Prisma

Papagei geht angeln

Draht wird zum Werkzeug

cae | Ein Schnabel ist quasi ein ­multifunktionelles Werkzeug, das bei jedem Vogel an seine artgemäße Umwelt und Lebensweise angepasst ist. Wenn der Schnabel einmal zur Lösung eines Problems nicht taugt, weiß sich mancher Kakadu zu helfen: Er bastelt sich gezielt ein Werkzeug.
Foto: Bene Croy
Der Kakadu bastelt sich ein Werkzeug: Er trennt das obere Teil von diesem Pappstück ab, um es nachher in den kleinen Schlitz eines Glas­kastens (im Hintergrund) zu schieben und damit Futter zu holen.

Ein Team um Alice Auersperg an der Veterinärmedizinischen Universität Wien widmet sich der Kognitionsforschung von Goffinkakadus (Cacatua goffiniana), die dort im Messerli-Forschungsinstitut gehalten werden. Diese in Indonesien beheimateten Papageien sind für ihre Intelligenz und ihr „handwerkliches“ Geschick bekannt. Sie können sogar Werkzeuge herstellen, um sie für bestimmte Zwecke einzusetzen. Diese Fähigkeit ist eigentlich ein überflüssiger Luxus, denn in ihrem natürlichen Lebensraum sind die Kakadus nicht auf Werkzeuge angewiesen, um zu überleben. Diesbezüglich unterscheiden sie sich von der Geradschnabel- oder Neukaledonienkrähe (Corvus moneduloides), die z. B. Blattstiele und Zweige so bearbeitet, dass sie damit im Holz herumstochern und Insekten aufspüren kann. Die Krähe setzt auch verschiedene Werkzeuge nacheinander ein, um in einem geplanten Arbeitsprozess ihr jeweiliges Ziel zu erreichen; zudem kann sie mit technischen Materialien umgehen, die es in der Natur nicht gibt. Sie gilt als intelligentester Vogel der Welt.

Vor 15 Jahren wurde erstmals beschrieben, wie eine Neukaledonienkrähe das eine Ende eines Metall­drahtes zu einem Haken umgebogen und quasi als Verlängerung ihres Schnabels benutzt hat, indem sie damit ein mit Futter gefülltes Körbchen in einem engen, feststehenden Gefäß angelte und herauszog. Diesen „Hakentest“ haben jetzt auch drei Kakadus in Wien bestanden. In einem zweiten Test haben vier Kakadus einen in der Mitte V-förmig gebogenen Draht wieder annähernd geradegebogen, sodass er in voller Länge in eine dünne waagerechten Röhre passte, in der sich ebenfalls Futter befand. Mithilfe dieses Werkzeugs gelang es ihnen dann, das Futter hinauszuschieben.

Zehn bzw. neun Kakadus haben die beiden Tests übrigens nicht bestanden. Es scheint, dass bei diesen klugen Tieren der Sinn zur Tüftelei individuell verschieden ausgeprägt ist. |

Quelle

Laumer IB et al. Can hook-bending be let off the hook? Bending/unbending of pliant tools by cockatoos. Proc R Soc B; Epub 6.9.2017

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