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„Fast die Hälfte nützt nichts“

Ludwig fordert im ARD-Magazin „Monitor“ mehr Studien für Krebsarzneimittel

ral | Unter dem Titel „Krebsmedikamente ohne Nutzen: zweifelhafter Profit der Pharmaindustrie“ wurde vergangenen Donnerstag ein TV-Beitrag des ARD-Magazins „Monitor“ ausgestrahlt. Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Onkologe und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, übte darin deutliche Kritik an der Zulassung entsprechender ­Präparate, die seiner Ansicht nach zu schnell und nicht ausreichend begründet erfolgt.
Foto: ARD/Screenshot DAZ
Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig kritisierte im ARD-Morgenmagazin die aus seiner Sicht häufig vorschnelle Zulassung von Krebsarzneimitteln.

Hintergrund der ARD-Sendung war eine Studie, die vor einigen Wochen in der renommierten Fachzeitschrift „British Medical Journal“ erschienen ist. Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass bei knapp der Hälfte der 68 zwischen 2009 und 2013 von der Europäischen Arzneimittelagentur zugelassenen Krebstherapien selbst Jahre nach der Zulassung unsicher sei, ob sie das Leben verlängern oder die Lebensqualität verbessern. Und wenn Vorteile im Vergleich zu älteren Medikamenten oder Placebos gezeigt wurden, seien diese oft klinisch nicht relevant gewesen. „Das ist eine erschreckende Zahl“, urteilte Ludwig im Rahmen der Sendung. Bereits am Donnerstag früh war er im ARD-Morgenmagazin aufgetreten und hatte zu der Studie Stellung bezogen. Onkologie sei ein „extrem lukratives Gebiet“ für Hersteller, betonte er hier. Diese versuchten, Arzneimittel mit „häufig unseriösen Versprechungen“ in den Markt zu drücken. Unterstützung erhielten sie dabei von den Zulassungsbehörden. Die EMA ist seit einigen Jahren dazu verstärkt übergegangen, bei Krebsarzneimitteln die beschleunigte Zulassung anzuwenden, bei der die Anforderungen an Arzneimittelstudien abgesenkt sind. Begründet wird dies damit, dass Krebspatienten schnell Zugang zu neuen Wirkstoffen erhalten sollen. Experten wie Ludwig halten das für problematisch und fordern weitere Studien, auch nach der Zulassung. „Bleibt der Wissensstand nach der Zulassung dürftig, muss man in Betracht ziehen, die Kostenerstattung wieder zu beenden. Das ist ein wich­tiger Schritt, um die Hersteller zu weiteren Studien zu zwingen“, betonte er im ARD-Beitrag. |

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