Prisma

Follikelzellen-Implantate bei Hormonmangel

Alternative zur arzneilichen Hormonersatztherapie

cae | Anstatt Estrogene, die der Körper nicht mehr produziert, als Arzneimittel einzunehmen, könnten sich Patientinnen verkapselte Follikelzellen implantieren lassen, die im Körper kontinuierlich die fehlenden Hormone synthetisieren. Dies ist allerdings noch Zukunftsmusik.
Foto: roman_pelesh – stock.adobe.com
Bei Ratten funktioniert die zellbasierte Hormonersatztherapie (cHRT) hervorragend.

Organoide sind aus Zellkulturen gezüchtete Zellverbände, die je nach Zelltyp die Funktionen eines bestimmten Organs ausüben, indem sie dessen Aktionen und Interaktionen imitieren. Organoide dienen u. a. dazu, in vitro die Wirkmechanismen von Arzneistoffen aufzuklären, sie lassen sich aber auch Tieren implantieren und wachsen dort zu funktionsfähigen Organen heran (s. DAZ 2016, Nr. 37, S. 6). Eine einfachere Variante ist die Implantation von verkapselten Zellen, die danach wie die Zellen eines Organs funktionieren.

Mitarbeiter des Wake Forest Institute for Regenerative Medicine in North Carolina haben die beiden Zelltypen des Follikels, der die reifende Eizelle vor ihrem Eisprung umgibt, als Ausgangsmaterial für eine zellbasierte Hormonersatztherapie (cHRT) verwendet: Dabei haben sie den Innenraum von Zwei-Kompartimente-Mikrokapseln jeweils mit Granulosazellen, den Außenraum mit Thekazellen gefüllt und beide Räume mit einer Schicht aus poly-L-Ornithin (POL) umgeben bzw. voneinander getrennt. Diese ­Mikrokapseln wurden ovarektomierten Ratten implantiert und sezernierten danach während des 90-tägigen Untersuchungszeitraums Estrogene wie ein Eierstock. Der postulierte Vorteil dieser künstlichen inneren Sekretion gegenüber der medikamentösen Substitution der Hormone besteht in den gleichmäßigen Wirkstoffspiegeln.

Die Autoren verglichen die cHRT-behandelten Ratten mit gesunden Ratten sowie mit anderen ovarektomierten Ratten ohne cHRT, die entweder eine Hormonersatztherapie in hoher oder niedriger Dosierung oder gar keine Therapie erhielten. Dabei beobachteten sie drei Phänomene, die mit dem Estrogenstatus zusammenhängen: die Körperfettmasse, die Knochengesundheit und das Uterusgewebe. Alle ovarektomierten Ratten akkumulierten zusätzliches Fett und wiesen Defizite beim Uterusgewebe auf mit Ausnahme der cHRT-Gruppe, und die Knochen der cHRT-Ratten waren stabiler als die der medikamentös behandelten Ratten. Somit hatten sich alle Erwartungen erfüllt. – Ob die cHRT einmal bei Frauen klinisch geprüft wird, ist derzeit nicht abzusehen. |

Quelle

Sittadjody S et al. In vivo transplantation of 3D encapsulated ovarian constructs in rats corrects abnormalities of ovarian failure. Nature Commun 2017;8:art no 1858

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