Prisma

Fettgewebe macht Tumor aggressiv

Molekularer Mechanismus der Metastasierung

cae | Zwei Botenstoffe, die bei adipösen Personen in erhöhten Konzentrationen auftreten, fördern die Me­tastasierung von Brustkrebs, so lautet das Ergebnis aktueller Studien.

Das „Sättigungshormon“ Leptin und der transformierende Wachstumsfaktor TGF-β werden vor allem von Fettzellen sezerniert, sodass die Konzentrationen dieser Botenstoffe im Blut von Adipösen überdurchschnittlich hoch sind. Wie sich dies auf die Meta­stasierung von Brustkrebs auswirken kann, haben Wissenschaftler des Instituts für Diabetes und Krebs am Helmholtz Zentrum München an murinen und humanen Gewebeproben untersucht. Dabei beschrieben sie ­folgenden Wirkmechanismus:

Wenn Leptin und TGF-β an ihre Re­zeptoren in der Membran einer Brustkrebszelle binden, hemmen sie über eine Signalkaskade mit sukzessiver Phosphorylierung die Acetyl-CoA-­Carboxylase 1 (ACC1) im Zytosol. Infolgedessen steigt die Konzentration von Acetyl-CoA an, das darauf einige Proteine acetyliert, darunter auch den Transkriptionsfaktor Smad2. Durch die Acetylierung wird Smad2 aktiv und induziert die Expression der Gene Snail und Slug, die für die Embryonalentwicklung wichtig sind und danach normalerweise „schlafen“. Aufgrund dieser Genexpression ändern die Brustkrebszellen ihren Phänotyp: Sie verwandeln sich von Epithelzellen in Mesenchymalzellen (engl. epithelial to mesenchymal transition, EMT); dadurch werden sie mobil, sie können sich vom Tumorgewebe absiedeln und an anderen Körperteilen wieder an­siedeln, wo sie sich in Epithelzellen zurückverwandeln. Wenn sie dort günstige Verhältnisse vorfinden, vermehren sie sich und bilden Metastasen.

Untersuchungen an Brustkrebs- und Lungenkrebspatienten ergaben, dass die Konzentrationen von phosphoryliertem ACC1 (pACC1) in den Tumorzellen mit deren Neigung zur Meta­stasierung korrelieren.

Foto: Peter Atkins – Fotolia.com
Schlanke Frauen können damit rechnen, dass ein bei ihnen dia­gnostizierter Brustkrebs weniger aggressiv ist als bei adipösen Frauen.

In weiteren Experimenten haben die Autoren bei Mäusen mit Brustkrebs den Leptin-Rezeptor mit einem Antikörper blockiert. Nach der anschließenden Resektion der Tumoren war die Rückfallrate bei diesen Mäusen geringer als bei Mäusen, die keine solche Vorbehandlung erhalten hatten. – ­Entsprechende Interventionen beim Menschen sind noch nicht in Sicht, weil vorher die geschilderten Manipulationen noch intensiver erforscht werden müssten. So hatten frühere Experimente mit Tumorzellen gezeigt, dass die Hemmung von ACC1 durch 5-Tetradecyloxy-furan-2-carbonsäure (TOFA) einen positiven Effekt hat, indem die Apoptose induziert wird. |

Quelle

Rios Garcia M et al. Acetyl-CoA Carboxylase 1-Dependent Protein Acetylation Controls Breast Cancer Metastasis and Recurrence. Cell Metab; Epub 19.10.2017

Das könnte Sie auch interessieren

Acetylsalicylsäure

Wirksam gegen Brustkrebs?

TGF-β-Inhibition fördert Regeneration

Zu viel Paracetamol lässt Leberzellen alt aussehen

Beratungswissen über das Haut- und Haar-Vitamin

Biotin für Schwangere

Entzündungsprozesse zerstören die Geschmacksknospen

TNF-α-Blockade gegen Adipositas

Entzündungsprozesse zerstören die Geschmacksknospen

TNF-α-Blockade gegen Adipositas

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.