Interpharm 2017

Facettenreiche Fortbildung

ral | Die Interpharm fand in diesem Jahr zum ersten Mal in Bonn statt – und lockte am Freitag, 31. März, und Samstag, 1. April, zahlreiche Fortbildungswillige in das World Conference Center. Dort erwarteten sie zwei Tage wissenschaftliche und praxisnahe Fortbildung, Diskussionen rund um das EuGH-Urteil, Antworten auf wirtschaftliche Fragen und die pharmazeutische Ausstellung, bei der es viel zu entdecken gab. Es wurde gelernt – und es wurde auf der Interpharm-Party gefeiert. Für alle, die ihre Eindrücke von der Interpharm 2017 noch einmal vertiefen wollten sowie für diejenigen, die keine Gelegenheit hatten, dabei zu sein, haben wir gleich in zwei Aus­gaben der DAZ (DAZ 14 und DAZ 15) ausführlich über die Interpharm ­berichtet. Was sie dort alles lesen konnten bzw. noch einmal können, wenn sie die entsprechenden Hefte hervorholen, erfahren Sie hier.

Wissenschaftlicher Kongress

Der wissenschaftliche Kongress behandelte am ersten Interpharm-Tag die Themenblöcke „Autoimmunerkrankungen“ und „Depressionen“. Die Interpharm-Besucher erfuhren, warum das Immunsystem für den Körper lebensnotwendig ist und welche Folgen es haben kann, wenn es außer Kontrolle gerät. Zugrunde liegende Mechanismen wurden beschrieben und die Frage geklärt, ob die heute verfügbaren Biologicals als „Wunderwaffen“ bezeichnet werden können. Hinzu kamen viele praktische Tipps für die Beratung von Patienten mit Autoimmunkrankheiten in der Apotheke. Beim Part „Depressionen“ ging es zunächst um Häufigkeit und Folgen dieser psychischen Erkrankung, wobei deutlich gemacht wurde, dass diese nicht nur für jeden einzelnen, sondern auch aus sozioökonomischer Sicht eine enorme Belastung darstellt. Gute Behandlungsoptionen sind daher extrem wichtig – allerdings nicht immer verfügbar, denn nicht jedes Antidepressivum eignet sich für jeden Patienten und nicht immer schlägt die Therapie an, wie im Vortrag „Pharmakotherapie der Depression – dies- und jenseits der Leitlinie“ zu hören war.

Foto: DAZ/A. Schelbert
Das World Conference Center in Bonn bot der Interpharm einen modernen und freundlichen Rahmen. Wir kommen sicher wieder.

Die Suche nach neuen Behandlungs­optionen muss daher weitergehen. Das gilt natürlich nicht nur für die Depression, sondern für viele Krankheitsbilder. Unter der Überschrift „Neues aus der Pipeline“ berichteten Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz und Prof. Dr. Dieter Steinhilber, welche Fortschritte bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe zur Behandlung der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung, der Gicht, der atopischen Dermatitis und bei Alzheimer gemacht werden.

Technologisch ging es im Vortrag „Bioresponsive Arzneifreigabesysteme“ zu. Es wäre doch eine verlockende Vorstellung, einen Arzneistoff in ausreichender Menge dorthin zu bringen, wo dieser wirken soll, und ihn nur dann „anzuschalten“, wenn er wirklich gebraucht wird. Das geht, erklärte der pharmazeutische Technologe Prof. Dr. Dr. Lorenz Meinel. Wie, demons­trierte er anhand von Forschungs­ergebnissen aus seinem Arbeitskreis an der Universität Würzburg.

Interpharm 2018

Zum Vormerken für Ihren Kalender: Die Interpharm 2018 findet vom 16. bis 17. März in Berlin statt. Sie sind herzlich eingeladen! Weitere Informationen finden Sie auf www.interpharm.de

Parallel zum wissenschaftlichen Kongress fand am Freitag das POP-Symposium statt. Interpharm-Besucher hatten damit wie immer die Qual der Wahl, denn auch hier wurde medizinisches Hintergrund- und praktisches Wissen für den Apothekenalltag vermittelt. Themen waren in diesem Jahr COPD und Demenz. Gezeigt wurde, wie bei diesen komplexen Krankheitsbildern Schritt für Schritt mit pharmazeutischem Sachverstand, zielgerichteter Medikationsanalyse und interdisziplinärem Medikationsmanagement die Therapie für den Patienten verbessert und die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöht werden kann.

