Gesundheitspolitik

Kommentar: Cool allein reicht nicht

Dr. Christine Ahlheim

Vergangene Woche hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ über seine gesundheitspolitischen Absichten geäußert. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Digitalisierung – was angesichts der Brisanz des Themas und des Nutzens, den die Digitalisierung stiften kann, richtig und wichtig ist. Doch ganz wohl ist einem nicht dabei, wie Spahn an das Thema herangeht.

Sein Hinweis, dass Google, Apple und Amazon sich Gesundheitsthemen zuwenden und man dieser Konkurrenz zuvorkommen müsse, mag zwar stimmen – aus dem Munde Spahns klingt er aber fast wie eine Drohung an all jene, die es wagen, Einwände vorzubringen. Auch das von Spahn formulierte Ziel „Es muss cool werden, dabei zu sein …“ irritiert und erinnert an den Wahlslogan der FDP „Digital first, Bedenken second“.

Da drängt sich die Frage auf: Denkt Jens Spahn seine Pläne auch vom Ende her? Aus heutiger Sicht wünsche ich mir jedenfalls, dass ich in 30 Jahren selbst darüber entscheiden kann, ob ich dem Arzt meines Vertrauens per Computer meine Probleme schildere und der Bote von der Apotheke meines Vertrauens mir meine Medikamente bringt. Oder ob ich lieber in mein selbstfahrendes Auto steige und mich zu meinem Hausarzt und meiner Stammapotheke bringen lasse. Auf keinen Fall will ich aber gezwungen sein, mich von einem anonymen Arzt im Callcenter meiner Krankenkasse „behandeln“ zu lassen und zwei Tage später ein Päckchen vom Versender zu bekommen. Dafür jetzt die Weichen richtig zu stellen, ist eine wichtige Aufgabe, an die man nicht „cool“, sondern mit großer Umsicht herangehen sollte.

Dr. Christine Ahlheim


Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Ärztetag ebnet Weg für ausschließliche Fernbehandlung".


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