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Arzneimittel-Pfusch in den USA

Meningitis-Infektionen durch kontaminierte Infusionen / Apotheker zu neun Jahren Haft verurteilt

hfd/ms | Arzneimittelskandal im US-Bundesstaat Massachusetts: Durch verunreinigte Infusionen erkrankten über 700 Menschen an Meningitis, 76 verstarben. Der verantwortliche Apotheker wurde im Juni verurteilt, nun wurde auch ein Angestellter schuldig gesprochen.

Seit 2012 erkrankten mehr als 700 Menschen in 20 US-Bundesstaaten an Hirnhautentzündung, 76 starben. Insgesamt soll es rund 13.000 Betroffene geben, die die Infusionen erhielten. Auslöser war offenbar eine Apotheke. Bei der Zubereitung von mehr als 17.000 Infusionen mit dem Gluco­corticoid Methylprednisolon habe der 50-jährige Apothekeninhaber Barry C. den Profit über das Wohlergehen von Patienten gestellt, erklärte der Staatsanwalt Chad A. Readler im Juni. Der Apotheker habe schwerwiegende Fehler in Sachen Hygiene und Sterilität ignoriert, abgelaufene Wirkstoffe verwendet und „unzählige weitere Herstellungs-Abkürzungen“ ausgenutzt, die zu zahlreichen vermeidbaren Todesfällen geführt hätten. Die ­Inspekteure fanden stehendes Wasser und Schimmel in der Apotheke, zudem Bakterien auf Arbeitshandschuhen. Die Apotheke habe außerdem laut den Ermittlungen routinemäßig Arzneimittel ohne vorliegendes Rezept ­abgegeben oder auch Rezepte selbst gefälscht.

Barry C. wurde im Juni auf neun Jahre Haft verurteilt – wegen organisiertem Verbrechen und Fälschungen. In Bezug auf Tötungsdelikte wurde er freigesprochen, offenbar da der nötige Nachweis eines kausalen Zusammenhangs fehlte. „Als Chef eines Unternehmens, das Arzneimittel herstellte, die diese Menschen töteten und sie ­erkranken ließen, erkläre ich nachdrücklich, dass es mir mein Herz bricht, über die Todesfälle zu lesen und zu erkennen, wie schmerzhaft sie waren“, erklärte C.

Neben dem Apothekenbetreiber wurden 13 weitere Personen angeklagt. Wie die Nachrichtenagentur „Associated Press“ meldete, wurde der Apothekenangestellte Glenn C. am Mittwoch gleichfalls von Tötungsvorwürfen freigesprochen – er war für die Reinraumaufsicht zuständig und hat offenbar viele Infusionen selber her­gestellt. Nach Einschätzung der Jury fehlte wiederum der Nachweis, dass der Mitarbeiter für die Todesfälle direkt verantwortlich war. Sie sprachen ihn aber wegen Postbetrugs und illegaler Geschäfte schuldig. |

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