Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Dasselbe in Grün

Von Sprichwörtern und Redensarten in Apotheken

Andreas Kaapke 

Grün wird vielfach als Farbe der Hoffnung tituliert und kommt vergleichsweise oft in Redewendungen zum Einsatz. Wenn man von Grünzeug spricht, meint man junges, also grünes Gemüse bzw. junge Menschen. Dies wird noch getoppt durch Grünschnabel, grüner Junge oder gar (aus dem angloamerikanischen Sprachraum) Greenhorn.

Stimmt man einem Vorschlag oder einer Idee zu, gibt man grünes Licht, angelehnt an die Ampelfarbe Grün, bei der man fahren darf. Klappt dies immer und hat man­ ­einen Lauf, dann spricht man auch von grüner Welle, wiewohl die Bezeichnung noch bekannter aus dem Verkehrsbereich ist, wo sie für eine nicht durch rote Ampeln unterbrochene Fahrt steht. Aber grün birgt auch eher negative Assoziationen in Sprichwörtern, denn so wie man sich blau und schwarz ärgert, gibt es auch die Variante mit grün und gelb. Hat man sich dergestalt ge­ärgert, ist man jemandem nicht mehr grün, also nicht wohlgesonnen oder gar freundlich ihm gegenüber gestimmt.

Verhandelt wird am grünen Tisch. Dies mutet oft zu theoretisch an und hat mit den Realitäten des wahren Lebens nur bedingt zu tun. So wird der grüne Tisch nicht nur positiv aufgenommen, bisweilen wird er sogar belächelt. Sind die ­Ergebnisse der Verhandlungen am grünen Tisch nicht wie gewollt, kommt man womöglich auf keinen grünen Zweig, erreicht also nicht das Ziel oder muss weiter vor sich hin wursteln, was weder zielführend noch befriedigend ist.

Über den grünen Klee lobt man Menschen, die eine besondere Leistung erbracht haben. Abgeholt wird man mit der grünen Minna, also einem Polizei- oder Justizfahrzeug, das viele Jahre eben in grün gehalten war und nun im Zuge der europäischen Vereinheitlichung blau wurde. Sprachlich bleibt es aber die grüne Minna und wurde nicht zur blauen Minna oder Uschi umfirmiert. Grüne Daumen oder Finger besitzen jene Personen, die besonders gut mit Pflanzen können. Schließlich kennen wir als Ausruf der Überraschung oder auch Entrüstung das „Ach du ­grüne Neune“, was allerdings etwas aus der Mode gekommen sein dürfte. Im Handel spricht man bei peripheren Lagen auch von der „grünen Wiese“, also abseits der typischen Einkaufsstraßen, in Randlagen oder Gewerbegebieten.

Dasselbe in Grün erleben Apothekerinnen und Apotheker jedes Jahr aufs Neue. Beteuerungen der Wichtigkeit ihrer Tätigkeit finden keine Entsprechung in Vergütung oder Einbindung in größere heilberuf­liche Projekte. Und obgleich man den Eindruck gewinnt, dass Apotheker gerade von Politik und Gesellschaft immer wieder über den grünen Klee gelobt werden, kann man nicht verhehlen, dass sie bisweilen gerade von Krankenkassen und auch manchen Parteien wie Grünschnäbel oder grüne Jungen behandelt werden.

Eine ganze Reihe von Gesetzen und Bestimmungen der letzten Jahre hat einen laut „Ach du grüne Neune“ ausrufen lassen. Allzu offensichtlich war das Ergebnis am grünen Tisch und weit abseits von der relevanten Praxis verhandelt worden. Darum hat man oft genug den Eindruck, dass ahnungslose Grünschnäbel eine zunehmend komplexe Sache zu bestimmen haben und diese Greenhorns beratungsresistent sind, weil sie Lobbyismus wittern und nicht Informationslieferung. Sind die Politik und die Krankenkassen den Apothekern nicht mehr grün? Trotz aller gegenseitigen Vorbehalte haben insbesondere die Apotheken bislang immer ihre Aufgaben erledigt. Von Streiks kann nicht die Rede sein und so kann konstatiert werden, dass zu jedem Zeitpunkt die Versorgung der Be­völkerung mit Arzneimitteln gewährleistet war. Ob in Zukunft die im übertragenen Sinne „grüne Wiese“ noch von Apotheken flächen­deckend bespielt werden wird bzw. kann, hängt nicht zuletzt davon ab, ob man einen Weg findet, wie diese auf einen grünen Zweig kommen. Wenn dies nicht mehr der Fall ist oder sein kann, dann hisst das rote Apotheken-A die weiße Flagge. |


Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

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