... auch DAZ noch

Zahl der Woche: Drei Euro pro Stunde

ms/äz | Schlechte Bezahlung, lange Arbeitszeiten und auch sonst wenig Unterstützung. Das sind die Bedingungen, zu denen junge Ärzte in Polen ihr Berufsleben beginnen, wie Mitglieder der sächsischen Landesärztekammer aktuell bei einem Besuch der Niederschlesischen Ärztekammer in Wroclaw erfuhren.

Gerade mal drei Euro pro Stunde bekommen Ärzte während ihrer Residentur, einem einjährigen Praktikum nach Studienende. Diese Zahl ergibt sich aus einem monatlichen Einkommen von umgerechnet 600 Euro und einer vorgesehenen Wochenarbeitszeit von 48 Stunden. Das berichtete der polnische Arzt Michael Pardel bei der Vorstandssitzung der Kammer. Wie prekär die Lage der Jungmediziner sei, unterstrich Pardel mit einem Vergleich zu dem Gehalt für einen Informatiker, das bei 18 Euro pro Stunde läge. Mit ihrem geringen Stundenlohn ist es für die jungen Ärzte kaum möglich, sich selbst zu finanzieren. Eine 47-qm-Wohnung in Wroclaw kostet durchschnittlich 700 Euro im Monat – also 100 Euro mehr als das Gehalt. Daher seien viele junge Ärzte gezwungen, einen Zweitjob anzunehmen – beispielsweise als privat tätiger Arzt. Dazu komme allerdings, dass polnische Kliniken nicht selten das Arbeitszeitgesetz der Europäischen Union umgingen. Über private von Ärzten gegründete Firmen heuern Krankenhäuser dabei Mediziner an. Heraus kommen Wochenarbeitszeiten von teilweise 80 bis 120 Stunden. Auch die Kosten für Fachbücher, Kurse und Schulungen werde jungen Ärzten in der Residentur nicht erstattet, berichtete Pardel. Obwohl Ärzte in Polen dringend benötigt werden, seien die Residenturstellen stark begrenzt. Die Kapazitäten reichten nur für rund 70 Prozent der jungen polnischen Ärzte. 

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