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„ABDA hat keinen Plan B“

Landapothekerin und BVDVA-Chef kritisieren die Standesvertretung

bro/ms | Was als Streitgespräch zwischen einer Vertreterin der Vor-Ort-Apotheke und einem Versandhändler geplant war, verlief unerwartet harmonisch. Im Interview mit DocCheck sind sich Apothekerin Ann-Katrin Kossendey-Koch und BVDVA-Chef Christian Buse einig, dass die ABDA zu wenig Visionen und keinen Plan B nach dem Rx-Versandverbot hat.

Das Fachportal „DocCheck“ hat die niedersächsische Landapothekerin Ann-Katrin Kossendey-Koch und Christian Buse, Chef des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA), interviewt. Doch von der angekündigten „Konfrontationssituation“ zeigte sich wenig. Nur bei der Frage, ob die Apotheke vor Ort langfristig konkurrenzfähig sei, ergab sich ein Konflikt. Buse sieht im Apothekenbereich ein „Dienstleistungsdefizit“. „Strukturierte Beratungen“ seien heutzutage die Ausnahme. Genau hier liegen aus seiner Sicht die Vorteile der Versender: „Im Versandhandel habe ich nicht diesen Druck, den der Apotheker kennt, wenn er mit einem Patient spricht, und hinter ihm stehen schon fünf weitere, wartende Kunden.“ Kossendey-Koch argumentierte dagegen: „Unser ganz großer Vorteil ist das Gespräch mit dem Patienten.“ Bei Rezepten mit den falschen Arzneimitteln für den Adressaten, könnten Online-Apotheken nur schwer für Transparenz sorgen.

Foto: DAZ/Hilbert
Landapothekerin Ann-Katrin Kossendey-Koch und BVDVA-Chef Christian Buse waren sich im DocCheck-Interview zwar nicht in allen Punkten einig, bezüglich ihrer Meinung zur Standesvertretung aber schon.

„Nichts Neues in 20 Jahren“

Bei den Punkten Rx-Preisbindung, Höchstpreis-System und Rx-Versandverbot herrschte unerwartet Einigkeit. Kossendey-Koch leistete Buse überraschenderweise keinen Widerstand. Dieser wiederholte seine Forderung nach einem Höchstpreis-System. „Wir sehen das als Chance, ein Bonus – ob nun für die Krankenkasse oder für den Versicherten – wäre ein gangbarer Weg.“ Kossendey wies darauf hin, dass man in der Debatte grundsätzlich unterscheiden müsse zwischen deutschen Versandapotheken und EU-Versendern. Beide Interviewten kritisierten vor allem das Vorgehen der ABDA. Diese habe laut Kossendey-Koch „schon vor dem EuGH-Urteil keinen Plan B“ gehabt. „Es kann nicht sein, dass man sich nur über dieses Verbot unterhält.“ Vielmehr müsse es darum gehen, sich zu fragen, wie man die Entwicklung nach dem EuGH-Urteil für die Apotheker nutzen könne. Der BVDVA-Chef ergänzte: „In den 20 Jahren, in denen ich Apotheker bin, habe ich nichts Neues oder Innovatives von unserer Standesvertretung gehört.“

Am negativen Image der Versender bei den Apothekern seien auch die Fachzeitschriften schuld, so Buse: „Wenn jeder Apotheker jede Woche in der Pharmazeutischen Zeitung oder in der Deutschen Apotheker Zeitung liest, wie schlimm der Versandhandel ist, dann glauben die das irgendwann.“ Laut Buse wüssten die Kollegen nicht richtig über das Geschäft Bescheid. |

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