oder Erkrankung des somatosensorischen Nervensystems zugrunde.

Das aktuelle Update eines Cochrane-Reviews befasste sich mit dem Stellenwert von Gabapentin in der Therapie des neuropathischen Schmerzes. In der Metaanalyse wurden 37 randomisierte klinische Studien zusammengefasst, die zwischen 1998 und 2016 publiziert wurden und insgesamt 5914 Patienten einschlossen. Die meisten Patienten litten an Post-Zoster-Neuralgie (postherpetic neuralgia, PHN) oder schmerzhafter diabetischer Neuropathie (painful diabetic neuropathy, PDN). Die Schmerzintensität wurde mit numerischen oder visuellen Analogskalen oder mithilfe der PGIC-Skala (Patient Global Impression of Change) gemessen. Die primären Endpunkte „substanzieller Nutzen“ und „moderater Nutzen“ wurden als Schmerzreduktion von über 50% bzw. 30% oder als Bewertung „very much“ bzw. „much or very much improved“ auf der PGIC-Skala definiert. Die Analyse ergab bei Patienten mit mäßigen oder starken neuropathischen Schmerzen eine im Vergleich mit Placebo verminderte Schmerzintensität nach oraler Gabe von 1200 – 3600 mg Gabapentin pro Tag über vier bis zwölf Wochen. Bei 32% der Patienten mit PHN konnte eine substanzielle Verbesserung erreicht werden (Placebo: 17%), bei 46% eine moderate Verbesserung (Placebo: 25%). Patienten mit PDN gaben unter Gabapentin-Therapie zu 38% eine substanzielle und zu 52% eine moderate Verbesserung an (Placebo: 21% substanziell, 37% moderat). Erwartungs­gemäß war auch die Häufigkeit un­erwünschter Effekte in der Verum-Gruppe größer: 11% der Patienten brachen die Therapie aufgrund von Somnolenz, Benommenheit, Schwindel oder anderen unerwünschten Arzneimittelwirkungen ab; in der Placebo-Gruppe waren es 8%. Die Ergebnisse des Reviews decken sich mit den aktuellen Leitlinien internationaler Fachgesellschaften, die Gabapentin als Erstlinientherapie neuropathischer Schmerzen empfehlen. |

Quelle

Moore A et al. Gabapentin for Chronic Neuropathic Pain. JAMA 2018;319(8):818-819

Wiffen PJ et al. Gabapentin for chronic neuropathic pain in adults. Cochrane Database Syst Rev 2017;6:CD007938

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

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