DAZ aktuell

ABDA will keine Verteilungsdebatte

ABDA-Präsident Schmidt: Einheitliche Positionierung der Apotheker ist unerlässlich

BERLIN (bro/ks) | Die ABDA-Mitgliederversammlung, zu der am 7. Dezember Vertreter aus allen 34 Mitgliedsorganisationen zusammengekommen waren, stand unter keinem guten Stern: Für das Rx-Versand­verbot gibt es nach wie vor keine politische Mehrheit, das vom Bundeswirtschaftsministerium initiierte Honorar-Gutachten geistert in Bruchstücken durch die Presse und innerhalb der ABDA gab es Unmut wegen nicht abgestimmter Äußerungen in der Honorardebatte. Dennoch soll die Versammlung ruhig und konstruktiv verlaufen sein.

Auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärte im Anschluss an die Sitzung, es habe nur „ganz kurz“ eine Diskussion zum derzeit am heftigsten debattierten Thema, dem Apotheken­honorar, gegeben. Man sei sich einig gewesen, dass hier, wie bei anderen großen Themen, eine einheitliche Position der Apotheker unerlässlich ist. Mit Blick auf das Honorar heißt dies: Über eine Senkung wird nicht verhandelt. „Wer das Apothekenhonorar senken will, ist für uns kein Gesprächspartner“, so Schmidt. Und auch für eine interne Verteilungsdebatte stehe die ABDA nicht zur Verfügung. Damit spielte Schmidt auf einen Vorstoß von Gabriele Regina Overwiening, Kammerpräsidentin in Westfalen-Lippe, an. Sie hatte vorgeschlagen, dass alle Apotheken einen Teil ihres Honorars in ­einen Fonds einzahlen, aus dem insbesondere solche Apotheken schöpfen, die besonders viele Gemeinwohlaufgaben und Dienstleistungen anbieten. Hierauf angesprochen sagte Schmidt kurz angebunden: „Ist verworfen.“

Zwei Säulen der Vergütung

Stattdessen will die ABDA neben der existierenden Säule des Fixhonorars eine weitere Vergütungssäule etablieren: „Die Apotheker sollen für ihre individuellen Dienstleistungen vergütet werden“, erklärte Schmidt. Diese könnten im Bereich der Chroniker-Beratung oder der klassischen Medikationsana­lyse liegen. Allerdings müsse erst die rechtliche Grundlage für Verträge mit den Kassen geschaffen werden. Beim Aufbau dieser zweiten Säule schwebt der ABDA „kein struktureller Komplett­umbau“ vor. Vielmehr soll es ein „evolutionärer, kleinteiliger Prozess“ sein, bei dem es zunächst regionale Projekte mit kleinen Patientengruppen gibt.

Den Ärzten will Schmidt dabei nicht zu nahe kommen: „Ein Wettbewerb mit den Ärzten macht keinen Sinn, auch weil der Gesetzgeber dann immer sagen könnte, dass diese Leistungen schließlich schon vergütet würden.“

Auf das BMWi-Honorar-Gutachten, das zu diesem Zeitpunkt nur in seiner kurzen Zusammenfassung kursierte, wollte Schmidt nicht im Detail eingehen. Allerdings stellt er klar, dass er schon den Ansatz für falsch halte. Es sei nicht vermittelbar, für jeden Arbeitsvorgang einen eigenen Preis festzusetzen. Alle freien Berufe setzten auf eine Mischkalkulation – und das habe sich als ­gutes Prinzip erwiesen. Zu einem der Kernbefunde des Gutachtens, dass die Verdienstschere bei den Apothekern weit auseinander geht, erklärte Schmidt: „Das ist ein Wettbewerb, den die Politik vor vielen Jahren selbst ins Leben gerufen hat. Jetzt sollen wir mit einem Umverteilungsmechanismus die Ausputzer sein? Nein, das gibt es nicht.“

Schließlich kündigte Schmidt an, dass die Apotheker auf die nun anstehenden Diskussionen vorbereitet sind: „Wir können mit durch ökonomische Kompetenz belegten Daten aufwarten“, so der ABDA-Präsident.

Bestehende Strukturen sind tragfähig

Ein weiterer Diskussionspunkt bei der Mitgliederversammlung waren strukturpolitische Fragen. Hierzu stellte Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, klar, dass das bestehende System der Regelversorgung selbst bei den gegenwärtig sinkenden Apothekenzahlen auch weiterhin flächendeckend tragfähig sei. Mit Filialen, Botendiensten und Rezeptsammelstellen sei für eine ordnungsgemäße Versorgung gesorgt. Unterversorgte Gebiete gebe es nicht. Und so bestehe auch keine Notwendigkeit, an den bestehenden Regelungen etwas zu ändern. Sollte es doch einmal ein Problem geben, so könne dies in der Region gelöst werden – also dort wo es entsteht. Dabei müsse man allerdings beobachten, ob der Ermessensspielraum der Kammern in Versorgungsfragen aus­gebaut werden müsse. Einig sei man sich auf jeden Fall bei einer Prämisse: „Der direkte Kontakt zwischen Patient und Apotheker muss immer möglich sein“, erklärte Kiefer.

Startklar für die Kampagne 2018

ABDA-Vize Mathias Arnold stellte zudem noch die Pläne für die Imagekampagne 2018 vor. Nachdem der Vertrag mit der Agentur Cyrano nach vier Jahren ausgelaufen war, hat man erneut per Ausschreibung einen Partner gesucht. Am Ende hat Cyrano sich gegenüber vier weiteren Agenturen erneut durchsetzen können. Die Kampagne fürs neue Jahr soll zum einen bewährte Elemente übernehmen – etwa den auf Online-Aktionen gelegten Fokus – zum anderen aber auch ganz neue Elemente einführen. So soll es „ein Look & Feel für alle Zielgruppen, Inhalte und Aussagen“ geben. Die Plakate werden alle gleich aufgemacht sein und einen universellen Claim tragen – nämlich „einfach unverzichtbar“ oder schlicht „#unverzichtbar“. Zielgruppen werden Patienten, Politik und der potenzielle Berufsnachwuchs sein. Wie Arnold erläutert, setzt man wieder auf eine flexible Kampagne, die angesichts der unklaren politischen Situation schnell aktuelle Themen umsetzen kann. Die erste Kampagnenwelle soll mit vier Motiven im Frühjahr/Sommer laufen, die zweite dann im Herbst. |

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