Foto: DAZ/A. Schelbert
Abwechslungsreich und spannend Das wissenschaftliche Interpharm-Programm bot wie immer eine Fülle an Themen und hochkarätige Vorträge.

Am Samstagvormittag drehte sich –anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten – beim wissenschaftlichen Kongress alles um Viren. Zu erfahren war, dass das humane Immundefizienz-Virus (HIV) heute zwar noch nicht eradizierbar ist, die Ansteckungsgefahr sich dank der modernen antiretroviralen Therapie jedoch drastisch reduzieren lässt. Im Fall von Hepatitis C ist mittlerweile sogar eine Heilung möglich geworden und das ­Zika-Virus, das durch die Tigermücke übertragen wird, breitet sich zwar auch in Europa aus, es gilt jedoch, die Risiken der Zika-Virusinfektion zu ­relativieren.

Der Samstagnachmittag hatte die Überschrift „Schwangere in der Apotheke“. Bei der Behandlung von Schwangeren sind bekanntlich einige Besonderheiten zu beachten. Pharmakokinetische und pharmakodynamische Parameter können während der Schwangerschaft verändert sein, zudem wird nicht nur die Mutter therapiert, sondern auch das Ungeborene „mitbehandelt“. In drei Vorträgen wurden verschiedene Aspekte der Arzneimitteltherapie während der Schwangerschaft vermittelt und Hilfestellungen für die Beratung dieser sensiblen Kundengruppe geboten.

Foto: DAZ/A. Schelbert
Lecker Interpharm Nervennahrung und Werbematerial Schokolade.

Auch am Samstag gab es selbstverständlich Parallelveranstaltungen. Im wissenschaftlichen Bereich konnten die Besucher am Vormittag zwischen dem bereits vorgestellten Themenkomplex „Viren“ und einem Komplementär-Symposium wählen. Ganztägig fand am Samstag zudem das Pädia­trie-Symposium des Consilium Offizin statt.

„Homöopathie und Haut“ sowie „Superfoods“ wurden im Rahmen des Komplementär-Symposiums behandelt. Homöopathische Mittel können die Behandlung von dermatologischen Krankheiten ergänzen. Der ganzheit­liche Ansatz sieht dabei hauptsächlich eine systemische Therapie vor. Die Auswahl der Mittel orientiert sich an der Krankheitsdauer und den Symptomen. Welche Mittel genau eingesetzt werden können, erklärte Arzt und Apotheker Dr. Markus Wiesenauer. Martin Smollich, Professor für Klinische Pharmakologie und Pharmakonutrition an der Praxishochschule Rheine, gab einen Einblick in die bunte Welt der Superfoods. Seine Hauptbotschaft: Meist gibt es für die blumigen Wirkversprechen keine Grundlage.

Um Asthma und Neurodermitis ging es beim Pädiatrie-Symposium, das die InfectoPharm GmbH und ihr Tochterunternehmen Pädia im Rahmen der Interpharm ausgerichtet hatten. Über die große Teilnehmerzahl freuten sich vor allem die vielen chronisch kranken Kinder, denn für jede verkaufte Eintrittskarte gingen 5 Euro an das modulare Schulungsprogramm für chronisch kranke Kinder (ModuS) des Vereins „Kompetenznetz Patientenschulung im Kindes- und Jugendalter e. V.“ (KomPaS). InfectoPharm und Pädia rundeten den Erlös auf, sodass dem Programm insgesamt eine Spende von 1000 Euro überreicht werden konnte.

Foto: DAZ/A. Schelbert
Nachgefragt Um den Zeitplan einhalten zu können, sind Fragerunden nach Interpharm-Vorträgen begrenzt. Für weitere Fragen bietet sich dann die Speakers’ Corner.

Festvorträge

Highlights der Interpharm sind stets die zwei Festvorträge. Das war auch in diesem Jahr wieder so. „Lob der Lüge – Wie in der Evolution der Zweck die Mittel heiligt“ war der erste überschrieben. Prof. Dr. Volker Sommer, Anthropologe am University College London, der viele Jahre lang in Asien und Afrika das Verhalten von Affen und Menschenaffen erforscht hat, erläuterte die Hypothese, dass Täuschen und Tricksen bei Affen zur Entwicklung des Denkens beigetragen und vermutlich auch die Intelligenzentwicklung des Menschen vorangetrieben hat.

