Arzneimittel und Therapie

Das Asthmarisiko sinkt

Sublinguale Immuntherapie zeigt Erfolge bei Kindern

Eine sublinguale Immuntherapie im Kindesalter kann eine bestehende Rhinokonjunktivitis abschwächen und einen Etagenwechsel verhindern. So zeigte eine Studie, dass Kinder mit einer Gräserpollenallergie nach einer Immuntherapie weniger häufig an Asthma erkrankten als Kinder einer Vergleichs-Gruppe. Der klinische Effekt war noch zwei Jahre nach Absetzen der Therapie nachweisbar. Je jünger die Kinder zu Beginn der Behandlung waren, umso besser wirkte die Therapie.

Die immunologische Therapie einer allergischen Rhinokonjunktivitis kann den Verlauf der Erkrankung beeinflussen und verhindern, dass sie sich in Richtung Bronchialtrakt (Etagenwechsel zum Asthma) ver­lagert. Ob dies auch bei Kindern unter einer oralen Immuntherapie (SLIT, sublinguale Immuntherapie) der Fall ist, wurde erstmals in einer multinationalen pädiatrischen Studie untersucht. An der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie nahmen 812 Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren teil. Sie litten an einer klinisch relevanten allergischen Rhinokonjunktivitis, die durch Gräserpollen verursacht wurde, hatten aber keine Asthmasymptome. Sie wurden zwei Gruppen zugeteilt. Die Verum-Gruppe erhielt eine sublinguale Immuntherapie (Grazax®; standardisiertes Allergenpräparat aus Gräserpollen von Wiesenlieschgras), die Vergleichs-Gruppe Placebo. Die Behandlungsphase dauerte drei Jahre, der eine zweijährige therapiefreie Beobachtungsphase folgte. Der primäre Studienendpunkt war der Zeitpunkt eines erstmaligen Auftretens von Asthma. Sekundäre Endpunkte erfassten unter anderem die Asthmasymptomatik sowie die Notwendigkeit einer Asthmamedikation.

Die Zeit bis zum Einsetzen der Asthmasymptome unterschied sich in den zwei Gruppen nicht – es gab also keinen signifikanten Unterschied beim primären Studienendpunkt. Anders verhielt es sich bei den sekundären Endpunkten wie dem Risiko, an Asthma zu erkranken, sowie dem Ausmaß der Asthmabeschwerden (u. a. ermittelt über den Verbrauch an Antiasthmatika). Die sublinguale Immuntherapie verringerte das Asthmarisiko oder die Notwendigkeit einer Asthmatherapie signifikant (odds ratio 0,66; p < 0,036), wobei diese Risikoabnahme auch während der therapiefreien Jahre bestehen blieb. Des Weiteren wurde die Heuschnupfensymptomatik in der Verum-Gruppe während der fünfjährigen Beobachtungszeit um 22 bis 30% verringert. Dies schlug sich auch in einem um 27% verminderten Gebrauch von Heuschnupfenmitteln nieder. Die mildere Symptomatik in der Verum-Gruppe konnte auch anhand von Laborparametern wie dem IgE-Wert und dem Prick-Test bestätigt werden. Die Number needed to treat (NNT) war altersabhängig und umso geringer, je jünger die Kinder waren. Auf alle Altersgruppen bezogen lag die NNT bei 10, bei fünfjährigen Kindern betrug sie 6, bei Zwölfjährigen 20. |

Quelle

Valovirta E et al. Results from the 5-year SQ grass SLIT-tablet asthma prevention (GAP) trial in children with grass pollen allergy, J Allerg Clin Immunol 2017;doi: 10.1016/j.jaci.2017.06.014

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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