Adexa-Info

Berlin belebt

ADEXA bei der Interpharm 2018

Draußen alles andere als frühlingshafte Temperaturen. Drinnen viel Input für geistiges Wachsen und ­Gedeihen: pharmazeutisches Beratungswissen, Know-how für PKA, Karrierechancen für den Nachwuchs, berufspolitische Diskussionen und ein prallgefülltes Infopaket für Filialapothekenleiter. ADEXA-Vertreterinnen und -Vertreter waren gefragte Ansprechpartner und nutzten die Interpharm zum Netzwerken und zur Mitgliedergewinnung.

Wer mit frischem Wissen in der Apotheke punkten will, kommt um die Interpharm kaum herum. Zwar zeigte Berlin den Kongressbesuchern die kalte Schulter bei Minusgraden und eisigem Ostwind. Für den Gewinn an Fachwissen spielte das jedoch keine Rolle. PTA- und PKA-Schulklassen, Studierende und alte Fortbildungshasen trafen sich im City Cube Berlin, um sich für Patienten und Apothekenkunden beratungsfit machen zu lassen.

In den Pausen strömten alle in die begleitende Fachausstellung, wo sich das ADEXA-Messeteam für Fragen rund um das Arbeitsrecht, die Tarifverträge und die Vorteile der Mitgliedschaft bereithielt. Offene Ohren für die Probleme am Arbeitsplatz und für tarifpolitische Anregungen waren gefragt; wer wollte, wurde dazu mit dem richtigen Infomaterial versorgt. Und das Wiedersehen mit ehrenamtlich Aktiven aus ganz Deutschland trug ein Übriges zur guten Stimmung am Stand bei.

Freitag: PKA-Seminar …

Foto: ADEXA
Martina Busch und Ulla Odendahl (v. l.) eröffneten das PKA-Seminar.

In guter Interpharm-Tradition waren am Freitagvormittag fortbildungswillige PKA mit einem Programm aus drei Vorträgen an der Reihe. Neben PKA­aktiv-Redaktionsleiterin Martina Busch begrüßte auch Ulla Odendahl, Leiterin der ADEXA-Berufsgruppe PKA, die überwiegend jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wenn PKA-Lehrkräfte ihre Schulklassen zu solchen Kongressen mitnehmen, ist das eine gute Investition in deren berufliche Entwicklung.

ADEXA-Juristin Minou Hansen legte ADEXAs Stärken in der Rechtsberatung kompetent und anschaulich dar. Außerdem versüßte die Apothekengewerkschaft die Kaffeepause mit ­einem kleinen Kuchenbüfett.

… und Berufspolitik

Wer sich einen persönlichen Eindruck von der Chuzpe der DocMorris-Strategen machen wollte, besuchte das Streitgespräch zwischen deren Vorstandsmitglied Max Müller und dem Rechtsanwalt Dr. Heinz-Uwe Dettling. Während Müller mit rhetorischem Feuerwerk und einem gewissen Unterhaltungswert punkten konnte, zogen ansonsten doch eher Dettlings Sach­argumente der öffentlichen Apotheke. Gewünscht hätte man sich allerdings eine weniger parteilich-leidenschaft­liche und dafür stärker kritisch nachhakende Moderation.

Fast schon gemütlich ging es anschließend auf dem Podium zur aktuellen berufspolitischen Lage mit fünf Mitgliedern des Deutschen Bundestages von CDU, SPD, FDP, Grünen und der Linken zu. Selbst potenzielle Aufreger wie das angestrebte Rx-Versandverbot und das Honorargutachten wurden gesittet und überwiegend mit Empathie für die öffentlichen Apotheken diskutiert. Die Politiker kritisierten die fehlende Diskussionsbereitschaft der ABDA beim Honorargutachten – aus Sicht von ADEXA zu Recht. Sie lobten Modelle wie ARMIN in Thüringen und rügten die Rolle des Apothekers beim Medikationsplan als viel zu gering. Also: Wasser auf die Mühlen des Berufsstandes. In Sicherheit wiegen sollte man sich trotzdem nicht. Wie gut oder schlecht die Apotheken mit dem neuen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zurechtkommen werden, ist noch völlig offen.