Dr. Tim Lachnit stellte im Vortrag „Das Mikrobiom – Hundert Billionen kleine Helfer“ vor, welche Rolle „gute“ Bakterien für den Menschen spielen.

Wirtschafts-Interpharm

Die Wirtschafts-Interpharm, seit Langem neben dem wissenschaftlichen Kongress ein fester Bestandteil der Interpharm, stand 2017 im Zeichen der Digitalisierung. Digitalisierung ist ein gesellschaftlicher Megatrend. Was alles dazu zählt, liegt oft an der jeweiligen Sichtweise. Zudem ist unklar, welche Aspekte die Apotheken in welcher Weise betreffen. Die Wirtschafts-Interpharm bot einen Überblick über das spannende, aber schwer überschaubare Thema. Aus verschiedenen Perspektiven betrachteten die Referenten, wie die Digitalisierung das Gesundheitswesen insgesamt verändert und welche speziellen Optionen sie für einzelne Apotheken bietet.

Foto: DAZ/A. Schelbert
Partytime Wer den ganzen Tag über geistig gearbeitet hat, sollte sich abends ein wenig Spaß gönnen. Die Interpharm-Party bot dafür reichlich Gelegenheit.

ApothekenRechtTag

Plan B, C oder D? Wie geht es nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur Rx-Preisbindung und dem zumindest vorläufigen Aus für das Rx-Versandverbot weiter? Antworten auf diese Frage versuchte der ApothekenRechtTag zu liefern. Weitere Themen der Veranstaltung waren das regulatorische Umfeld der Apotheke, das Zugabeverbot des Heilmittelwerbegesetzes, die Abgrenzung zwischen Pick-up und Rezeptsammelstelle und Großhandelskonditionen.

ChancePharmazie

Bereits zum dritten Mal fand in diesem Jahr die Jobmesse ChancePharmazie im Rahmen der Interpharm statt. Hier stellten sich zahlreiche Unternehmen aus der Pharmabranche den Messegästen als potenzielle Arbeitgeber vor. Und zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, um sich über die beruflichen Perspektiven in der Pharmazie zu informieren.

PTAheute-Kongress

An beiden Interpharm-Tagen wird für PTA stets ein eigenes Programm geboten. In diesem Jahr gab es unter dem Stichwort „Apothekenpraxis“ Vorträge zur Krebstherapie mit oralen Zytostatika und wie man Nebenwirkungen erkennen und dazu beraten kann, zu Vernebler- und Verdampfsystemen und zu Blutwerten und ihrer Aussage für die Gesundheit. In der „naturheilkundlichen Sprechstunde“ wurden Praxis-Fälle für die Beratung zu Schüßler-Salzen sowie zu homöopa­thischen Präparaten vorgestellt. Bei einem Rezeptur-Forum konnten PTA bei Live-Demonstrationen sehen, wie aseptische und sterile Augentropfen und -salben korrekt hergestellt werden, welche Tricks es für die Rezeptur von halbfesten Darreichungsformen gibt und welche Techniken bei der Kapselherstellung angewendet werden können.

Foto: DAZ/A. Schelbert
Live demonstriert wurde beim Rezeptur-Forum des PTAheute-Kongresses, wie aseptische und sterile Augentropfen und -salben hergestellt werden.

PKAaktiv-Seminar

Auch für PKA bietet die Interpharm mittlerweile ein eigenes Seminar-Angebot. Die Themen in Bonn: Englisch in der Apotheke, Social Media und wie man mit dekorativen Kosmetikprodukten aus der Apotheke ein schönes Make-up zaubert – nicht zu viel und nicht zu wenig!

Foto: DAZ/A. Schelbert
Gut besucht war die pharmazeutische Ausstellung, die – begleitend zum wissenschaftlichen und berufspolitischen Programm – Interpharm-Besucher über Produkte und Serviceangebote diverser Unternehmen informierte.

Pharmazeutische Ausstellung

Viel zu entdecken gab es auf der Pharmazeutischen Ausstellung, die begleitend zum wissenschaftlichen und berufspolitischen Programm für die Besucher bereit stand. Rund 80 Unternehmen präsentierten sich mit ihren Waren und Dienstleistungsangeboten auf zwei Ebenen rund um die Vortragssäle und freuten sich über intensive Gespräche. |

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