Gesundheitspolitik

Kommentar: Nicht für dumm verkaufen!

Dr. Christine Ahlheim

Netter Versuch, möchte man der AOK Baden-Württemberg zu­rufen. Diese hat die Einführung eines Höchstpreissystems gefordert, um so die Arzneimittelversorgung in ländlichen Regionen zu sichern (s. Beitrag "AOK Baden-Württemberg will Apotheker zur Stadtflucht zwingen").

Die Argumentation ist ebenso durchsichtig wie unlogisch: Wenn an die Stelle von Fixzuschlag und 3-prozentigem Aufschlag ein Höchstpreissystem trete, solle dies zu einem „gesunden Wettbewerb“ zwischen den Stadtapotheken führen. Wer dem nicht standhalten könne, müsse mit seiner Apotheke aufs Land flüchten. Wo allerdings nach dem Wunsch der AOK auch schon der Versandhandel die Bevölkerung versorgt.

Dass das nicht funktionieren kann, ist klar. Ein Stadtapotheker, der durch die Höchstpreisverordnung zum Aufgeben gezwungen wird, hat kein Geld (und wahrscheinlich auch keinen Mut) mehr, sich auf dem Land niederzulassen. Aber selbst wenn er das noch könnte und wollte und einen viel versprechenden Standort fände: Das Höchstpreissystem würde ihn auch dort einholen. Wahrscheinlich sogar als Aufforderung der AOK Baden-Württemberg an ihre Versicherten, dass diese nicht beim „teuren Land­apotheker“, sondern günstiger in der Stadt oder beim Versender einkaufen sollten …

Fazit: Ein Höchstpreissystem würde nicht die Versorgung auf dem Land verbessern, sondern sie überall verschlechtern. Wenn die AOK Baden-Württemberg das im Gegenzug für niedrigere Arzneimittelausgaben in Kauf nehmen will, soll sie es gegenüber der Politik und ihren Versicherten offen zugeben. Aber sie soll nicht versuchen, andere mit ihrer vorgeschobenen Sorge um den ländlichen Raum für dumm zu verkaufen.

Dr. Christine Ahlheim

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