Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: In einem Land, wo Milch und Honig fließen

Der Ausblick auf 2018

Andreas Kaapke

Manchmal ist Träumen erlaubt und manchmal hat man die Hoffnung, dass vieles, was bisher eher vermurkst läuft, sich wundersam ins Positive kehrt. Wie sähe so ein Land für Apotheken aus?

Es würde regiert von einer Parteienkonstellation, der man das Wirken von Apotheken nicht ständig neu und von Grund auf erklären müsste und die erkennt und versteht, welcher Wert den Apothekerinnen und Apothekern im Kontext der Heilberufe zukommt.

Diese Koalition, eventuell wäre es auch eine Partei mit absoluter Mehrheit, würde mit den Apothekerinnen und Apothekern neue Möglichkeiten der Honorierung auf Augenhöhe diskutieren und zudem dazu beitragen, dass z. B. Ärzte und Apotheker sich hinsichtlich zentraler Fragen der Medikation abstimmen. Die Honorierung würde nicht nur regelmäßig angepasst und damit mehr als einen Inflationsausgleich darstellen, sondern würde auch zu jedem Zeitpunkt würdigen, welche Leistung in Apotheken erbracht wird. Die Honorierung und die Wertschätzung würden wieder einen Wert erreichen, der das Studium der Pharmazie auch unter ökonomischen und intellektuellen Gesichtspunkten hochattraktiv macht und die Quote derer, die sich bei der Studienwahl für Pharmazie entscheiden und nach dem Pharmaziestudium die Arbeit in einer Offizinapotheke bewusst auswählen, deutlich steigern hilft.

Das Pharmaziestudium würde reformiert, gar revolutioniert, und eine patientenorientierte Sicht­weise würde sehr viel stärker in den Fokus gerückt, als dies bislang im Curriculum der Fall ist. Da ein Apotheker zugleich Kaufmann ist, würden Elemente der Betriebswirtschaftslehre ins Studium Einzug halten, wenn nicht als Pflicht-, dann als Wahlfach, das es den ­Studenten ermöglicht, alle Voraussetzungen zu schaffen, um nach erfolgreichem Studium auch tatsächlich für die Übernahme einer Apotheke gewappnet zu sein.

Gemeinsam würden Lösungen für die flächendeckende Versorgung erarbeitet, sodass dieses hohe Gut nicht zur Nebensache mutiert und jederzeit von jedermann ernst ­genommen wird. Was dies für den Versandhandel bedeutet, müsste geklärt werden. Dieser kann nur dann erhalten bleiben, wenn unter gleichen Bedingungen gekämpft wird. Jede Art von Ungleichheiten zwischen stationären Offizin- und elektronischen Onlineapotheken müsste verhindert oder bekämpft werden.

Diese Regierung würde auch die Krankenkassen hinsichtlich deren Rolle dorthin zurückverfrachten, wo deren eigentlicher Auftrag zu suchen ist: als Selbstverwaltungskörperschaft öffentlichen Rechts mit einem Exekutierauftrag durch die jeweilige Regierung, was heißt, dass die ihnen zugewiesenen Aufgaben unter staatlicher Aufsicht organisatorisch und finanziell selbstständig zu erbringen sind. Ein konstruktives Miteinander hilft auch in schwierigen Zeiten erheblich mehr als ein destruktives Gegeneinander. Es soll Zeiten gegeben haben, in denen Krankenkassen und Apotheken viel vertrauensvoller miteinander um­zugehen pflegten und die Basis ­gegenseitige Wertschätzung und nicht Misstrauen oder ein generelles „Aber“ war.

Im Zuge der verbesserten Honorierung für Apotheken würde die Regierung auch die Spielräume für den pharmazeutischen Großhandel neu beleben und damit in zweifacher Hinsicht den Würgegriff auf die vorgelagerte Wirtschaftsstufe deutlich verringern. In dem Maß, in dem Apotheken durch die eigene Honorierung und dazugelerntes betriebswirtschaftliches Know-how eine erheblich bessere Rentabilität erzielen könnten, wäre das Ausbluten des Großhandels auch nicht mehr erforderlich. Hier könnten sich beide Partner auf ­einen qualitativen Wettbewerb einstellen, der nicht durch den besten Rabatt, sondern die besten Lieferzeiten, Lieferrhythmen, Schulungen, sonstige Dienstleistungen usw. geprägt wäre.

Und natürlich würden Apotheken und deren Standesvertretung ihre defensive, zurückhaltende Art ­aufgeben und forscher, deutlicher und fordernder vorbringen, was ansteht und ihnen zusteht.

Kann es das geben, solch ein Land, mit gewürdigten Apothekern und Apotheken? Nun kommt der Schwachpunkt der kleinen Träumerei: Dies hängt nahezu ­alleine von der Politik und den Krankenkassen ab! Der leider vor einem starken Jahr verstorbene Schriftsteller Peter Esterhazy hat anlässlich der Überreichung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels im Jahr 2004 in der Frankfurter Paulskirche den Politikern deren eigenen Zustand in den Mund gelegt: „Mir fällt das Lügen so schwer, seit ich die Wahrheit nicht mehr kenne.“ Mir als Autor läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn ich annehmen muss, dass er womöglich recht ­behalten könnte! |


Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

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