Gesundheitspolitik

Kommentar: Kein Bonus für das E-Rezept

Christine Ahlheim

Das elektronische Rezept wird kommen – fraglich ist nur noch, wann die Einführung erfolgt. Das haben auch unsere Standespolitiker erkannt und erfreu­licherweise Vorschläge dazu erarbeitet. Denn das E-Rezept birgt nicht nur große Chancen, sondern auch enorme Risiken. Insbesondere besteht die Gefahr, dass die freie Apothekenwahl eingeschränkt wird. Das, so ist zu hoffen, wird die ABDA zu verhindern wissen.

Aber selbst wenn die Patienten weiterhin bei der Wahl ihrer Apotheke frei bleiben, so ist dies längst kein Grund zur Entwarnung. Denn war bislang das Bestellen beim Versender umständlich, da das Papierrezept erst per Post eingeschickt werden musste, so wird dies durch das E-Rezept erheblich vereinfacht: Die Datenübertragung via Internet zu DocMorris und Co. dürfte in Sekundenschnelle erledigt sein. Ein Zeitverlust gegenüber der Vor-Ort-Apotheke ist zwar durch den Versandweg immer noch gegeben, aber chronisch Kranke, die rechtzeitig Nachschub bestellen, wird das kaum stören. Kein Wunder, dass Walter Oberhänsli, Chef der DocMorris-Mutter Zur Rose, der Einführung des E-Rezepts mit freudiger Erwartung ent­gegensieht (s. S. 5).

Umso wichtiger ist es, die deutschen Apotheken vor den Folgen des EuGH-Urteils vom 19. Oktober 2016 zu schützen. Denn die von den Rx-Boni der ausländischen Versender ausgehende Gefahr für die flächendeckende Arzneimittelversorgung wird durch das E-Rezept noch erheblich größer. Nun ist es an Gesundheitsminister Jens Spahn zu zeigen, dass er nicht nur die Chancen der Digitalisierung zu nutzen weiß, sondern dass er auch die Bürger vor deren Risiken zu bewahren vermag.

Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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