Arzneimittel und Therapie

Drücken auf Triggerpunkte beeinflusst den präfrontalen Kortex

Hilfe bei myofaszialen Schmerzen

ck | Myofasziale Triggerpunkte gehören zu den häufigsten Ursachen für chronische Schmerzen am Bewegungsapparat. 30 bis 60% der Patienten in Schmerzpraxen haben ein myofasziales Schmerzsyndrom und leiden unter diesen Schmerz­bildern und den Übertragungsschmerzen durch zentrale Sensibilisierung.

Priv.-Doz. Dr. Kai-Uwe Kern, Facharzt für Anästhesie und Allgemeinmedizin aus Wiesbaden, stellte auf dem Schmerzkongress in Mannheim neueste Ergebnisse aus der Forschung zu myofaszialen Schmerzen vor. Das Konzept der myofaszialen Triggerpunkte und der Schmerzen, die sowohl den Muskel als auch die Faszie betreffen, wurde 1983 definiert. Myofasziale Triggerpunkte wurden als klinisch eindeutig identifizierbare, schmerzhafte, pathologische Veränderungen in der Skelettmuskulatur beschrieben. Als häufigste Ursache wird eine Über- oder Fehlbelastung des Muskels angenommen, so dass es im Triggerpunkt durch eine gestörte Versorgung mit Sauerstoff zu einer Dauerkontraktion der Muskelfasern kommt. Diese Triggerpunkte werden als Zentren erhöhter Reizbarkeit im Gewebe gesehen, die bei Druck empfindlich reagieren und bei Überempfindlichkeit übertragene Schmerzen verursachen.

Hilfe bei Nackenschmerzen

Wie eine ischämische Triggerpunkt-Kompression den präfrontalen Kortex und das autonome Nervensystem beeinflussen kann, wurde in einer Studie bei 21 Frauen mit Nackenschmerzen untersucht. Hintergrund ist, dass besonders bei Frauen Nackenschmerzen zunehmen und dass myofasziale Triggerpunkte sehr häufig im Musculus trapezius vorkommen. Dieser trapezförmige, zwischen Schulter und Wirbelsäule von der Hals- bis zur Brustwirbelsäule verlaufende Muskel kann vielfältige Schmerzbilder hervorrufen, darunter auch Nackenschmerzen. Sehr häufig sind die Trigger­punkte mit einer gesteigerten Sympathikusaktivität verbunden. Klinisch erkennbar wird das durch eine verstärkte Schweißbildung, Vasokonstriktion und Piloerektion, wenn dort manipuliert oder gereizt wird. Da der präfrontale Kortex an der Schmerzverarbeitung und der autonomen Regulation beteiligt ist, haben Morikawa et al. sich der Frage gewidmet, wie durch Kompression der Triggerpunkte in dieses System eingegriffen werden kann. Dazu erhielten Frauen, die länger als drei Monate unter Nackenschmerzen litten und bei denen ein myofasziales Schmerzsyndrom diagnostiziert wurde, entweder eine wiederholte, ischämische Kompression der muskulären Triggerpunkte oder eine ischämische Kompression im Muskel außerhalb der Triggerpunkte (30 Sekunden drücken, 30 Sekunden Pause, viermal wiederholt). Die Muskelkompression wurde mit einem digitalen Algometer gemessen, als Schmerzreiz wurde die Mitte zwischen der individuellen Schmerzschwelle und dem maximalen Schmerz eingesetzt. In der Gruppe mit der gezielten Kompression der Triggerpunkte konnten die Nackenschmerzen im Vergleich zur unspezifischen Muskelkompression signifikant reduziert werden. Auch am vegetativen Nervensystem wurden Auswirkungen beobachtet: Die gezielte ischämische Kompression begünstigte die parasympathische Aktivität und reduzierte die sympathische Aktivität, die als Stresstonus bei Schmerzen gilt. Dies korrelierte mit der subjektiven Schmerzwahrnehmung und legt nahe, dass gezielte Kompression von Triggerpunkten über eine präfrontale Aktivität vermittelt wird, die unter Kompression reduziert ist. Kern sieht in einer wiederholten 30-sekündigen Kompression des maximalen Schmerzpunktes eine Form der Selbstbehandlung, die dem Patienten einfach zu vermitteln sei.

Quelle

Kern KU. Update myofaszialer Schmerz, 12. Oktober, Schmerzkongress Mannheim

Morikawa Y et al. Front Neurosci 2017;11:186, doi: 10.3389/fnins.2017.00186. eCollection 2017

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