Arzneimittel und Therapie

Vitamin C gegen Leukämie

Zweifacher Angriff auf Tumorzellen

cae | Die hoch dosierte Gabe von ­Vitamin C korrigierte bei Mäusen den Funktionsverlust des Enzyms TET2, der zur Leukämie führt. Dieser antikanzerogene Effekt könnte auch beim Menschen auftreten und die Therapieoptionen bei bestimmten Leukämieformen erweitern.

Klinische Studien konnten die Hypothese von Linus Pauling zum Krebsschutz durch hoch dosiertes Vitamin C nicht bestätigen, in Tierexperimenten zeigte sich jedoch ein antikanzerogenes Potenzial von Vitamin C, so zum Beispiel bei akuter myeloischer Leukämie (AML). Zu den genetischen Mutationen, die der AML zugrunde liegen, zählen die DNA-Methylierung und -Demethylierung in hämatopoetischen Stamm- und Vorläuferzellen (HSPC). Dabei spielt das Gen Tet2, das das Enzym TET2 (Ten-eleven translocation methylcytosine dioxygenase 2) kodiert, die wichtigste Rolle. Bei etwa 10% der AML-Patienten liegt ein Funktionsverlust der TET2 vor. Die übermäßige DNA-Methylierung in einer HSPC verhindert, dass die HSPC ausreift und ins Blut wandert; stattdessen verbleibt sie im Knochenmark und proliferiert immer weiter, sodass sich dort ein ­Tumor bildet.

DNA-Demethylierung mithilfe von TET2 in einer Blutstammzelle. Das Enzym DNA-Methyltransferase (DNMT) wandelt Cytosin (C) in Methylcytosin (mC) um. Das führt zu unkontrolliertem Wachstum der Zelle. Das oxidierende Enzym TET2 wandelt mC sukzessive in Hydroxymethylcytosin (hmC), Formylcytosin (fC) und Carbonylcytosin (caC) um und beugt der Kanzerogenese vor. Durch eine DNA-Reparatur werden fC und caC durch Cytosin ersetzt, sodass die Base ihren Ausgangszustand erreicht. Vitamin C reaktiviert eine TET2 und fördert dadurch die DNA-Demethylierung. Zudem verstärkt Vitamin C die Wirkung von Poly(ADP-Ribose)-Polymerase(PARP)-Inhibitoren, die in Tumorzellen die DNA-Reparatur verhindern, sodass sie durch Apoptose zugrunde gehen.

Krebsforscher in New York haben die Wirkung von hoch dosiertem Vitamin C auf die Entstehung der AML an gentechnisch veränderten Mäusen ge­testet, bei denen sie die Synthese von TET2 in HSPC mithilfe der reversiblen RNA-Interferenz aus- und wieder anschalten konnten. Durch den gentechnischen Eingriff ist – ebenso wie bei Patienten mit AML – in der Regel nur eine der beiden Kopien des Tet2-Gens in jeder Zelle verändert und blockiert. Die unveränderten Genkopien wurden in dem Experiment durch die i. v. Gabe von Vitamin C so sehr aktiviert, dass genügend TET2 synthetisiert wurde und die DNA-Demethylierung wieder funktionierte. Wenn die Mäuse außerdem einen PARP-Inhibitor erhielten, der die DNA-Reparatur verhindert und die Apoptose von Tumorzellen einleitet, steigerte Vitamin C dessen Wirksamkeit. Somit wirkte Vitamin C auf zwei Wegen antikanzerogen. |

Quelle: Cimmino L et al.: Cell; Epub 17.8.2017

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