Foto: ADEXA
Gut beraten am ADEXA-Messestand.

Samstag: Filialleiter im Fokus

Ein gut gefüllter Saal beim Filial­apothekenleitertag zeigte: Hier hatten die Organisatoren einen Nerv getroffen. Es gibt – verständlicherweise – ein großes Informationsbedürfnis in dieser stetig wachsenden „Berufsgruppe“. Denn de facto sind deren spezifische Arbeitsbedingungen und Befugnisse nirgendwo explizit geregelt. So ist vieles von der Behörde vor Ort, dem jeweiligen Inhaber und dem individuellen Verhandlungsgeschick der Filialleiter abhängig. Wie unterschiedlich die Gründungsmotive und Marketing­strategien von Filialverbünden sein können, zeigte Dr. Thomas Müller-Bohn im einführenden Vortrag. Auch wenn der Filialleiter selbst dabei in der Regel kaum Mitsprachemöglichkeiten hat, ist es doch gut, solche betriebswirtschaftlichen Prinzipien zu kennen. Und für die Standesvertretung, die Bundespolitik und die Tarifpartner ist es wichtig, das große Potenzial zu berücksichtigen, das das Modell „1 plus 3“ noch besitzt. Theoretisch könnte der Anteil der Filialapotheken von derzeit 25% auf bis zu 75% anwachsen. Umso stärker befremdet, dass die Filialapotheken und vor ­allem deren Leiter im Honorargutachten überhaupt keine Rolle spielen.

„Die Filialapotheke kommt in die Pubertät – es ist Zeit, Tacheles zu reden“, meinte Rechtsanwältin Iris Borrmann in ihrem Vortrag zu Rechten und Pflichten von Filialleitern. Sie nannte u. a. die übertarifliche Bezahlung und eine separate Notdienstvergütung als wichtige Punkte im Arbeitsvertrag.

Wie man den „Platz in der Mitte“ ­zwischen Inhaber und Mitarbeitern bewusst gestaltet, zeigte Anja Keck, die selbst als Filialleiterin, aber auch als Coach arbeitet: Neutral bleiben, all­parteilich sein und sich ein Netzwerk suchen, lauteten ihre Ratschläge.

Foto: ADEXA
ADEXA-Vorstand Andreas May begrüßte die Filialapothekenleiter.

Nach einem Blick über den Tellerrand auf Filialstrukturen im Einzelhandel rundete eine Podiumsdiskussion mit Filialapothekenleiter Christian Schulz, Apothekeninhaberin Anike Oleski sowie Müller-Bohn die Vortragsreihe ab. Sie stellten vorbildliche Filialverbünde vor, die aber nicht darüber hinweg­täuschen dürfen, dass bezüglich der Arbeitsbedingungen von Filialleitern noch manches sehr schwammig ist oder auch im Argen liegt. Darauf zielte auch eine Wortmeldung von Elfriede Hoffmann (ADEXA, AG Filialleitung) zur Notwendigkeit der tariflichen Eingruppierung von Filialleitern.

Um solche Fragen zu klären, hatte ADEXA die Teilnehmer des Filial­leitertages in der Mittagspause an den Messestand eingeladen, wo sie sich austauschen und informieren konnten.

ADEXA-Vorstand Andreas May sagte: „Der Filialapothekertag hat ohne jeden Zweifel unsere Forderung untermauert, dass die Tarifparteien auch für diese Berufsgruppe rasch einen klaren und verbindlichen tariflichen Rahmen schaffen müssen. Ich denke, diese Botschaft sollte auch bei den Arbeitgebervertretern angekommen sein.“

Foto: ADEXA
Der ADEXA-Messestand bot Infos für Apothekenangestellte und den Berufsnachwuchs.

Dank an das Messeteam

May, der auf der Interpharm diverse Gespräche führte, zog ein positives Fazit: „Der Austausch mit anderen Organisationen und der Fachpresse, mit Mitgliedern, Nichtmitgliedern und dem Berufsnachwuchs war für mich wieder der größte Gewinn. Ich be­danke mich beim ehrenamtlichen ADEXA-Messeteam und bei unserer verantwortlichen Messechefin Minou Hansen für ihren tollen Einsatz!“ |

Sigrid Joachimsthaler

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