Foto: O. Rose

Kongresse

Pharmaceutical Care im Aufwärtstrend

Internationaler Austausch des Pharmaceutical Care Network Europe in Bled, Slowenien

Vom 1. bis 4. Februar 2017 fand die Arbeitskonferenz des Pharmaceutical Care Network Europe (PCNE)statt. Austragungsort war in diesem Jahr Bled in den slowenischen Alpen. Von der spektakulären Kulisse des Bleder Sees bekamen die Teilnehmer allerdings nicht viel zu sehen. Dies lag zum einen am Nebel und den tiefliegenden Wolken, zum anderen am intensiven Programm der Arbeitskonferenz.

14 Stunden lang wurden in verschiedenen Workshops unterschiedliche Themen bearbeitet. Zudem wurden 64 Abstracts eingereicht und präsentiert. Sieben Projekte daraus wurden in Vorträgen vorgestellt, darunter

  • eine Studie von Prof. Dr. Ellen Koster zum Screening auf geringes Gesundheitsverständnis bei Patienten in der Apotheke (Uni Utrecht),
  • ein neues Klassifikationssystem zum Medikationsabgleich von Enas Almanasreh (Uni Sydney),
  • eine Auswertung von Krankenkassendaten zur geringen Persistenz der Therapie unter Statinen von ­Andreja Detiček (Uni Ljubljana),
  • eine Studie zum fraglichen Nutzen des MRCI-Scores von Prof. Dr. Martin Henman (Trinity College, Dublin) und
  • ein Projekt von Esther Kuipers zur praktisch-klinischen Relevanz von Betablocker-Interaktionen bei Asthma (Radbout Uni, Nijmegen).

Den Vortragspreis der Förderinitiative Pharmazeutische Betreuung erhielt Bjarke Abrahamsen (Pharmakon, Hillerød) für seine Berechnungen zur Kosten-Nutzen-Betrachtung von Medikationsanalysen. Für das beste als Poster dargestellte Projekt wurde Susanne Erzkamp (Münster) mit dem PCNE-Posterpreis ausgezeichnet, der in diesem Jahr von der Pharmazeutischen Gesellschaft Sloweniens gestellt wurde. Thema von Susanne Erzkamp ist die Entwicklung eines Algorithmus und Instrumentes zur Vereinfachung und Verbesserung des Medikationsmanagements in Altenheimen.

Was ist das PCNE?

Das Pharmaceutical Care Network Europe wurde 1994 von einigen auf dem Gebiet der pharmazeutischen Betreuung tätigen europäischen Forschern gegründet und 2004 in eine offizielle ­Organisation überführt. Zu den Mitgliedern zählen 37 europäische Institutionen sowie 30 ausgewählte unabhängige Wissenschaftler. Aus Deutschland sind die ABDA, die Pharmazeutischen Institute der Freien Universität Berlin, der Universität Bonn, der Universität Düsseldorf und der Universität Münster ­sowie sechs Wissenschaftler Mitglied. Auf den PCNE-Konferenzen werden Forschungsergebnisse präsentiert und besprochen sowie Standards und Definitionen festgelegt, die in der Regel von den vertretenen Ländern übernommen werden.

Das Pharmaceutical Care Network ­Europe hat im Laufe der Jahre mit dem Wandel der Pharmazie zunehmende Bedeutung erlangt. In den letzten ­Jahren wendet es sich zusätzlich zur Grundlagenforschung im Bereich des Pharmaceutical Care auch der Erstellung von Leitlinien und der Erforschung der angewandten Methoden in diesem Bereich zu. An den Arbeitskonferenzen können auch interessierte Nichtmitglieder und Doktoranden teilnehmen und mitarbeiten. Mehr Informationen unter www.pcne.org.

Einen spannenden Impulsvortrag hielt Dr. Alison Roberts, die für den australischen Apothekerverband ein Geschäftskonzept für patientenzentrierte Dienstleistungen als Gegenpol zu Rabattschlachten entwickelt hat. Jamie Wilkinson (PGEU, Brüssel) ­stellte die nationalen Entwicklungen zum Thema eHealth in der EU vor, und Dr. Anna Millar (Queens University, Belfast) präsentierte die Fortschritte ihres Arbeitskreises bei der Entwicklung von standardisierten Endpunkten für klinisch-pharmazeutische Studien (Core Outcome Set, COMET-Projekt).

Foto: O. Rose
Arbeitstreffen im slowenischen Bled. Neben Teilnehmern aus Europa nahmen auch Wissenschaftler aus Malaysia, Taiwan und Australien an der Konferenz des Pharmaceutical Care Network Europe teil.

In den fünf Workshops der Konferenz ging es um die Themen

  • Implementierung von kognitiven patientenorientierten pharma­zeutischen Leistungen,
  • Indikatorenerstellung zum Vergleich der nationalen Entwicklungen patientenorientierter Dienst­leistungen,
  • Entwicklung von abgestimmten Studienendpunkten,
  • Aspekte der pharmazeutischen Betreuung in eHealth-Projekten und
  • die Entwicklung eines weltweiten PCNE-Projektes.

Mit der PCNE-Ehrenmitgliedschaft wurden die Gründungsmitglieder Prof. Dr. Olivier Bugnon, Dr. Foppe van Mil, Prof. Dr. James McElnay und Prof. Dr. Peter Noyce ausgezeichnet. Sie alle betonten, dass der Erfolg des PCNE als europäischem und weltweitem Netzwerk für Spitzenforschung im Bereich angewandter Pharmakotherapie auf dem intensiven Zusammenhalt und gegenseitigem Vertrauen, seine Projekte zu teilen, beruht.

Als neue PCNE-Mitglieder wurden in der Mitgliederversammlung die Universität Priština (Kosovo), der Limburger Apothekerverband KLAV (Belgien) und die bulgarische Bundesapothekerkammer aufgenommen. |

Olaf Rose, PharmD, für das Pharmaceutical Care Network Europe (PCNE)

Das könnte Sie auch interessieren

PCNE – Pharmaceutical Care in Europa

Von der Erfahrung zur Expertise

Klinische Pharmazeuten diskutierten in Heidelberg die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse

Zum Wohle der Patienten

EDQM fordert Förderung apothekerlicher Kompetenzen

Pro pharmazeutische Dienstleistungen

Was eine Diabetes-Präventionsbetreuung aus der Apotheke leisten kann

Statistisch signifikante HbA1c-Senkung

Ergebnisse nach der ersten Medikationsanalysen-Runde

WestGem-Studie

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.