Arzneimittel und Therapie

Seltener Blutungen im Auge

Neue orale Antikoagulanzien sind Warfarin überlegen

Es gilt als erwiesen, dass mit neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) wie Dabigatran (Pradaxa®), Apixaban (Eliquis®), Edoxaban (Lixiana®) und Rivaroxaban (Xarelto®) eine ähnlich gute antikoagulative Wirkung zu erzielen ist wie mit Warfarin bei einem gleichzeitig geringeren Risiko für Hirnblutungen. Mithilfe einer neuen Metaanalyse wurde jetzt untersucht, wie hoch das Risiko von intraokulären Blutungen unter den neuen oralen Antikoagulanzien ist.

Im Fokus standen 12 Phase-3-Studien mit dem Endpunkt intraokuläre Blutungen, in denen die Patienten randomisiert NOAK oder Warfarin erhalten hatten. Insgesamt schlossen diese Studien mehr als 100.000 Patienten ein.

Dabei zeigte sich, dass unter NOAK das Risiko für intraokuläre Blutungen im Vergleich zur Warfarin-Behandlung um 22% geringer war. Dies entspricht einer absoluten Risikoreduktion von 0,8 Blutungen pro 1000 Personenjahren. Der Effekt war unabhängig von der Grunderkrankung (Vorhofflimmern oder venöse Thromboembolie) und davon, welches NOAK eingesetzt wurde.

Die Vorteile der neuen oralen Antikoagulanzien können damit erklärt werden, dass sie im Gegensatz zu Warfarin nur an einer Stelle in die Gerinnungskaskade eingreifen und keinen direkten Effekt auf den Gerinnungsfaktor VIIa haben, der in der extrinsisch ausgelösten Kaskade am Anfang steht. Auch die geringe therapeutische Breite von Warfarin gilt es zu bedenken: In den analysierten Studien lagen die Gerinnungswerte der meisten Warfarin-Patienten nur 55 – 65% der Zeit im therapeutischen Bereich.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass NOAK insbesondere für Risikopatienten mit feuchter Makuladegeneration und Bluthochdruck besser geeignet sind als die älteren Arzneistoffe. Zudem ist mit der Zulassung von Idarucizumab, einem Dabigatran-Antidot, ein wichtiges Argument gegen den Einsatz von NOAK ein Stück weit entkräftet worden. Weitere Antidote für andere NOAK-Typen befinden sich bereits in der Entwicklung. Ein interessanter Kandidat ist Andexanet alfa, ein rekombinantes Protein, das die Wirkung von Faktor-Xa-Hemmer wie Rivaroxaban und Apixaban aufheben soll. |

Quelle: Sun MT., Risk of Intraocular Bleeding With Novel Oral Anticoagulants, JAMA Ophthalmology, 6. Juli 2017

Apothekerin Sarah Katzemich

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