Wirtschaft

„Wir sind offen für jeden“

VSA- und Awinta-Mutter Noventi mit neuer Digitalstrategie für Apotheken

jb/wes | Die Digitalisierung stellt die Apotheke vor eine ganze Reihe von Herausforderungen. Die Noventi Health SE und Noventi GmbH als „Mutterkonzern“ des Apothekenabrechners VSA und des Warenwirtschaftsanbieters Awinta möchte den Apotheken bei deren Bewältigung helfen.

Dazu sei Kooperation nötig, betont Noventi-Vorstandschef Dr. Hermann Sommer. Dabei meint er nicht nur Kooperation zwischen den Apotheken, sondern auch zwischen Dienstleistern und Partnern der Apotheken. Sommer sieht hier insbesondere die apothekereigenen Unternehmen, zu denen auch die Noventi zählt, in der Pflicht. „Wenn wir es nicht regeln, kommt ein anderer.“

Apps, Kommunikations-Standards, zentrale Dienste und ein Informationsserver bilden dabei die vier Grundsäulen – Noventi spricht von „Enablern“ – der neuen Digitalstrategie Noventi OTES, die auf der Expopharm vorgestellt werden soll. Auch hier werde sich die neue Offenheit zur Zusammenarbeit zeigen, betont Sommer.

Bei den Apps für die Apotheke ist Noventi seit einiger Zeit besonders aktiv. So wurde gerade angekündigt, CallmyApo zukünftig mit dem bisherigen Wettbewerber Apojet vom ARZ Darmstadt zusammen weiterzuentwickeln. Außerdem soll die App allen Apotheken kostenlos zur Ver­fügung gestellt werden. Für die Expopharm avisiert Sommer bereits die nächste Ausbaustufe von CallmyApo.

Dabei soll die CallmyApo-App einen Standard setzen für den digitalen Zugang in die Apotheke. Das berührt dann die zweite Säule von OTES, die Kommunikation. Viele Menschen nutzen täglich Messenger-Apps wie WhatsApp. Doch auf die hohen Datenschutz-Anforderungen, vor allem im Bereich der Gesundheitsinformationen, werde dabei viel zu wenig Rücksicht ­genommen. Hier wolle man eine smarte, aber dennoch sehr sichere Kommunikation anbieten.

Abrechnung mit der PKV

Unter zentralen Diensten versteht man bei Noventi Angebote wie die Rezeptabrechnung oder Logistik-Dienstleistungen. So werde man auf der Expopharm in München den neuen Service PKVdirekt vorstellen: Die Apotheke kann über diesen Service ihre Privatrezepte genau wie GKV-Rezepte bei der VSA abrechnen. Neben der Liquiditätssicherung kann dieser Service auch die Kundenbindung steigern, wenn der Patient nicht mehr in Vorleistung treten und mit seiner Versicherung abrechnen muss. Auch für die „Post-Papier-Ära“ sieht man sich bei Noventi bestens aufgestellt, für die erwartete rasche Einführung des elektronischen Rezepts zumindest sei alles vorbereitet.

Und auch das Informationsbedürfnis der Apotheker will Noventi zukünftig befriedigen: mit einem Informationsserver, der die Technologie der Künstlichen Intelligenz (KI) mit kuratierten Informationen vereint. Das Ziel soll ein „Informations- und Serviceportal“ sein, sagt Sven Bertram, Generalbevollmächtigter für die Digitalstrategie. Anders als im „freien Internet“ sollen alle Informationen fachlich fundiert sein. Sie sollen nicht auf Algorithmen beruhen, sondern auf der „Gesamtheit des Wissens“.

Bei allen vier Grundsäulen, das betonen Sommer und Bertram, sei man offen für die Zusammenarbeit mit Partnern. So sollen die Funk­tionalitäten der CallmyApo-App auch von anderen Anbietern verwendet werden können. Niemand müsse mehr einen Vorbestell-Service in der Apotheke technisch aufbauen, sondern könne die Noventi-Technologie nutzen, so Sommer. Für den Patienten sei das natürlich transparent, er könne aber weiter die Anwendungen nutzen, die er kennt. „Vorne sieht das immer noch aus wie zum Beispiel Apotheken.de, im Hintergrund läuft Noventi. Wir bauen sozusagen die Autobahn.“ Noventi setze dabei auf eine Art Bibliothek, die modular aufgebaut ist, und jeder könne kostenfrei die Module nutzen, die er möchte.

Ziel: In 5 Jahren 50 Prozent

Gleiches gelte für die Kommunikationsstandards und die Angebote auf dem Informationsserver. „Wir sind offen für jeden“, betont Sommer und fordert die Organisationen der Standesvertretung und alle am Apothekenmarkt beteiligten Partner auf, miteinander zu kooperieren. Dabei sei es zuerst einmal irrelevant, ob eine Apotheke heute Noventi-Kunde oder ein Unternehmen ein Wettbewerber sei. Für die Noventi stellt das in gewisser Weise einen Paradigmenwechsel da: „Wir verabschieden uns davon, dass Kunden immer ­alles von uns nehmen müssen“, so Sommer. Am Ende, so gibt sich Sommer überzeugt, werde sich seine Strategie auszahlen: In fünf Jahren möchte man mit 50 Prozent der deutschen Apotheken eine Geschäftsbeziehung aufgebaut haben – heute sind es gut 30 Prozent. |

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