Gesundheitspolitik

AOK Hessen: Mehr Hinweise auf Betrug

Zweijahresbilanz zu Fehlverhalten im Gesundheitswesen / Apotheken nicht im Fokus

BERLIN (ks) | Betrug im Gesundheitswesen bleibt ein Dauerbrenner. Die AOK Hessen hat nun ihre Bilanz 2016/2017 vorgestellt: 840 Hinweise zu mög­lichem Fehlverhalten bekamen die AOK-Ermittler in diesen zwei Jahren. Das sind 25% mehr als im vorherigen Berichtszeitraum. Bearbeitet haben sie 448 Fälle, davon 296 neue.

„Diese Steigerung ergibt sich aus der Zunahme von Hinweisen, die zwar nicht alle zu einem begründeten Verdacht führen, aber immerhin mussten wir in 117 Fällen die Staatsanwaltschaft unterrichten“, erklärt die Leiterin der Stabsstelle, Heike Degenhardt-Reinmold. Die Ermittlungen lohnen sich auch finanziell: 2016 und 2017 hat die AOK eigenen Angaben zufolge fast 3,3 Mio. Euro zurückführen können. Seit die Kasse ihre Stelle zur Bekämpfung von Fehlverhalten gegründet hat, seien es über 16 Mio. Euro gewesen.

Häufig handelt es sich um sogenannte Luftleistungen, Rezeptfälschungen und Doppelabrechnungen. Ein Beispiel: Von Juni 2016 bis Oktober 2017 wurden 65 gefälschte Rezepte über Norditropin Flex im Gesamtwert von 280.000 Euro mit der AOK Hessen abgerechnet. Das Wachstumshormon-Präparat wird bei Kindern verordnet, ist aber aufgrund seiner muskelbildenden Eigenschaften auch bei Sportlern beliebt. Eine gängige Packungsgröße kostet fast 5000 Euro. Die gefälschten Rezepte wurden ursprünglich fast ausschließlich in hessischen Apotheken eingelöst. Dies geschah in der Regel spätabends oder nachts. 2017 weiteten die Betrüger ihren Aktionsradius auch auf angrenzende Bundesländer aus. Den Apotheken wird hier keine Komplizenschaft vorgehalten. Im Gegenteil – sie waren am Ende oft selbst geschädigt: Wo die AOK der Auffassung war, sie hätten die Rezeptfälschung erkennen müssen (ins­besondere, wenn die angegebene Betriebsstätten-Nummer einem Zahnarzt zuzuordnen ist), forderte sie geleistete Zahlungen zurück. |

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