Arzneimittel und Therapie

Haar in Flammen

Bei welchen Anti-Läusemitteln besteht kein Grund zur Sorge?

rr | Schon vor einigen Jahren warnte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vor Anti-Läusemitteln mit Silikonölen, da das Haar durch die Behandlung leichter Feuer fangen kann. Mittlerweile sind einige Produkte auf dem Markt, die mit dem Stempel „nicht brennbar“ eine sichere Anwendung versprechen.
Foto: TravelPhotography - stock.adobe.com

Medizinprodukte mit Dimeticonen (Silikonölen) gelten als Mittel der Wahl in der Behandlung von Kopf­läusen. Die niederländische Arzneimittelbehörde berichtete im Jahr 2009 jedoch von Patienten, die schwere Verbrennungen nach der Anwendung von Anti-Läusemitteln erlitten. Bei den betroffenen Präparaten handelt es sich um Produkte mit niedrigviskosem Dimeticon und dem Lösungsmittel Cyclomethicon (Tab.). Durch den Zusatz flüchtiger Bestandteile wird das Risiko erhöht, dass die Haare in der Nähe von Zündquellen in Flammen aufgehen und nur schwer wieder zu löschen sind. Ein Föhn oder eine Zigarette können so zu einer ernsthaften Gefahr werden.

Unter den auf dem deutschen Markt befindlichen Anti-Läusemitteln enthält das Präparat EtoPril® nach wie vor beide Silikonöle. Allerdings wird in der Gebrauchsanweisung fettgedruckt darauf hingewiesen, dass das Haar während der gesamten Anwendungsdauer von Zündquellen ferngehalten werden sollte, insbesondere von offenen Flammen und brennenden Zigaretten.

Tab.: Anti-Läusemittel und ihre Brennbarkeit
Präparat
Wirksame Komponente
Angaben zur Brennbarkeit
Dimet® 20 Lösung
Dimeticon, Dodecan-1-ol
Kein Hinweis
EtoPril® Lösung
Dimeticon, Cyclomethicon 5
Haar während der gesamten Anwendungsdauer von Zündquellen fernhalten, insbesondere von offenen Flammen und brennenden Zigaretten
Goldgeist forte flüssig
Pyrethrumblüten-Extrakt
Haar von offenem Feuer fernhalten
Hedrin® Once Liquid Gel
Dimeticon
Obwohl die Zusammensetzung aus nicht flüchtigen Inhaltsstoffen besteht, sollen die generellen Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden. Haare immer von offenem Feuer fernhalten.
Infecto Pedicul®
Permethrin (Pyrethroid)
Aufgrund des Gehalts an Alkohol ist Infecto Pedicul® brennbar. Haar von offenen Flammen fernhalten.
Jacutin® Pedicul Fluid
Dimeticon
Nicht entflammbar, TÜV Süd bestätigt
Licener®
Neem-Extrakt
Nicht entflammbar
Linicin® Lotion
Dimeticon
Enthält keinen Alkohol, schwer entzündlich, dennoch Warnung vor offenen Flammen, Zigaretten und anderen Brandquellen
Mosquito® med Läuse Shampoo 10
Dickflüssiges Paraffin
Einige Stoffe entzündlich, von offenem Feuer fernhalten, nicht rauchen
Nyda® express Pump­lösung
Dimeticon, niedrigviskoses Dimeticon, mittelkettige Triglyceride, flüssiges Jojobawachs
Nicht in Anwesenheit eines offenen Feuers oder glühender Gegenstände anwenden, nicht rauchen, von Hitze- und Zündquellen fernhalten

Vorsicht besser als Nachsicht

Andere Hersteller verzichten heute teilweise vollständig auf leicht entzündliche Inhaltsstoffe in Anti-Läusemitteln. In den meisten Gebrauchsanweisungen findet sich dennoch weiterhin der Hinweis auf die Brennbarkeit. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, versichert beispielsweise die Firma Medapharma: Ihr Produkt Linicin® enthält mittlerweile kein Cyclomethicon mehr. Tests, die anlässlich der Risikobewertung durchgeführt wurden, bestätigen, dass bei korrekter Handhabung ein Entflammen sehr unwahrscheinlich ist, da der Flammpunkt bei über 100 °C liegt. In den Packungsinformationen des Präparats Dimet® 20 wird das Thema gar nicht angesprochen. Der Hersteller beruhigt erst auf Nachfrage, dass interne Versuche zur Brennbarkeit zeigten, dass das Produkt nicht unmittelbar entflammbar ist und selbst nach zweiminütiger Feuerexposition keine Entzündung stattfindet.

Dimeticon nicht gleich Dimeticon

Bei den Pedikuloziden kommen Silikonöle unterschiedlicher Viskosität zum Einsatz. Dimeticon ist nicht per se gefährlich, sondern nur in Mischungen, die auch Lösungsmittel wie Cyclomethicon oder Beimischungen von Zusatzstoffen enthalten. 100%iges Dimeticon ist dagegen nicht nur nicht entflammbar, sondern reduziert im Gegenteil sogar die Brennbarkeit der Haare während der Anwendung, wie ein Bericht des TÜV Süd belegt. Ausdrücklich kein Risiko besteht Herstellerangaben zufolge deshalb beim Präparat Jacutin Pedicul® Fluid. Ebenso wird Licener®, das kein Dimeticon sondern einen Neem-Extrakt als wirksame Komponente enthält, als „nicht brennbar“ beworben. |

Kopfläuse: Merkblatt und Flyer

Wie werden Läuse übertragen? Welche Läusemittel sind geeignet? Was ist bei der Anwendung zu beachten? Wer bezahlt die Läusemittel? Wann kann das Kind wieder in die Schule?

Antworten auf all diese Fragen zum Thema Kopfläuse gibt unser Merkblatt, das wir für Abonnenten der DAZ konzipiert haben. Sie finden das Merkblatt auf DAZ.online unter www.deutsche-apotheker-zeitung.de.

Hier einfach in der Suchfunktion den Webcode B3NQ8 eingeben.

Auf DAZ.online finden Sie als DAZ-Abonnent auch einen Flyer, den Sie – versehen mit Ihrem Apothekenstempel – Kunden mitgeben können und der die wichtigsten Informationen für Anwender von Kopflausmitteln zusammenfasst. Den Flyer finden Sie über den Webcode Z3RN8.

Quelle

Läuse-Alarm: Bei Dimeticon-haltigen Präparaten Brennbarkeit beachten. Pressemitteilung der Firma Almirall vom 23. August 2017

Prüfbericht TÜV Süd vom 27.02.2009

Gebrauchsinformationen der aufgeführten Präparate

Das könnte Sie auch interessieren

Bei Dimeticon-haltigen Präparaten Brennbarkeit beachten

Jetzt ist wieder Läuse-Alarm

Stiftung Warentest

Aus die Laus!

Damit der Schulstart nicht lausig wird

Hilfe gegen das Krabbeln

Auch das beste Lausmittel hilft nur bei korrekter Anwendung – und ihrer Wiederholung

Lausige Zeiten

Was tun bei Kopflausbefall?

Das große Krabbeln

Schwangerschaft, Stillzeit, Allergie

Läusemittel für Schwangere

Was gegen Kopfläuse hilft und verordnet werden darf

Den Plagegeistern den Garaus machen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.